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Autor Thema: Ostgrenze des Waldes  (Gelesen 25257 mal)

-|sZ|- Brownie

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Ostgrenze des Waldes
« am: 22. Mär 2008, 18:30 »
Liutasils Start:

Kapitel 1 Die Reise durch den Düsterwald

Kein Lichtstrahl fiel durch die dichten Bäume Düsterwalds. Anders als in Lorien oder den lichten Wäldern nahe Bruchtal war der große Grünwald still, dunkel und irgendwie unheimlich. Zwei Tage war die Ermordung Tharons her, und zwei Tage lang sah Liutasil niemanden ausser seinen eigenen Schatten. Kein Tier, kein Elb – nicht einmal ein Ork oder eine andere niedere Kreatur. Seit der großen Niederlage hatte es hier immer Späher gegeben, der Elben sowie der Orks, doch nachdem beinahe alle Elben Düsterwaldes nach Lorien geflohen waren, blieben nur wenige zurück.
Der Moos knirschte unter Liutasils Schuhen. Der Zauber dieses Ortes war durch das Verschwinden der Elben verloren. Nach Legolas Gefangennahme und Thranduils Flucht zu Galadriel war nur noch Dunkelheit die Heimat dieses Waldes geblieben. Tharon war geblieben ... vielleicht auch seine Sippe. Aber das konnten kaum mehr als 20 Mann sein.
Langsam schritt Liutasil weiter. Sein Ziel war Thal. In dieser Stadt der Menschen konnte er garantiert mit den Zwergen Kontakt aufnehmen.
Kontakt ... dieses Wort war zu nett gemeint, für das, was er mit ihrem König vorhatte.
Plötzlich hörte er ein lautes Knarschen. Ein stark gespannter Bogen ,kaum zwei Fuß lang, guckte aus dem Geäst einer riesigen Eiche. Man konnte nur noch das sanfte Surren eines Bogens hören, woraufhin ein röchelndes Geräusch den Wald erschaudern ließ.
Ein sanftes Surren? Von einem alten, knarzigen Bogen?
Liutasil schaute überrascht hinter sich.
„ Noch mal Glück gehabt.“, gab eine weibliche Stimme von sich. Dann trat sie aus dem Dickicht hervor.
„Ihr könnt froh sein, dass ich hier bin. Und ihr könnt froh sein, dass es nur ein Späher war, und kein ganzer Trupp. UND ihr könnt froh sein, dass es keine Spinne oder etwas schlimmeres gewesen ist ... und ihr könnt...“ Liutasil hatte genug gehört.
„ Mae govannen. Ich bin Liutasil aus dem Düsterwald, aus der Sippe des Weldalas. Und wer bist du?“
„Ich bin Siniel, aus der Sippe des Tharon.“
Der Name blieb Liutasil beinahe im Halse stecken. Was für ein Zufall ...ausgerechnet hier trifft er die Verwandten von dem Mann, der ihm den Todesschwur gegeben hatte ...
„Was macht ihr hier, Siniel?“, fragte er.
„Ich und meine Sippe versuchen, unsere Schuld gegenüber Thranduil einzutauschen und die Fehde zwischen unseren Sippen zu beenden. Worum es bei dieser Fehde geht, werde ich dir nicht sagen. Frag lieber nicht danach.“
„Wie wollt ihr sie beenden?“
„Eine Ork Horde nähert sich den verlassenen Höhlen Thranduils. Indem wir den Glanz dieses Ortes verteidigen, können wir vielleicht Gnade erwarten ...“
„Wie viele seid ihr?“
„Wir sind ungefähr 50 Mann. Beinahe die gesamte Sippe ist versammelt. Wir haben eine Übermacht gegen uns. Mindestens 400 Orks werden gegen uns ziehen ... deshalb frage ich dich, Liutasil aus der Sippe des Weldalas, ob du mit uns in die Schlacht ziehst.“
Kurz dachte Liutasil darüber nach, sie einfach zu töten. Sie konnte herausfinden, wer er war .... was er getan hatte ... Mit einem flauen gefühl im Magen blickte er auf sein Schwert Nimrais. Sie durfte es nicht erkennen!
„Ich komme mit dir. Ich darf meine Brüder nicht im Stich lassen, Siniel.“
„Dann bringe ich dich jetzt zu den Höhlen ...“
Es war irgendwie sarkastisch, diese kleine Reisegruppe anzusehen. Neben Siniel, einem Abbild elbischer Schönheit, geht der in Mitleidenschaft gezogenen Liutasil, der den Führer ihrer Sippe getötet hatte. Mehrere Minuten gingen die beiden schweigend durch den Wald, bis sie ankamen. Die Höhlen waren groß, größer als manch eine Zwergenfestung, und der schmale Eingang ließ kaum auf ihre Größe schließen. Einige Meter in der Höhle saßen einige Elben an einem Lagerfeuer, die Schilde, Speere und Bögen kampfbereit.
Ein großer, blonder Elb sprach Siniel an:
„Herrin! Schlechte Nachrichten! Die Orks werden früher als geplant hier eintreffen! Sie legen ein unglaubliches Tempo an den Tag!
Und eine zweite schlechte Nachricht ereilte mich vor wenigen Augenblicken ...Herrin ... Unser Anführer Tharon ist tot! Wir fanden ihn tot auf dem Übungsplatz, wenige Meilen von hier entfernt! Er hatte eine Elbenklinge mitten im Gesicht... Wir gehen davon aus, dass kein Ork ihn getötet hat! Es war ein Elb oder Mensch.“
Siniel schaute den Elb entsetzt an.“ Er ist tot? Nein ... Das darf nicht wahr sein ...“
Sie fasste sich kurz an die Brust.“Wir dürfen nicht versagen! Ich bringe jemanden, der Tharons Platz auf dem Schlachtfeld einnehmen kann! Er ist ein geschickter Kämpfer.“ Liutasil trat hervor.
„Das ist Liutasil aus der Sippe des Weldalas. Er wird die letzte Reihe anführen. Du die zweite und dritte. Die erste Linie werde ich anführen.“
„Herrin, wir werden unser Blut und unsere Herzen für die Fehde geben ... Unser Mut ist ungebrochen.“
Liutasil lächelte breit. Sein Plan hatte so eben diabolische Ausmaße angenommen ...
« Letzte Änderung: 16. Feb 2016, 15:37 von Fine »
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Zitat von The_Forsaken

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-|sZ|- Brownie

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Re: Ein schicksalhaftes Treffen
« Antwort #1 am: 22. Mär 2008, 22:33 »
Kapitel 2 : Der erste Plan ...
Sie kamen bei Nacht. Die äußeren Umstände ließen nicht auf die Orks schließen, nur die Warnung Siniels kündigte sie an. Vierhundert? Das war keine Horde. Das war eine Kompanie. Gezüchtet, um zu plündern und Panik zu erzeugen.
Siniel lag mit ihrer Reihe unter einigen Laubhaufen versteckt. Sie hatten sich einige Meter vor dem Eingang versteckt, und lauerten den Feinden dort auf.
Das Grunzen verriet die Orks. Sie dachten, sie könnten ein paar Zurückgebliebene töten, ausrauben, zerfleddern. An einen Kampf hatten sie nicht geglaubt. Und so sahen sie die zwei Dutzend silbrigschimmernde Bögen erst, als er zu spät war. Die Salve traf, kein Pfeil verfehlte sein Ziel. Die Orks waren verwirrt, blieben stehen, und wurden von der zweiten Salve auch noch erwischt. Dann rannten sie wild in die Höhlen. Liutasil befahl seiner reihe, die Bögen zu behalten, und der dunkelhaarige Hauptmann vor ihm befiehl, die Schwerter zu ziehen. Der dumpfe Aufprall von Fleisch auf Stahl wurde von überraschtem Quieken übertönt: Siniel und ihre Linie gaben ihre Tarnung auf und führten den Kampf zum Herz des Feindes. Liutasil, der gegen Siniels Befehl in die zweite Reihe rückte, hackte einem Ork blitzschnell den Kopf von den Schultern und begann dann zu lachen. Kein irres Lachen, aber ein kaltes, grauenvolles, ein Lachen, das einem Verbündeten in den Wahnsinn und einen Feind in das Grauen stürzen konnte. Sein Plan ging auf! Genau wie es geplant war! Es fiel Liutasil schwer, nicht laut aufzulachen. Langsam zog er sich zurück zur letzten Linie ...
Siniel und ihre Linie hatten einen großen teil der Orks ausgelöscht. Ihr Angriff kam unvermittelt, und die Salven der letzten Linie schafften ihr Platz, um tödlich mit den Messern zu hantieren. Doch als der Sieg nahe schien, die Feinde ängstlich wurden, wendete sich das Blatt. Feindliche schützen kamen aus dem Wald, schoßen wild in die Menge, und einige Schmerzensschreie waren Elben zuzuordnen. Da gab Liutasil seinen Schützen einen neuen Befehl:
„Schießt in die Mitte! Siniels Angriff ist gescheitert! Tötet sie alle, solange die mittleren Reihen halten!“
Die Schützen taten wie gehießen. Während die mittlere Reihe von den Pfeilen der Feinde heimgesucht wurde, wurde Siniels Linie von den eigenen Bögen gelichtet. Sie bemerkte den Schatten nicht, der eine dunkle Klinge zog, und ihr in den Bauch stach. Sie sank benommen zu Boden. Der Ork, der sie verwundete, wurde von den Pfeilen der hinteren Reihe gespickt. Ihr Befehl wurde missachtet! Aber das sollte ihr Recht sein. Ihre Linie brach zusammen, die Orks machten sie brutal nieder, und obwohl sie mehr als drei viertel der Gegner niederrungen, wurden die Höhlen eingenommen. Liutasils Linie aber überlebte. Er schickte sie durch einen Kleinen Ausgang in die Wälder, wo sie erst die gegnerischen Schützen niedermachten, und dann wild in den Wald flohen. Liutasil aber tötete die wenigen Orks, die mit Schwertern ausgerüstet waren, und ging dann suchen über das Schlachtfeld. Dies war kein Sieg – weder für Orks noch für Elben. Es war ein Sieg für Liutasil. Er hatte Elben wie Orks niedergemacht, und jetzt waren beide Parteien von der Spielfläche verschwunden. Nur die Königin fehlte noch ...
Das leise Röcheln ließ ihn aufmerksam werden. Dort, zwischen den Eingeweiden der Orks lag sie, „seine“ Königin. Er war der König, sie sein Gegenstück. Und doch waren sie kurze Zeit auf der selben Seite ...
„Haben ... wir gewonnen?“, fragte sie röchelnd. Sie hatte viel Blut verloren, ihre Schönheit war verwirkt.
„Ich habe gewonnen, ja.“
„Ihr allein? Was meint ihr?“
Liutasil zog Nimrais, das Schwert Tharons. Beim Anblick wurden Siniels Augen groß, ihre Pupillen weiteten sich.
„Nein ... das darf nicht wahr sein ... Mörder ... Eidbrüchiger ... du verrätst dein Volk!“
Liutasil schaute auf die noch weiße Klinge.
„Geh zurück zu den Sternen, Siniel.“
Die Antwort blieb aus, die Klinge wurde rot, und anstelle Siniels sah man nur den Körper einer Elbenherrin, nicht aber ihren Kopf.


Liutasil nach Thal
« Letzte Änderung: 16. Feb 2016, 15:47 von Fine »
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The Chaosnight

  • Galadhrim
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  • Welcome to the Herd, resistance is futile!
Ostgrenze des Waldes
« Antwort #2 am: 23. Mär 2008, 09:59 »
Aiwyn von den Pfaden des Düsterwaldes


Sobald Aiwyn außerhalb des Waldes war, sah sie nur ein reines Leichenfeld aus dunkelhäutigen Wesen mit leuchtend roten Augen, krummen Beinen und schlichter Metallrüstung.
Zwischen ihnen lagen viele große und dunkelhaarige Männer und Frauen ohne nennenswerte Ausrüstung.
Langsam schlich Aiwyn weiter durch das Feld, beide Hände an ihren Klingen, um im Ernstfall sofort handeln zu können. Gerade als sie sich einer Häuserruine näherte, klammerte sich eine Hand an ihr Bein.
Sofort hatte sie ihre Klingen gezogen und schaute auf die Person unter ihr. Vor ihr lag ein großer und kräftiger Mann in einer großen Blutlache, umringt von zahlreichen, toten Geschöpfen.
„Dunkle Menschen...meine Tochter...bitte helft ihr...“, keuchte er. Während er sprach, lockerte sich sein Griff und er blieb reglos liegen. Kurz nachdem die Person ihr Bein losgelassen hatte, hörte Aiwyn einen Schrei hinter der Häuserruine. Als sie die Ruine erreichte und einen kurzen Blick hinter sie warf, entdeckte sie zwei Männer, die vor einem Heuwagen standen und abwechselnd zu ihm hin schrieen oder mit dem Finger auf ihn zeigten. Ein großer Zorn regte sich in Aiwyn, denn sie ahnte, was da vor sich ging und sie wusste, wie es ist, von seinem Umfeld getrennt zu werden und damit aufgezogen zu werden.
Langsam schlich sie sich an die beiden heran und schnitt ihnen blitzschnell von hinten die Kehle durch.

Angewidert drehte sie die eine Leiche mit ihren Fuß um, sprang aber schnell wieder zurück: Die Person, die sie eben getötet hatte war eindeutig ein Ostling, jedoch einer der ranghöchsten, denn der Umhang war mit dem Königsbanner verziert, welches normalerweise nur Fürsten, Kriegsführern und ausgewählte Soldaten vorbehalten war. Doch auf Rüstung, Schwert und Schild zeigte sich ein anderes Wappen: Ein lidloses, rotes Auge mit schlitzartiger Pupille.
Sie frage sich, was ein Ostling seines Ranges an diesem Ort suchte und woher das andere Wappen kam, doch bevor sie weiter nachdenken konnte, wehte der Wind den Umhang vom Körper des gefallenen Soldaten in ihr Gesicht, offenbar hatte sie ihn beim Schnitt mit abgerissen. Als sie ihn herunterriss, sah sie aus dem Augenwinkel einen schwarzen Strich auf dem Hals ihres Gegners. Sofort ging sie auf ihn zu und entfernte die Kleidung um seinen Hals und sprang erneut zurück: Das Symbol ähnelte dem auf ihrem Rücken, von dem sie immer dachte, es von einem Unfall zu haben.
Entgeistert stand sie vor ihm und sah sich das Mal an, bis ein leises Wimmern sie wieder daran erinnerte, was sie versprochen hatte. Schnell griff sie sich die Umhänge beider Gegner und drehte sich um, wo sie das gesuchte Mädchen an den Wagen gefesselt sah, das verzweifelt versuchte, die Fesseln abzureißen. Nachdem Aiwyn die Stricke durchtrennt hatte, rannte das Mädchen sofort das Schlachtfeld hinunter.
Vor ihrem sterbenden Vater sackte sie schließlich schluchzend zu Boden. Als Aiwyn ebenfalls vor ihm stand, würgte er nur noch ein „passt...auf sie...auf“ heraus, bevor er starb.
Das Mädchen klammerte sich verzweifelt an seinen Leichnam, doch Aiwyn wusste, dass sie schnell fort mussten, denn sie kannte die Taktiken aus dem Osten.
„Komm mit, wenn wir länger hier bleiben, kommen nur noch mehr dieser Männer.“, sagte sie leise, doch das Mädchen nahm ihre Worte nicht wahr und als Aiwyn ihr die Hand auf die Schulter legte, um sie langsam fortzubewegen, klammerte sie sich nur noch fester um den toten Körper und schrie wild rum. Sofort legte ihr Aiwyn die Hand vor den Mund, denn sie wusste, dass das nur jede Art von Lebewesen im Umkreis anlocken würde und es sich zur jetzigen Zeit nicht erlauben dürfte, Aufmerksamkeit zu erregen.
Doch mit dem was dann geschah hatte sie nicht gerechnet: Mit ungeheuren Kräften riss die Kleine die Hand von ihrem Gesicht und schrie nun Aiwyn ins Gesicht: „La..Lasst mi...Lasst mich in Ruhe! Schmerzen...alleine...“
Langsam antwortete sie: „Ich kann dich hier nicht alleine lassen! Wenn du hier bleibst wirst du bald getötet und im näheren Umkreis sehe ich keine Siedlungen, zu denen du hingehen könntest. Dein Vater hatte sich auf mich verlassen und ich will seinen letzten Wunsch nicht nicht erfüllen.“
Als sie ihren Vater erwähnte, schluchzte das Mädchen noch heftiger auf und brach über dem Körper ihres Vaters zusammen.


Aiwyn zu den Nebenwegen der Hauptstraße
« Letzte Änderung: 3. Aug 2016, 15:05 von Fine »
RPG: Aiwyn: [1/2] Start  
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Thanderin

  • Gast
Auf der Reise nach Düsterwald
« Antwort #3 am: 23. Mär 2008, 15:09 »
Thanderins Start:

Thanderins Reise nach Düsterwald verlief ohne Ereignisse bis sie den Waldfluß erreichten wo er und seine Leibwache Rast machten. Nachts erwachte Thanderin schweißgebadet aus einem dunklem Traum. Er richtete sich auf und sah sich um und erschauderte Blut überall was  ist geschehen? er schrie auf, seine Gefährten waren von Pfeilen durchbohrt Elbenpfeile!? Da merkte er das ein Elb mit einem Bogen, der auf ihn gerichtet war, vor ihm stand. "Ich bin Thanderin Vertrauter des Königs unter dem Berg was hat das hier zu bedeuten?" Der Elb sah ihn an und lachte hämisch und sagte: "Nun Zwerg wir haben unsere Gründe, bist du Thanderin wir wurden von Thorin III davon unterrichtet, dass du kommen würdest um im Düsterwald Rast zu machen. Du bist auf dem Weg nach Lorien nicht war?"
Thanderin entgegnete: "Nun Elb das geht euch nichts an, Verräter!" Der Elb lachte nur.


Die Elben sie haben uns verraten. Ich wusste es, dass diese Feiglinge die sich auf Bäumen verstecken, uns verraten würden, wie ich sie hasse Er sprang auf und schlug den Elb nieder, doch schon trafen in 3 Pfeile in die Brust er stöhnte und ging zu Boden und hauchte "Baruk Khazad, Ai-Menu!"
Da erwachte Thanderin, jemand schüttelte ihn.  "Was ist geschehen?"  fragte Thanderin
"Du hast geschrieen wie am Spieß!" sagte eine ihm vertraute Stimme. Thanderin schlug die Augen auf. Und sah das Gesicht eines seiner Begleiter. "Aber..Aber ich dachte..."begann Thanderin zu stammeln. Thanderin erhob sich und sagte jetzt mit fester Stimme: "Es war nichts!" "Aber Herr..." "Es war NICHTS!" unterbrach er seinen Begleiter.
Es war bereits der Morgen angebrochen "Wir ziehen weiter in den Düsterwald!" befahl Thanderin. "SOFORT!" Und so zogen er und seine Begleiter weiter in den Düsterwald hinein.


Thanderin tiefer in den Düsterwald hinein
« Letzte Änderung: 11. Aug 2016, 10:48 von Fine »

Tauriel?

  • Wanderer des Alten Waldes
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Re: Ostgrenze des Waldes
« Antwort #4 am: 29. Aug 2017, 16:04 »
Eryniel von Thranduils Hallen


Eryniel seufzte. Die letzten zwei Tage waren schwierig gewesen. Sie hatte, wie Oronêl es wünschte, mit vielen Elben gesprochen und versucht Anhänger zu finden, doch alt zu oft hatte man ihr kein Gehör geschenkt. Viele wollten nichts von “der Bedrohung: Saruman“ wissen. Dazu kam, dass jeder mit den Vorbereitungen für die kommende Schlacht beschäftigt war. Es hatte sie viel Mühe gekostet, fündig zu werden. Am Ende hatte sie jedoch eine recht anschauliche Zahl an Zuhörern finden können.
Nicht nur in den Hallen des Königs hatte sie gesucht. Sie hatte feststellen können das die Elben, welche draußen im Wald lebten, weniger unter dem Einfluss des Zauberers zu stehen schienen. Hier hatte sie oft ähnliche Ansichten wie die ihren vernommen.
“Alles gut?“ Paladir lief neben ihr her und hatte ihre nachdenkliche Mine bemerkt.
Auch Paladir war umhergezogen und hatte sie unterstützt, zumindest wenn er etwas Zeit entbehren konnte.
“Mhm, ich war nur im Gedanken.“ sie liefen beide gemeinsam mit den anderen der Wache über die Brücke vor dem Tor.
“Du solltest jetzt nicht an morgen denken, sondern dich derweilen auf das Jetzt konzentrieren.“, er warf ihr einen tadelnden Blick zu. „Immerhin steht uns erst noch eine Schlacht bevor und alles andere ist nicht weiter von Belangen.“
“Du hast recht.“ sie senkte die Stimme leicht, “Und doch bin ich im Gedanken bereits bei der nächsten Schlacht..“ sie schaute sich um.
Nun seufzte auch Paladir.
Sie musste schmunzeln. “Alles gut?“, der Hohn war deutlich zu hören.
Der Elb verzog das Gesicht.

Beide reihten sich neben den anderen Krieger ein. Als Eryniel über die Masse hinweg schaute erspähte sie Kerry, die sich einen weg durch das Heer bahnte. Sie hatte Eryniel bereits bemerkt und nickte ihr bedeutend zu. Govado gin galu. Sie wünschte ihr Glück – das würden sie alle gebrauchen können.

Paladir stupste sie an. “Es ist soweit.“ Thranduil und seine Tochter führten nun das Heer an. Paladir griff nach einem geriffelten Horn an seinem Gürtel und legte es an den Mund. Zeitgleich ertönten auch die Hörner der anderen Truppen. Ein metallisches Klirren und Rascheln war zu vernehmen, als sich das Heer in Bewegung setzte, den Fluss entlang, in Richtung der östlichen Waldgrenze, wo sie das Lager aufschlagen würden.
Eryniel und Paladir sollten unter Limhirs Kommando den Weg auskundschaften. Der Spähtrupp bestand aus sechs weiteren Elben, alle in der dunkelgrünen und braunen Tracht der Silvan-Wache. Limhir ließ sie schneller laufen. Rasch zogen sie an den übrigen Kriegern vorbei und verschwanden im Grün des Wegrandes.

“Pado na hair!“ Limhir wies sie an nach links abzuweichen. Sie sollten zu beiden Seiten des Pfades, den das Heer kommen würde, nach Ungewöhnlichem Ausschau halten. Eryniel war in der kleineren Gruppe aus vier Kundschaftern, darunter Paladir. Limhir wandte sich nun nach rechts, gefolgt von den vier Anderen. Gekonnt verbarg sich Eryniel in den Schatten der Bäume auf der linken Uferseite. Aufmerksam drehten sie immer wieder die Köpfe und lauschten auf jedes noch so leises Geräusch. Nun teilte sich ihre Gruppe nochmals auf – Paladir wich weiter in den Wald ab, mit ihm einer der beiden Elben. Eryniel und der verbleibende Späher hielten sich weiter an den Lauf des Flusses.
Tosend wand sich der Fluss zu ihrer Rechten in Richtung des Langen Sees und den östlichen Ausläufen des Düsterwaldes. Dort warten sie vermutlich schon auf uns. Sie musste an das dunkle Gefolge Sarumans denken. Ich war froh nicht mehr mit ihnen ziehen zu müssen, doch das Schicksal scheint mich weiter auf die Probe stellen zu wollen. Bei diesem Gedanken musste sie sich ein Lächeln verkneifen. Wie dumm von mir.
Sie schaute zu ihrem Begleiter hinüber. Er war größer als sie, hatte langes goldblondes Haar und harte Gesichtszüge. Wie geht es Ihm wohl … Treibt ihn sein Pflichtbewusstsein in die Schlacht, Eifer und der Wunsch nach großen Taten? Eryniel für ihren Teil, war nicht sonderlich begeistert von der Aussicht an der Seite von Orks zu kämpfen, den Ansturm auf den Berg hatte sie jedoch, als notwendigen Schritt betratet, denn auf keinem Reich sollte ein Schatten wie dieser liegen. “Jetzt konzentriere dich Eryniel!“, sagte sie zu sich selbst und konzentrierte sich wieder auf ihre Umgebung.
Ein Vogelruf ertönte von rechts – zumindest hätten ihn ein ungeübtes Ohr ihn dafür gehalten. Einer der beiden Gruppen auf der rechten Seite hatten etwas entdeckt und gaben ein Signal. Zweimal hörte man das zwitschern. Unsere Einheit. Sofort machten sich die beiden daran auf einem Baum am Ufer zu klettern. Hier wurde der Lauf schmaler und man konnte von einer Baumkrone in die eines Baumes auf der gegenüberliegenden Seite gelangen. Drüben angekommen rannten sie in die Richtung, aus der das Signal gekommen war. In etwa 50 Meter Entfernung verbargen sich Limhir und zwei seiner Begleiter im Untergehölz. 20 Meter weiter hörte man das Knarren von Wagenrädern, die aus östlicher Richtung kamen. Vorsichtig schlichen sie sich näher an das Poltern heran. Eryniel verbarg sich hinter einem steil aufragenden Felsen und schaute in einen kleinen Pass hinab.
Sie sah einen Handkarren, der von einem gebeugten Mann gezogen wurde. Dahinter kam eine alte Frau mit einem kleinen blonden Mädchen an der Hand, flankiert von zwei Knaben. Die Kleine hielt eine Puppe aus Stroh in den Armen. Die beiden Jungen hatten braunes Haar – der eine heller und gekräuselt – und hielten lange Äste in der Hand. An der grauen zerschlissenen Kleidung konnte man blaue und rote Stickereien erkennen. Das müssen Menschen aus Thal oder Esgaroth sein.
Limhir gab ein Handzeichen. Die Elben schwärmten aus und begannen sich an die Reisenden heranzuschleichen und dann zu umstellen. Eryniel schlitterte den kleinen Abhang hinunter und hielt ihren Bogen gespannt – lediglich zur Drohung. Die Menschen sahen sich nun von fünf bewaffneten Kriegern umringt. Nervös hielten die beiden Burschen ihre Stäbe vor sich - sahen jedoch nicht so aus, als würden sie wissen was sie nun tun sollten. Die Alte verbarg das Kind hinter ihrem Rücken. Der gebeugt gehende Mann ließ den beladenen Karren sinken und hob bedacht die Hände. Er schien weniger besorgt als die anderen, soweit man sein Gesicht unter der blauen ausgeblichenen Kapuze erkennen konnte.
Limhir ergriff das Wort: “Wer seid ihr und was wollt ihr in Thranduils Reich?“
“Hilfe, mein Herr.“ Er sprach befremdlich, wie Eryniel fand. “Wir sind auf der Flucht! Einige Tage sind wir schon Unterwegs und hoffen auf Zuflucht. Wir sind Flüchtlinge aus Thal, auch wenn wir eigentlich aus Esgaroth kommen. Not und Leid trieben uns fort, mein Herr.“ der Mann senkte den Kopf und legte die geschundenen Hände auf die Knie.
Eryniel betrachtete einen der beiden Jungen, der sie mit großen Augen ansah, und zog eine Augenbraue hoch.
“So zeigt euer Gesicht und verratet uns euren Namen.“ Befahl Limhir.
Der Mann richtete sich auf und zog seine Kapuze zurück. Zum Vorschein kam ein dichter kurzer schwarzer Bart und schulterlange dicke Locken, die langsam Grau wurden. Sein Gesicht war von, seichten Falten, durchzogen und dreckig.
“Mein Name ist Emrig und die beiden Jungs, sind mein Sohn Fawrell und sein Freund Theren. Die Dame ist Eggard und ihre Enkelin Nawyn.“ Er deute auf jeden der genannten Personen.
Gerade als Limhir wieder etwas sagen wollte, trat die Alte einen Schritt vor. “Bitte helft uns!“ sie hatte eine raue hohe Stimme. Ihre zitternden Hände betasteten nervös ein altes Tuch, das sie hielt.
Der Elb schaute alle prüfend an und ließ dann die Hand sinken. Die anderen ließen ihre Waffen wieder sinken.
“Fironel und Eryniel!“ Eryniel und ihr Begleiter traten vor. “Sie würden uns nur aufhalten und Probleme bereiten. Ihr beiden bringt sie zum Lager. Bleibt hinter uns zurück. Im Lager wird man dann entscheiden, was mit weiter geschieht.“ Er nickte den anderen zu und sogleich verschwanden sie im Wald.
Eryniel hatte es nicht gewagt sich zu widersetzen, also würde sie wohl tun müssen was ihr aufgetragen wurde. Sie betrachtete den Wortführer der Reisegemeinschaft.
“Wir werden euch zu unserem Lager bringen, dort wird man sehen, was man für euch tun kann.“
“Habt dankt“ der Mann hievte den Karren wieder hoch und trotte hinter der vorausgehenden Eryniel her. Fironel ging ganz hinten.
Gemeinsam machten sie sich auf den weg zum Lager, am Ostrand des Waldes.

“Weshalb seid ihr geflohen?“
Der Mann schaute zu ihr auf und schien überrascht, dass sie ihn fragte. „Nun..“, begann er nachdenklich. “Gewiss habt ihr davon gehört, wie es in Thal zugeht.“
Natürlich hatte sie von den Nöten der Nordmenschen gehört, welche nun unter der eisernen Hand des Berges und seiner Besatzer standen, doch sie wollte mehr über die Zustände dort erfahren.
Als von der Elbe keine Antwort zu kommen schien, begann der Mann:“Seitdem der Feind die Stadt eingenommen hat, wurden wir zu niederer Arbeit und Tributen gezwungen. Wir waren Sklaven, die man herum scheucht und erniedrigt. Rund um die Uhr schuften. Bei Widerstand folgten Strafen. Wie man sich sicher denken kann gehen die da nicht zimperlich mit einem um. Einem Nachbarn, der mit meiner Kusine zweiten Grades befreundet ist, haben sie glatt zu Tode gepeitscht. Alles nur, weil er nicht einsah einem Aufseher seine Erbstücke zu überlassen.“
Redseliger Man, dachte Eryniel sich. Der Mann erzählte lang und ausschweifend über Habseligkeiten, die man hatte zurücklassen müssen. “Oh, nein. So leben, konnten wir nicht länger! Aber natürlich hätten die uns nicht einfach so gehen lassen, also…“ Es folgte ein ausführlicher Bericht über die Aufseher und ihr Entkommen. Einer der Aufseher hatte wohl einen Streit in den eigenen Reihen unterbinden müssen und geriet dabei in eine Schlägerei. In dem Durcheinander hatten sie sich durch dunkle Gassen davon stehlen können und sind nachts über die Ebene gerannt.Es wunderte Eryniel, dass die fünf überhaupt entkommen konnten. Und doch.. Sie waren bis hier hergekommen...
Sie hätten noch ganzes Stück weg vor sich und der Redeschwall des Mannes machte keinen Anschein nachzulassen.
Menno o nin na hon i eliad annen annin, hon leitho o ngurth.

Eandril

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Das Heerlager
« Antwort #5 am: 6. Sep 2017, 19:54 »
Thranduil, Glorfindel, Oronêl, Finelleth, Celebithiel, Mírwen, Helluin und Kerry mit dem Heer der Waldelben von Thranduils Hallen

Die Bäume des Waldlandreichs warfen in der tiefstehenden Abendsonne lange Schatten auf die Ebene des Celduin hinunter, beinahe bis hinunter zu den östlichen Ufern des langen Sees. So weit nach Osten war Oronêl nie zuvor gelangt, und die endlose Weite der grasbewachsenen Ebenen und Hügel, die sich östlich des Celduin erstreckte, überraschte ihn. Am südlichen Himmel ging bereits schwach der rötliche Stern Carnil auf, und weiter westlich verschwand Alcarinque hinter tiefliegenden Wolken.
"Ein passendes Zeichen", sagte Oronêl leise vor sich hin. "Wenn man bedenkt, zu welchem Zweck wir hier sind..."
"Aber zeigt er unseren Sieg an, oder nur die kommende Schlacht?", fragte Mírwen, die sich bereits vor einiger Zeit zu ihm ans Ende des Heerzuges hatte zurückfallen lassen. "Das kann ich nicht beantworten", erwiderte Oronêl, und blickte nach Westen, doch die Wolken hatten sich bereits wieder vor Alcarinque geschoben. Vor ihnen hatte der Zug der Elben und Dúnedain auf der schmalen Ebene zwischen Wald und See angehalten, und Oronêl blieb im Schatten der letzten Bäume stehen. "Und ich weiß nicht, ob ich mir wünschen soll, dass wir siegen - eine Niederlage für Sauron bedeutet in diesem Fall einen Sieg für Saruman."
"Und ganz gleich wer von beiden am Ende über Mittelerde herrscht, es wird keine Freiheit und keine Schönheit mehr geben." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, und nicht zum ersten Mal an diesem Tag fragte Oronêl sich, was Mírwen wohl dazu bewogen haben mochte, an der Seite des Zauberers, der für den Tod ihres Vaters verantwortlich war, in die Schlacht zu ziehen - auch wenn er die Antwort eigentlich bereits kannte.
Hinter ihnen knackte ein Zweig, und Glorfindel und Celebithiel traten Seite an Seite aus dem Wald hervor. "Ich wäre mir nicht so sicher, dass Saruman eine ebenso schlechte Alternative ist wie Sauron", sagte Glorfindel, und seine Miene war ernst und entschlossen. "Ich kenne ihn bereits sehr lange, länger vielleicht als jeder andere in Mittelerde, mit Ausnahme der übrigen Istari. Und auch wenn er immer stolz war und die Macht liebte, war er doch nicht immer so wie jetzt. Und wenn er sich einmal zum Schlechteren gewandelt hat, vielleicht kann es auch erneut geschehen, und dieses Mal zum besseren."
"Auch Sauron war einst nicht so wie jetzt, heißt es", wandte Celebithiel ein. "Und doch ist er für immer verloren - wieso sollte es bei Saruman anders sein?"
"Sauron wurde von Morgoth selbst verführt, meine Liebste", widersprach Glorfindel. "Lasst euch von eurem Zorn und allem Hass, so berechtigt sie angesichts von Sarumans Taten auch sein mögen, nicht blenden: Saruman folgt nicht dem dunklen Herrn auf seinem Pfad hinab in die Leere, sondern ist von Stolz und Macht verführt worden. Ihr habt gut daran getan, seine Macht in Eriador und Arnor zu brechen, denn je weniger Macht er besitzt, desto leichter wird es werden ihn von seinem Irrweg abzubringen."
"Ich weiß nicht, ob es mir möglich sein wird, ihn je wieder als etwas Gutes zu betrachten", gestand Mírwen freimütig ein, und ohne recht zu wissen was er tat, legte Oronêl einen Arm um ihre Schultern. Sie errötete ein wenig, unternahm allerdings nichts um sich von seinem Arm zu befreien. "Das weiß ich auch nicht", sagte er ruhig. "Und es wird nicht leicht werden, nach dem was er in Lórien, in Eriador, in Arnor und in Rohan getan hat. Aber Glorfindel hat mit einem Recht: Der wahre Feind, der einzige, der wirklich zählt, ist der in Mordor. Er will nicht beherrschen - jedenfalls nicht die Elben - sondern vernichten. Also müssen wir..." Das Bild Rúmils stand ihm vor Augen, wie er in Lórien gefallen war. Er dachte an Amrûn, und an Forath, an Cúruon und Faronwe, und alle die in Fornost gefallen waren, und für einen Augenblick wollten die Worte ihm die Kehle zuschnüren. Doch dann dachte er an Amdírs lachendes Gesicht im Augenblick seines Todes und all die anderen Freunde, die er in der Schlacht auf der Dagorlad und in den Jahren des Krieges davor verloren hatte, und er fuhr fort: "Also müssen wir alles tun um ihn zu besiegen - selbst wenn es bedeutet, einen Pakt mit Saruman zu schließen. Für einige Zeit."
"Für einige Zeit", wiederholte Mírwen leise. "Bis die Schlacht um den Einsamen Berg geschlagen ist. Und dann gehen wir fort."
Oronêl betrachte ihr Gesicht von der Seite, und nickte dann langsam. "Dann gehen wir fort, und führen den Kampf anderswo fort. In Rohan, oder bei meinen Verwandten in Dol Amroth. Sie können jedes Schwert gebrauchen." Er blickte Celebithiel und Glorfindel an. "Was werdet ihr tun, wenn die Schlacht geschlagen ist?"
Für einen Augenblick huschte ein müder Ausdruck über Glorfindels Gesicht. "Ich weiß es noch nicht", gab er zu. "Es gibt viele Orte, an denen Schwerter gebraucht werden, doch jetzt ist mein Platz hier."

Einige Zeit herrschte Schweigen, bis Oronêl sagte: "Nun, wie es aussieht werden wir einige Zeit hier rasten, bis Saruman und sein... Heer sich uns anschließen. Ich werde die Gelegenheit nutzen um nach unseren übrigen Gefährten zu sehen - ich hoffe, dass Kerry unter den Dúnedain nicht in Schwierigkeiten geraten ist." Er verabschiedete sich von den drei Noldor, und ging langsam durch das hohe Gras, das hier die Bäume des Waldlandreiches ablöste, in östlicher Richtung davon. Obwohl die Sonne beinahe ganz hinter dem Wald verschwunden war und sich die Dämmerung rasch herabsenkte, waren keine Feuer entzündet worden, und die Elben standen und saßen in kleinen Gruppen, unterhielten sich, und warteten auf die Ankunft ihrer ungeliebten Verbündeten, die lieber bei Dunkelheit als bei Tageslicht marschierten.
Oronêl fand die Dúnedain ohne größere Probleme, denn in ihren grauen Mänteln und Rüstungen fielen sie unter den Waldelben deutlich auf. Ein Mann, dessen bärtiges Gesicht ihm vage bekannt vorkam, vertrat ihm den Weg und fragte unfreundlich: "Was willst du hier, Elb?" Oronêl unterdrückte ein Seufzen, und dachte an die Zeiten, da die Dúnedain von Arnor als Elbenfreunde bekannt gewesen waren - und dann dachte er an diejenigen der Dúnedain, die unter Belens Führung in Arnor zurückgeblieben waren, und die diesem Ruf noch immer gerecht wurden. Er bemühte sich um einen möglichst gleichmütigen Tonfall, als er antwortete: "Eine Freundin von mir befindet sich bei euch - jung, blond, aus Rohan. Vielleicht hast du von ihr gehört?"
Der Dúnadan verzog das Gesicht. "Natürlich. Helluins kleiner Liebling... man sieht es ihm nicht so leicht an, aber er hat einen echten Narren an der Kleinen gefressen. Na schön, meinetwegen, geh und sprich mit ihr."
Oronêl fand Kerry auf einem niedrigen, moosbewachsenen Felsen sitzen, ihren Mantel fest um sich gezogen. Einige Schritte von ihr entfernt stand ein großgewachsener, schwarzhaariger Dúnadan, der scheinbar nachdenklich in die Dämmerung hinausblickte. Als Oronêl neben sie trat, fuhr Kerry zusammen und sagte: "Warum müsst ihr Elben euch immer so anschleichen? Irgendwann werde ich mich zu Tode erschrecken." "Ich freue mich auch, dich zu sehen", erwiderte Oronêl mit einem Augenzwinkern. "Und ich habe mich nicht mit Absicht angeschlichen - schließlich würden Mathan und Halarîn mir nie verzeihen, wenn ich dich zu Tode erschrecke." Oder wenn du anders zu Schaden kommst, fügte er in Gedanken hinzu, und wünschte sich für einen Augenblick, sie hätten Kerry in der relativen Sicherheit von Thranduils Hallen zurückgelassen. Doch sie war erwachsen, konnte ihre eigenen Entscheidungen treffen - ganz abgesehen davon, dass Oronêl nicht ihr Vater war, mit denen sie wahrlich reichlich gesegnet war - und hatte bereits ganz andere Dinge in Fornost, Angmar und Eregion überstanden.
"Dann mach das nächste Mal ein bisschen Lärm", meinte Kerry leichthin, doch Oronêl erkannte, dass ihr nicht ganz so fröhlich zumute war, wie sie tat. Wirklich entspannt war im Augenblick vermutlich niemand im ganzen Heerlager. "Und es wäre wirklich schön, wenn wir ein Feuer anzünden könnten", fuhr sie fort. "Dieser Wind ist nämlich wirklich ziemlich frisch." Sie hatte recht, denn außerhalb des geschützten Waldes blies ein kühler Wind von Osten heran und die Nacht versprach kalt zu werden. Bevor Oronêl etwas erwidern konnte, wandte sich der dunkelhaarige Mann Kerry zu, und sagte: "Kein Feuer. Je später Saurons Truppen in Esgaroth uns bemerken, desto besser." Der langsam aufgehende Mond warf ein fahles Licht auf sein Gesicht, und Oronêl erkannte Helluin, den er bislang nur von Ferne gesehen hatte. Der Anführer von Sarumans Dúnedain war viel jünger als er angenommen hatte, er musste ungefähr im gleichen Alter wie Kerry sein. Und als Helluin Kerry anblickte, glaubte Oronêl einen Ausdruck in seinen Augen zu sehen, für den er dem Dúnadan einen Moment lang am liebsten sämtliche Zähne ausgeschlagen hätte. Er atmete tief durch, und fragte sich, ob Kerry diesen Ausdruck ebenfalls bereits bemerkt hatte, oder ob Helluin ihn besser verbarg, wenn sie hinsah. Hoffentlich hatte er keinen Fehler gemacht, als er Kerry zu den Dúnedain geschickt hatte...
"Glaubt ihr, dass wir Esgaroth noch heute angreifen werden?", fragte er an Helluin gewandt, und bemühte sich wie zuvor um einen möglichst neutralen Tonfall. "Wenn der Rest des Heeres innerhalb der nächsten Stunde eintrifft, ja", erwiderte der Mann abweisend. "Die Orks kämpfen nicht gerne im Tageslicht." Er unterdrückte seine Verachtung für Sarumans andere Diener nur unzureichend, und Oronêl fragte sich unwillkürlich, was Helluin für ein Mensch war. Er schien die Orks noch immer zu hassen und zu verachten, und dennoch kämpfte er treu an seiner Seite - sogar in Lothlórien. Was trieb Helluin dazu, so zu handeln wie er handelte?
Von Südwesten her trug die Nacht leise einen misstönenden Hornklang heran, und Oronêl atmete tief durch. "In diesem Fall scheinen wir heute noch unsere Schlacht zu bekommen, denn diesen Ton kenne ich zu Genüge." Er legte Kerry die Hand auf die Schulter und drückte sie kurz. "Achte gut auf dich, Kerry." Doch es war nicht sie, sondern Helluin, dem er dabei fest in die Augen blickte.
"Das tue ich doch immer", erwiderte Kerry, und rang sich in der Dunkelheit ein Lächeln ab. "Und nun geh schon, sonst wird Finelleth ohne dich an ihrer Seite kämpfen müssen - und das würde ihr gar nicht gefallen."
Oronêl erwiderte das Lächeln. "Ganz sicher nicht. Also dann, wir sehen uns in Esgaroth - lebendig, hoffe ich."
« Letzte Änderung: 22. Jan 2020, 16:03 von Fine »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Tauriel?

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Re: Ostgrenze des Waldes
« Antwort #6 am: 10. Sep 2017, 22:11 »
“Naja, aber so sind sie eben. Und nun sind wir also bei den Elben. Verzeihen sie, wenn ich so offen bin, aber sie sind mir doch ein eigenartiges Völkchen hier drüben im Düsterwald.“ Seine Stimme schallte von den grauen, mit Moosen bewachsenen, Felsen wieder. “DÜSTERWALD! Also, wenn sie mich fragen hat er diesen Namen zurecht. Hier kann ja niemand, der gescheit ist leben wollen. Ständig im Schatten dieser gruseligen, schrumpligen Bäume. Verrückt wird man hier. Aber nichts für ungut, Frau Elbe.“ Emrig klopfte ihr auf die Schulter. Er hatte nun mehr als eine Stunde vor sich hin gefaselt und Eryniel hatte die meiste Zeit einfach weggehört. Sie zuckte nun leicht zusammen als der Mann sie berührte. Emrig schien das nicht aufgefallen zu sein.
Eggard und Nawyn waren ruhig gewesen. Nur manchmal hatte die Kleine der Alten eine Frage zu Dingen gestellt, die sie sah. Mal ging es um eine Blume ein anderes Mal hatte sie einen Vogel entdecken können, der im Geäst der Sträucher und Bäume sang.
Die beiden Jungen, Fawrell und Theren, hatten versucht zu flüstern, doch Eryniel hatte beide deutlich verstehen können. Ihre Aufmerksamkeit schien ihr zu gelten.
Eryniel richtete den Blick gen Westen, wo die Sonne den Himmel in tiefes Rot tauchte und die Bergspitzen des Nebelgebirges in der ferne, wie blutige Messerspitzen aufleuchteten. “Die Sonne wird bald untergehen.“, sagte sie zu Fironel, der hinter der Gemeinschaft herging. “Die ersten Sterne sind bereits zu sehen.“
Langsam liefen sie den ausgetretenen Pfad auf der Westseite des Flusses entlang, der nun weniger wild, leise plätschernd an ihnen vorbei in Richtung des langen Sees floss. Sie wichen nun Richtung Südosten ab und das Dickicht lichtete sich nun und die großen laubbehangenden Bäume wichen nun immer mehr grasbewachsenen Hügeln oder flachen Ebenen. Dicke Nebelfetzen kamen aus nordöstlicher Richtung, die der Wind vom See hertrug, und welche sich nun über, das sich im zarten Wind wiegende Gras, wie ein Leichentuch betteten. Mit ihm kroch eine bittere Kälte, welche die Wanderer erzittern ließ.
 “Brrr, da fühlt man sich ja beinah wieder wie zu Hause. Nich, Eggard?“ Emrig lachte.
Eggard hatte Nawyn immer noch an der Hand. “Da hast du recht. Ach ja...“ Sie seufzte und beugte sich zu dem Mädchen runter, um ihr das Tuch um die Schulter zu legen.
Sie kamen noch einmal an einer Reihe vereinzelten Bäumen vorbei, als Eryniel etwas am östlichen Waldrand erspähen konnte. Jenseits der Waldgrenze konnte sie einige Wachposten sehen, die das Lager des Heeres markierten. “Ich denke wir haben es geschafft.“

Nach einem kurzen Gespräch mit einen der Wachen, durfte die Gemeinschaft passieren. Die Elben des Waldlandreiches und die Dúnedain hatten bereits begonnen ihre Zelte aufzuschlagen. Stangen wurden in den Boden geschlagen und Planen über die Unterkünfte geworfen. Am Rand der weiß-gelben und grauen Zelte waren noch andere aufgestellt. Von dort schwelten dünne Rauchschwaden in die Luft. Orks. Sie hackten auf Stämmen ein oder waren damit beschäftigt dreckige Lumpen-Vorhänge an ihren schiefen Bauten zu hängen. Andere waren wohl jagen gewesen, denn sie häuteten Rehe und benutzen deren Felle für ihre Zelte. Ihre ächzenden Stimmen schnitten wie kalter Stahl durch die Abendluft.
Eryniels Miene versteinerte sich zu einem nichtssagendem Ausdruck. Sachlich sprach sie zu ihren Begleitern: “Folgt mir.“
Gemeinsam mit ihnen, durchstreiften sie das Lager, wo reger Betrieb herrschte. Sie schlängelten sich an den Soldaten, auf dem plattgetretenen Feldlager, vorbei. Ihr Ziel war ein größeres Zelt auf einer kleinen Anhöhe mit einer knorrigen alten Eiche ohne Blättern, welche sich genau zwischen dem Lager der Orks und dem des übrigen Heers befand. Es war Rund mit einem spitzen Dach und zwei Äste hoben den Eingang hervor. Es war mit kunstvollen Ranken bestickt worden und hob sich unverkennbar von den übrigen ab. Das dort oben musste Thranduils Zelt sein.
Sie gingen hintereinander hinauf und blieben vor dem Eingang stehen, wo ihnen zwei Elben die Plane beiseite zogen. Das Licht flutete aus dem Spalt und Eryniel trat vor, die anderen hinter sich zurücklassen.

Sie sah sich in dem hell beleuchteten Zelt um. In der Mitte stand ein runder Tisch, über dem ein Kronleuchter hing. Ein großer Stuhl war aufgestellt worden, zwei weitere zur rechten und linken. An der Wand war ein Gestell, das die Rüstung des Königs trug. Von Thranduil war jedoch nichts zu sehen. An seiner statt saß ein großer in Weiß gekleideter Greis in einem der drei Stühle. Sein langer weiß-, grau- melierter Bart und ebenso langes weißes Haar verbargen das zerfurchte Gesicht, mit der schmalen Hakennase. Die dunklen buschige Augenbrauen hoben sich. Geringschätzend betrachtete das schwarze Augenpaar den Eindringling und wand sich dann wieder ab, um eine Schriftrolle in den hageren Händen zu betrachten. Dürre Finger mit langen Nägeln glitten über das Pergament.
Ehe Eryniel groß etwas hätte sagen können, stellten sich ihr zwei Dúnedain in den Weg und kreuzten ihre Speere. “Na, wo wollen wir denn hin? Ihr habt hier keinen Zutritt.“
Eryniels Stimme kam nur halb so autoritär klingen heraus, wie sie es gewollt hatte:“Ich komme, um mit Herrn Thranduil zu sprechen. Es geht um eine Gruppe von Flüchtlingen aus Thal, welche wir beim Auskundschaften des Weges gefunden haben. Ich sollte sie, im Auftrag Limhirs, zum König bringen, um zu klären, wie wir ihnen helfen können.“
“Der..“, er stockte kurz.“König ist nicht da wie du sehen kannst. Scher dich besser fort! Du solltest Meister Saruman nicht mit deinem Anliegen behelligen!“ Unsanft stieß er die Elbe wieder zurück zum Ausgang. Vor dem Zelt blieb sie stehen.
Die andere Wache trat zu ihr. “Verzeiht doch wir haben unsere Anweisungen. Wenn ihr wirklich Hilfe braucht solltet ihr zu Forgam gehen. Er ist im Zeltlager der Dúnedain. Gleich dort hinten..“ Er zeigte auf eine Ansammlung grauer Zelte dicht neben einem Felsen. “Das ganz rechts außen. Nun solltet ihr aber besser gehen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Mann und ließ hinter sich die Plane zufallen.
Emrig starrte sie mit großen Augen an. “Und was nun? Haben sie euch etwas gesagt? Freundlich hat der eben nicht ausgesehen, wenn sie auf meine Meinung etwas geben.“
Der letzte Strahl der Sonne viel in Eryniels Gesicht, bevor er auch schon verschwand. “Wir sollen dort hinunter. Wenn ihr mir also folgen würdet.“ Eryniel machte sich in die vorgegebene Richtung auf und war nicht bereit, weiteres mit dem Mann zu bereden.

“Grgh! Was ist das denn? Zum Anbeißen das Menschen-Würmlein. Besser als dieser Fraß! Sha!“ Die gekrümmte Gestalt eines Orks schlurfte hinter einem Zelt hervor. Er zischte das kleine Mädchen an, dass aufschrie.
“Halte dich von ihnen fern Úan!“ Eryniel stellte sich vor Nawyn.
Der Ork blieb stehen gurgelnd stehen. “Wollte dem Happen doch nichts tun. Der Meister würde mich strafen.“ In einer Folge von Schimpfwörtern humpelte die graue Gestalt in die Finsternis.
Etwas zupfte an Eryniels Ärmel. “Danke.“, sagte das kleine Mädchen mit ihrer hellen Stimme und rieb sich die Augen.
“Dafür nicht, Kleine.“ Eryniel legte ihr die Hand auf und ging weiter.

Sie hielten vor dem grauen Zelt an. Auch hier stand eine Wache der Dúnedain.
“Halt! Was wollt ihr von Forgam?“
“Man schickte uns zu ihm und alles weitere würde ich ihm gerne persönlich sagen.“
Der Mann machte große Augen, gab ihnen jedoch ohne weiter nachzuhaken den Weg frei. Gemeinsam mit Emrig, Eggard, Fawrell, Theren und Nawyn trat Eryniel in das Zelt. Es war schlicht ausgestattet. Lediglich eine Liege mit Fellen und ein provisorischer Tisch waren darin. Davor beugte sich ein in Grau gerüsteter man mit kurz geschorenem grauen Haar. Sein Gesicht war vom rechten Mundwinkel, bis hin zum Ohr von einer langen Narbe durchzogen. Er sah nicht sonderlich alt aus, doch sah man ihm an, dass Zeit und Wetter ihn gegerbt hatten und er viel durchgemacht hatte.
Der Dúnadan hob den Blick. “Keine Ruhe gönnt man mir!“ Er hob auf den Tisch. “Na los, was ist es diesmal? Raus mit der Sprache.“
Eryniel blieb ruhig. “Man hat mich zu euch geschickt, weil man mir sagte, ihr würdet euch um diese Angelegenheit kümmern. Es geht um Flüchtlinge die wir bei unserer Streife aufgelesen haben..“
Forgam unterbrach sie:“Na und? Lasst sie weiterziehen! Was sollte uns das kümmern.“ Er winkte ab.
“Bitte hört zu: Sie sind den ganzen weg aus Thal gekommen, um Hilfe zu finden.“
Forgam wurde hellhörig:“Hm. Thal sagt ihr? Nun, das ändert die Sache doch ein wenig..“ Er überlegte kurz. “Wie viele sind es denn?“
“Die fünf die ihr vor euch seht.“
“Ihr solltet nach Rohan weiterziehen. Dort wärt ihr besser aufgehoben. Ein oder zwei Männer kann ich wohl entbehren, wenn es sein muss.“
Emrig trat vor.“Mit Verlaub, mein werter Herr. Wir sind ziemlich müde und würden gerne eine Weile rast machen und außerdem haben..“
“Ja ja ja, verschont mich. Man gibt euch ein Zelt am Rand des Dúnedain-Lagers. Zufrieden? Und jetzt lasst mich. Geht! Geht!.“ Sogleich ließ er einen seiner Männer kommen und sie geleiteten sie zu einem leeren Zelt auf der Ostseite des Lagers.
“Habt Dank, Fräulein Elb.“ Emrig machte eine kurze Verbeugung.
“Nur gut, dass ihr nun Hilfe erhaltet. Doch ihr versteht sicher, wenn ich euch nun verlasse.“
Eggard nahm ihre Hand. “Vielen Dank.“ auch die beiden Burschen bedankten sich, dann nickte Eryniel und verlas die Gruppe. Vom weiten hörte sie Emrig über das Essen reden.

Eryniel setzte sich auf einen Moosigen Fels. Von hier aus konnte sie auf das in Nacht getauchte Lager blicken mit den zahllosen Kriegern, die von einem Zelt zum anderen wanderten. Da knackte etwas und sie hörte Schritte, die auf sie zu kamen.
Menno o nin na hon i eliad annen annin, hon leitho o ngurth.

Fine

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Das Licht der Sterne
« Antwort #7 am: 11. Sep 2017, 23:46 »
Der Marsch von Thranduils Hallen zum Heerlager am Ostrand des Waldes war kurz, aber für Kerry recht unangenehm gewesen. Die Dúnedain, mit denen sie reiste, waren schweigsam und in sich verschlossen; sie redeten selbst miteinander nur über das Nötigste. Sogar Daerod, der nun eigentlich keinen Grund mehr dazu hatte, bedrückt zu sein, hatte kaum auf Kerrys Versuche reagiert, ein Gespräch zu beginnen. Sie schob es darauf, dass er sich auf die Schlacht vorbereitete, die ihnen bevorstand.
Überraschenderweise war es Helluin, der sich schließlich eine Unterhaltung mit Kerry eingelassen hatte. Er hatte sich neben sie zurückfallen lassen und sein Pferd neben dem ihren gehen lassen, und hatte ihr von seinen Erwartungen für den Kriegsverlauf erzählt. Innerlich konnte Kerry darüber nur den Kopf schütteln, denn es waren arrogante und sich selbst überschätzende Worte, die Helluin von sich gab, doch sie gab sich alle Mühe, sich ihren Unmut nicht anmerken zu lassen. Sie nickte, stellte hin und wieder Zwischenfragen und zeigte sogar einmal ein kleines Lächeln. Es war wichtig, Helluins Vertrauen zu gewinnen, damit er Kerry das verriet, was er über ihren Vater wusste. Und vielleicht würde sie über ihn ja noch an weitere Geheimnisse gelangen, die Oronêl und Finelleth gebrauchen konnten.

Kurz nach ihrer Ankunft in Sarumans großem Heerlager hatte Oronêl bei Kerry vorbeigeschaut und ihr mit seinem plötzlichen Auftauchen einen gehörigen Schreck eingejagt. Und obwohl sie das Ganze mit einem Spruch abtat, war ihr innerlich nicht allzu wohl zumute. Sie wollte nicht in einen Krieg ziehen - das hatte sie nie gewollt. Und doch war sie jetzt hier, inmitten von Kriegern, die sich für die bald kommende Schlacht rüsteten. Sie bat Oronêl, auf sich und Finelleth acht zu geben, ehe er ging, um seine eigenen Vorbereitungen zu treffen.
"Du hast merkwürdige Freunde, Kerry," sagte Helluin leise, nachdem Oronêl in den Schatten der Nacht verschwunden war.
Sie warf ihm einen tödlichen Blick zu, doch er schaute nicht einmal in ihre Richtung, sondern zu dem Meer aus Fackeln, das sich am südwestlichen Rand des Heerlagers versammelt hatte. Raue Schreie und schwere Schritte drangen von dort zu ihnen herauf. Sarumans Orks und Uruk-hai waren eingetroffen, und das mit großem Getöse. Helluin erhob sich rasch und ging, ohne sich zu verabschieden. Kerry vermutete, dass er sich mit den übrigen Heerführern in Sarumans Zelt traf.
Sie blieb mehrere Minuten am selben Fleck sitzen, ehe es ihr endgültig zu kalt wurde, und sie sich auf die Suche nach einem Lagerfeuer machte. Unterwegs erfuhr sie von den Dúnedain, dass Menschen aus Thal ins Lager gekommen waren. Offenbar handelte es sich dabei um eine kleine Gruppe Flüchtlinge. Man hatte sie einigermaßen freundlich aufgenommen und ihnen sogar ein freies Zelt gegeben. Kerry ahnte allerdings, dass dahinter nicht die Güte Sarumans steckte. Vielmehr ging es dem Zauberer ihrer Meinung nach darum, sich bei den Menschen von Thal gut zu stellen, denn sie waren seine neusten Verbündeten. Helluin hatte Kerry erzählt, dass Bard, der König von Thal, während der Schlacht um Dol Guldur aus den Kerkern befreit worden und von Saruman selbst von einer tödlichen Verletzung geheilt worden war. Seitdem bestand das Bündnis zwischen Thal und der Weißen Hand, und Saruman schien diese Allianz im Augenblick nicht gefährden zu wollen.

Ein Lagerfeuer fand Kerry zwar nicht, doch immerhin gab Daerod ihr eine Decke, die sie um ihren Oberkörper wickelte und die die Kälte für den Augenblick abhielt. Sie beschloss, sich damit auf den Rückweg zu ihrem Zelt zu machen, als sie plötzlich feststellte, dass sie sich den Rückweg zum Posten der Dúnedain nicht gemerkt hatte. Sie hatte sich hoffnungslos im Heerlager verlaufen. Als Kerry sich suchend nach Anhaltspunken umblickte, entdeckte sie einen großen, bemoosten Felsen, der am Rand des Waldes ruhte und mehrere Meter in die Höhe ragte. Er sah erkletterbar aus und würde sicherlich einen guten Ausblick über das Lager bieten. Also bahnte sie sich ihren Weg dorthin, während Äste und Unterholz bei jedem Schritt knackte. Am Felsen angekommen kletterte sie vorsichtig hinauf, und erschrak oben angekommen zum zweiten Mal an diesem Abend, denn dort saß bereits jemand. Eine schlanke, in grün gehüllte Gestalt, die den Blick fest auf das Lager der Weißen Hand gerichtet hielt.
"Oh," machte Kerry. "Ihr seid das. Eryniel, nicht wahr? Ich wollte Euch nicht stören." Vorsichtig setzte sie sich ein Stück abseits der Elbin auf den Felsen.
"Ihr stört nicht," antwortete Eryniel, ohne sich zu bewegen.
Kerry rutschte unbehaglich ein Stückchen hin und her. Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Also zog sie die Decke etwas enger um ihre Schultern und wartete einige Minuten, ehe sie vorsichtig sagte: "Beobachtet Ihr von hier oben die Vorbereitungen auf die Schlacht, die uns wohl schon bald bevorsteht?"
"Ich denke nach," entgegnete die Elbin nach einem kurzen Moment des Schweigens. Doch jetzt wandte sie Kerry zumindest den Kopf zu.
Ermutigt durch die Geste beugte sich Kerry ein wenig vor. "Mich macht dieser Anblick auch nachdenklich," sagte sie leise. "Ich frage mich, ob alle meine Freunde die Nacht überstehen werden. Sie alle werden, so wie es aussieht, noch heute kämpfen. Ihr auch?"
Ein leises Seufzen erklang, ehe Eryniel antwortete. "Ja, das werde ich wohl." Ihr Blick wendete sich von Kerrys Gesicht ab und ging nach oben, zu den Sternen, die in aller Pracht am Himmel zu sehen waren. "Sie erreicht die Finsternis nicht."
"Da habt Ihr recht," antwortete Kerry und folgte dem Blick der Elbin. Rilmir hatte ihr vor vielen Monaten einige Sternbilder gezeigt, doch inzwischen hatte sie fast alle wieder vergessen. Kerry stellte fest, dass sie den Waldläufer vermisste. Die Dúnedain, mit denen sie nun reiste, waren gänzlich anders als die Menschen des Sternenbundes, auch wenn sie einst zum selben Volk gehört hatten. Als Kerry mit dem Sternenbund gereist war, waren unterwegs Geschichten erzählt worden und Lieder gesungen worden. Doch die Waldläufer Helluins waren schweigsam und grüblerisch, was Kerrys Unbehaglichkeit nur noch schlimmer machte. "Obwohl sie inmitten der Dunkelheit stehen, erstrahlen die Sterne darin und verlöschen nicht," fügte sie hinzu.
Eryniel lächelte freundlich und wiederholte mit Nachdruck: "Inmitten der Dunkelheit."
Und als Kerry das Lächeln sah, spürte sie, dass sie der Waldelbin vertrauen konnte. Zumindest war das das Gefühl, das sich in ihrem Herzen ausbreitete. "Du liebst die Sterne, nicht wahr?" fragte sie, als wären sie schon lange befreundet. "Ich habe gehört, dass viele Elben das Licht der Sterne höher schätzen als Sonne oder Mond."
"Ihr nicht?" Eryniel lachte leise. "Wisst Ihr, da sitze ich hier und betrachte die Sterne, obwohl ich mich auf näher liegende Dinge konzentrieren sollte."
"Wovon sprichst du?" fragte Kerry interessiert.
Eryniel zeigte in Richtung des Lagers, dann zum See hinüber, auf dem sich in der Ferne die Sterne spiegelten, und auf den dahinter liegenden Berg. "Das alles hier. Ich glaube nicht, dass unser Licht so rein wie das der Sterne bleiben können würde. Ich sehne mich nicht nach dem was auf uns zu kommt."
Kerry nickte langsam. "Ich auch nicht, schätze ich..." Der Rest ihrer Worte ging in einem Gähnen unter. Sie stellte fest, dass sie müde geworden war, und warf Eryniel einen entschuldigenden Blick zu. "Ich sollte mich auf den Weg zu meinem Zelt machen. Es war nett, mit dir zu plaudern, Sternenfreundin Eryniel."   
Eryniel nickte freundlich zum Abschied, lächelte, und wisperte dann leise etwas in ihrer Sprache vor sich hin, das für Kerrys Ohren wie ein melancholisches Gedicht klang.

Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis Kerry ihr Zelt fand. Sie musste es sich mit einer Waldläuferin aus Helluins Gefolge teilen, die jedoch bereits mit den meisten anderen Dúnedain abgezogen war. Der Großteil des Heerlagers war in Aufruhr, denn wie Kerry später erfuhr, hatte Saruman einen raschen Angriff auf die Seestadt befohlen, die laut den Kundschaftern der Waldläufer nur von einer kleinen Garnison von Ostlingen verteidigt wurde. Hörner erschallten, während Kerry versuchte, es sich in dem kleinen Zelt gemütlich zu machen. Ihr fielen die Augen zu und trotz des Lärms war sie schon bald eingeschlafen, so müde war sie. Und so verschlief Kerry das Gefecht in Esgaroth.


Thranduil, Saruman, Glorfindel, Oronêl, Eryniel, Helluin, Celebithiel, Mírwen, Finelleth und Kerry nach Esgaroth
« Letzte Änderung: 15. Mär 2018, 08:28 von Fine »
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Erschüttertes Vertrauen
« Antwort #8 am: 14. Mär 2018, 22:09 »
Oronêl, Thranduil, Glorfindel, Celebithiel, Bard, Saruman, Finelleth, Eryniel, Helluin, Mírwen und Kerry vom Erebor


Das Heer Sarumans hatte sich zwar hastig, aber dennoch geordnet zurückgezogen und war in direkter Linie durch die nur spärlich bewachsene Ebene marschiert, die zwischen dem Einsamen Berg und dem Rand des Düsterwalds lag. Am Saum des Waldes stand noch immer das große Heerlager, in dem sich die Orks mehrere Wochen auf den Angriff auf Thal vorbereitet hatten, und dorthin waren sie nun zurückgekehrt. Und so war es für Thranduils Elbenstreitmacht ein Leichtes, ihnen zu folgen.
Sie hatten es tatsächlich geschafft, dank des Orthancfeuers der Falle zu entgehen, in die sie im Verlauf der Schlacht zu Füßen des Erebors geraten waren. Ein Großteil der Bewohner Thals war gemeinsam mit ihrem König, Bard, entkommen und bildete nun das Schlusslicht des Heeres. Voran gingen Thranduil, Finelleth und die Waldelbengarde, angeführt von Eryniel. Kerry hingegen war die meiste Zeit in der Nähe von Celebithiel geblieben, und auch Oronêl und Mírwen waren nicht weit gewesen. Doch von den Dúnedain Helluins hatte jede Spur gefehlt, als die Elben den Rabenberg überquert hatten. Gemeinsam mit dem Ork-Heer der Weißen Hand waren die Waldläufer bereits abgezogen - oder waren abkommandiert worden.

Bei ihrer Ankunft im Heerlager befahl der König des Waldlandreiches, die Menschen von Thal innerhalb der Grenzen seines Reiches in Sicherheit zu bringen und stellte dafür eine starke Eskorte aus unverletzten Elben zusammen, die das Orklager links liegen ließen und rasch zwischen den Bäumen des Waldes verschwanden, gefolgt von den dankbaren Seemenschen. König Bard selbst jedoch ging nicht mit ihnen. Er und die restlichen Anführer seines Volkes hatten einige Fragen an Saruman. Genau wie die Waldelben.
Thranduil marschierte durch das Heerlager, auf der Suche nach dem Zauberer. So schnell ging er, dass es schwer war, mit ihm Schritt zu halten. Celebithiel und Kerry wären am liebsten gleich mit den Menschen von Thal weiter ins Waldlandreich gegangen, doch solange Glorfindel und Finelleth nicht gingen, würden sie bleiben. Kerry stellte fest, dass sie sogar ein wenig neugierig darüber war, was nun geschehen würde. Für sie stand es fest, dass Saruman sowohl Menschen als auch Elben verraten hatte.
Sie hatten Thranduil aus den Augen verloren, doch es gab eigentlich nur ein Ziel, das der König der Waldelben haben konnte: Das große schwarze Zelt, das direkt am Waldrand stand. Sarumans Zelt. Dort musste der Zauberer sein. Celebithiel und Kerry beeilten sich, den Rest des Weges durch das von Orks überfüllte Heerlager zurückzulegen, doch als sie dort angekommen waren, wurde ihnen der Zutritt verwehrt. Vier Dúnedain standen dort neben dem Eingang, doch offenbar waren die Waldläufer nun nicht mehr die Einzigen, denen Saruman seine Sicherheit anvertraute, denn sie wurden von zwei Uruks in schwerer Rüstung begleitet.
„Mit denen legen wir uns wohl besser nicht an,“ flüsterte Kerry der Elbin zu.
Celebithiel nickte. „Das müssen wir vielleicht auch gar nicht. Komm mit!“
Sie ging einige Meter um das Zelt herum und blieb dort lauschend stehen. Rasch gesellte sich Kerry zu ihr. Nun waren die Stimmen im Inneren des Zeltes gut zu hören.
„Saruman!“ Das war Thranduils Stimme, im Zorn erhoben. „So also vergilt die Weiße Hand mir meine Treue? Sollten meine Elben das Opfer sein, das deinen Scheusalen den Fluchtweg mit ihrem Blut erkauft?“
Saruman schien durch diese Anschuldigungen ebenso wütend zu werden. „Viel muss im Krieg gewagt werden, wie du nur zu gut weißt. Zogst du dich nicht selbst einst zurück, als sich das Blatt in der Schlacht unter den Bäumen gegen dich wandte? Ließt du nicht auch einige tapfere Verteidiger zurück, die starben, damit dein Volk nach Lothlórien entkommen konnte?“
Glorfindel mischte sich ein. „Darum geht es hier nicht, Saruman. Es geht darum, dass du Thranduil absichtlich nicht von deinem Rückzug gewarnt hast. Wolltest du dich seiner und seines Volkes entledigen und somit nach Lothlórien das zweite Elbenreich mit deinen Orks besetzen und ausbeuten?“
„Du hast nicht einmal versucht, einen Boten zu senden,“ fuhr Thranduil fort. „Welche Ironie, dass einem Menschenkind gelingt, was du nicht einmal für deine niedersten Diener in Betracht zogst.“
„So also habt ihr davon erfahren,“ hörte Kerry Saruman murmeln. Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter bei der Vorstellung, dass der Zauberer gerade an sie dachte und sich höchstwahrscheinlich darüber ärgerte, dass er sie nicht beseitigt hatte, als er auf dem Rabenberg die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
„Ich war dir ein treuer Gefolgsmann,“ sagte Thranduil mit tiefer Enttäuschung in der Stimme. „Durch Lórien, Rohan, Dol Guldur und den Düsterwald bis zum Erebor bin ich dir gefolgt. Doch jetzt sehe ich, dass ich dir nicht mehr wert bin, als der Dreck unter den Stiefeln deiner Uruk-hai.“
Eine neue Stimme mischte sich ein. Kerry brauchte einen Augenblick, doch dann erkannte sie Bard, den König von Thal. „Auch wenn ich die Absichten Sarumans nicht recht durchschaue, bin ich mir dennoch sicher, dass dahinter ein guter Wille steckt. Dank seines Feldzuges ist der Großteil meines Volkes nun frei und in Sicherheit. Thal mag erneut verlassen sein, doch dort wird nun niemand mehr unterdrückt. Und mein Volk wird nun in der Gastfreundschaft des Waldlandreiches warten und sich rüsten, bis die Zeit gekommen ist, Esgaroth und Thal zurückzuerobern. Dank der Verluste, die wir dem Feind zugefügt haben, sollte es nicht allzu lange bis dorthin sein.“
„Dank des erfolgreichen Rückzugs habe ich noch immer eine schlagkräftige Armee,“ warf Saruman ein, Bards Argument unterstreichend. „Dein Volk wird frei sein und seine Heimat zurückfordern können, König Bard.“
„Nicht du warst es, der Thal evakuierte,“ sagte Glorfindel. „Es waren die Elben, die seine Bewohner in ihre Mitte nahmen und in Sicherheit brachten, und es sind die Elben, die ihnen nun Obdach gewähren.“
Saruman schien genug von der Diskussion zu haben. „Diese Debatte ist zwecklos. Wir müssen unsere Streitkräfte bündeln und uns für einen möglichen Gegenangriff Khamûls vorbereiten. Während wir hier streiten, könnte bereits Verstärkung aus Rhûn unterwegs sein.“
„Mein Vertrauen hast du verloren, Saruman,“ sagte Thranduil drohend. „Würden deine Orks nicht gerade innerhalb meiner Grenzen lagern, hätte unser Bündnis wohl kaum noch Bestand.“
„Bedenke deine Worte, König des Waldlandreiches,“ gab Saruman zurück. „Bedenke sie gut. Geh nun! Es gibt vieles, worum ich mich kümmern muss.“
Damit war das Gespräch beendet, und die Elben verließen das Zelt. Ehe Kerry und Celebithiel sich ebenfalls davon machten, hörten sie noch, wie Saruman zu jemandem (von dem sie vermuteten, es wäre König Bard) sagte: „Wo ist der Herr der Dúnedain? Ich habe eine wichtige Frage an ihn...“

Sie fanden Finelleth am westlichen Rand des Heerlagers, wo sich der Großteil der am Waldrand verbliebenen Elben nun sammelte. Die Verletzen waren bereits zu Thranduils Hallen aufgebrochen, doch die Elben, die geblieben waren, standen nun im Schatten der Bäume in kleinen Gruppen herum und schienen darauf zu warten, dass ihr König eine Entscheidung traf. Thranduil selbst hatte sich alleine zurückgezogen und war nicht zu sehen.
„Wo ist Oronêl?“ fragte Kerry, als Celebithiel und sie bei Finelleth angekommen waren, die sich müde an einen dicken Baumstamm lehnte. Noch immer trug sie ihre Rüstung und war von der harten Schlacht gezeichnet, auch wenn sie keine schweren Verletzungen davongetragen zu haben schien.
„Er nahm Mírwen mit und verschwand dort hinten zwischen den Bäumen,“ antwortete Finelleth. „Er murmelte etwas davon, dass ihm ein Spaziergang gerade ganz gut tun könnte.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: „Ihr beiden seht aus, als hättet ihr wichtige Neuigkeiten. Also raus damit, was ist jetzt wieder schiefgegangen?“
„Nun, abgesehen davon, dass wir gerade eine große Schlacht verloren haben, würde ich sagen, dass sich die Ereignisse eigentlich in die richtige Richtung entwickeln,“ sagte Celebithiel. „Dein Vater hat sich endlich von Saruman abgewandt und scheint auch nicht mehr unter seinem Bann zu stehen, falls das jemals der Fall war.“ Rasch fasste sie die Unterhaltung des Elbenkönigs mit dem Zauberer zusammen.
Finelleth reagierte darauf nicht ganz so optimistisch. „Wir dürfen nicht vergessen, dass meine Heimat nur dank Sarumans Hilfe wieder frei ist. Sich jetzt von ihm abzuwenden, ist...“
„...doch genau der Grund, weshalb wir von Eregion aus hierher gekommen sind,“ fiel ihr Kerry ins Wort.
„Grundsätzlich hast du Recht, aber ich fürchte, dass der Zeitpunkt sehr ungünstig gewählt ist. Unsere Feinde stehen im Osten, nicht einmal einen Tagesmarsch entfernt, und wenn Saruman sich gegen uns wendet, haben wir einen weiteren Feind, der nicht nur im Süden in Dol Guldur steht, sondern auch mit dem Großteil seiner Streitmacht beinahe direkt im Herzen des Waldlandreiches postiert ist. Wir können jetzt nicht gegen Saruman kämpfen - die Schlacht würde kurz und blutig werden und die Leben aller Elben des Waldlandreiches fordern. Wir müssen ihn dazu bringen, friedlich abzuziehen.“
„Und wie stellst du dir das vor?“ fragte Celebithiel.
Finelleth machte ein unschlüssiges Gesicht. „Ich hatte gehofft, dass Saruman nach der Einnahme des Erebors weiter nach Osten zieht, in Richtung Rhûn. Dann wären seine Orks weit fort gewesen. Doch jetzt sind sie hier, viel zu nahe...“
„Was auch immer geschieht - ich für meinen Teil bin froh, dass der König erkannt hat, dass Saruman ihn nur benutzt hat.“ Eryniel war zu ihnen getreten, ihren Bogen in der Hand. „Die Elben des Waldlandreiches werden weiter für ihre Heimat kämpfen - egal gegen wen.“

Eine halbe Stunde verging. Inzwischen war es Abend geworden, und die Sonne hing bereits tief im Westen über den dichten Baumkronen am Waldrand. Sie hatten ein Feuer entfacht und etwas Wegzehrung zu sich genommen, doch dabei kaum ein Wort gesprochen. Die Stimmung war gedrückt, denn niemand wusste so recht, was nun geschehen würde. Kerry hing ihren eigenen Gedanken nach, während sie auf einem trockenen Stück Brot herumkaute.
Was, wenn uns die Ostlinge hier überfallen? Ich hoffe, sie sind genauso angeschlagen wie das Heer der Weißen Hand und lecken im Erebor ihre Wunden. Ich will nicht schon wieder eine Schlacht erleben. Sollte es einen zweiten Vorstoß Sarumans in Richtung Erebor geben, werde ich dieses Mal ganz bestimmt im Waldlandreich bleiben. Ich wünschte, Saruman würde die Elben einfach in Frieden lassen. Aber das wird er nicht. Er wird niemals aufhören. Jemand sollte ihn aufhalten. Jemand wie...
Laute, aufgeregte Stimmen rissen Kerry aus ihrem inneren Monolog. Eine große Gruppe Orks war in das Lager der Elben gekommen und forderte lautstark, den König zu sehen. Kerry kam vorsichtig etwas näher heran, bis sie Thranduil entdeckte, der zwischen den Bäumen aufgetaucht war. Sowohl Elben als auch Orks sammelten sich auf einem kleinen, freien Platz direkt am Waldrand, wo keine Zelte standen.
„Was wollt ihr? Bringt ihr eine Nachricht von eurem Herrn?“ verlangte der Elbenkönig zu wissen.
Einer der Anführer der Orks - ein in schwarze Rüstung gehüllter Häuptling von Moria, der größer und muskulöser als die gewöhnlichen Orks war, drängte sich vor. „Die Schlacht am Erebor war eine Falle!“ zischte er. „Sie wussten, dass wir kommen, und haben uns ins Tal gelockt, damit sie uns in den Rücken fallen können. Und ich will verdammt sein, wenn es nicht ihr hinterlistigen Elblinge wart, die sie vor unserem Angriff gewarnt haben!“
Das war eine gewaltige Anschuldigung, auf die die Elben empört reagierten. „Wir haben nichts dergleichen getan, Ork,“ erwiderte Thranduil. „Wir selbst entgingen der Falle nur unter Verlusten.“
„Nichts als Lügen!“ mischte sich ein großer Uruk ein. „Die Weisheit unseres Meisters ließ unseren Rückzug gelingen, und beinahe hättet ihr dabei für euren Verrat bezahlt. Wir fordern Vergeltung!“
„Ihr habt kein Recht darauf,“ sagte Finelleth, die neben ihren Vater getreten war. „Schert euch davon!“
„Ah! Da haben wir die Hauptverdächtige!“ riefen die Orks. „Kra‘suk sagt, die Probleme haben begonnen, seitdem sie hier ist.“
Kra‘suk - der Häuptling von Moria - baute sich vor Finelleth auf. „Du hast seit deiner Ankunft nichts als Lügen in das Ohr deines Vaters geflüstert. War darunter auch ein Plan zur Vernichtung der Orks? Eine nette kleine Falle am Fuße des Einsamen Berges? Versuche nicht, es abzustreiten. Es ist offensichtlich.“
„Ihren Kopf als Vergeltung für den Verrat der Elben!“ johlten die Orks.
Das sorgte dafür, dass auch viele Elben ihre Stimme erhoben. Nur schwer gelang es Thranduil, noch einmal für Ruhe zu sorgen.
„Dir muss klar sein, dass diese Anschuldigungen haltlos sind,“ sagte der Elbenkönig mit deutlich hörbarem unterdrückten Zorn in der Stimme. „Es war Saruman, der uns zum Erebor führte, und Saruman, der entschied, Elben und Menschen im Stich zu lassen.“
„Mir ist nur eines klar,“ zischte Kra‘suk. „Das Bündnis mit euch war ein Fehler. Doch ich werde mich dem Willen meines Meisters beugen. Also werden wir das Bündnis bewahren, doch zu einem Preis. Gebt uns das verräterische Elbenweib, und dazu die Anführerin eurer Waldgarde.“ Er zeigte genau auf Eryniel. „Ja, wir wissen genau, wer in den hübschen Hallen des Waldlandreiches mit verlogener Zunge spricht. Diese beiden - und als Ausgleich für den Verrat der Waldläufer, die sich einem direkten Befehl des Meisters widersetzt haben, nehmen wir dazu noch das Liebchen ihres Anführers!“
Kerry konnte es kaum glauben, als sich die Klaue des Orks auf sie richtete. Für einen Augenblick bekam sie keine Luft. Schon kam ein Ork auf sie zu und packte sie am Arm, zerrte sie auf die freie Fläche inmitten der Orks und Elben, wo Thranduil, Finelleth und Kra‘suk standen.
„Sie sterben, und wir gehen friedlich auseinander,“ knurrte der Ork-Anführer.
„Das werde ich niemals zulassen,“ erwiderte Thranduil unnachgiebig. Er hatte sich schützend vor seine Tochter gestellt, kaum einen Schritt von den Orks entfernt.
„Dann müssen wir sie wohl selbst töten,“ erwiderte Kra‘suk.
Schwerter wurden auf beiden Seiten gezogen und Geschrei wurden laut. Rings um Kerry herum brach absolutes Chaos aus.
« Letzte Änderung: 15. Mär 2018, 08:34 von Fine »
RPG:

Eandril

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Re: Ostgrenze des Waldes
« Antwort #9 am: 29. Mär 2018, 13:09 »
"Dieser Ort ist perfekt", sagte Mírwen, und blieb stehen. Oronêl und sie hatten sich noch nicht allzu weit vom Lager entfernt, und vor ihnen lag eine kleine, von dichtem Unterholz umgebene und mit hohem Gras bewachsene Lichtung, in deren Mitte sich eine einzige mächtige Eiche erhob.
"Perfekt wofür?", fragte Oronêl nach, doch Mírwen antwortete ihm nicht. Stattdessen zog sie ihn an der Hand über die Lichtung, bis an den mächtigen Stamm der Eiche, hinter dem sich sicherlich gleich zwei Leute verstecken konnten. "Mírwen, was wird das werden?", fragte er, und sie antwortete indem sie seine Hand losließ, stattdessen die Arme um seinen Hals schlang, und ihn küsste. Der Kuss war anders als alle zuvor, aggressiver, hungriger... nachdem er seine Überraschung überwunden hatte, erwiderte Oronêl den Kuss, eine Hand auf Mírwens Rücken, die andere vergraben in ihrem langen, roten Haar. Dann tauchte Calenwens Gesicht vor seinem inneren Auge auf, und irgendetwas änderte sich. Auch Mírwen schien es zu spüren, denn sie zog sich abrupt zurück und blickte ihn mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an.
"Du denkst an sie, nicht wahr?", fragte sie mit brüchiger Stimme, und Oronêl zögerte. Er hatte selbst nicht recht gewusst, was er dachte und fühlte, doch jetzt traf ihn die Erkenntnis umso heftiger. Wie er auf Mírwens Gefühle reagiert hatte, war eine schöne Lüge gewesen - eine Lüge, um ihr die Enttäuschung zu ersparten, eine Lüge, aus der Schuld heraus, die er über den Tod ihres Vaters empfand, eine Lüge, die bequemer gewesen war als die Wahrheit, die er tief in sich immer gekannt hatte. Calenwen war die Frau die er geliebt hatte, die er trotz allem noch immer liebte wie am ersten Tag, und nach der er sich mehr sehnte als nach allem anderen. Und es war weder ihr noch Mírwen gegenüber gerecht, wenn er sich selbst auch nur noch einen Augenblick länger etwas anderes vorgaukelte.
"Ja", antwortete er sanft. "Es tut mir Leid, Mírwen. Aber ich kann nicht, das sehe ich nun." Mírwen nickte stumm, ohne ihn aus den Augen zu lassen. In ihren Augen zeigten sich keine Tränen, doch Oronêl erkannte genau, wie schwer seine Antwort sie traf. "Es tut mir leid", wiederholte er, ratlos, was er ansonsten tun sollte.

Der unverkennbare Klang von Metall auf Metall brach die Stille, die sich über die Lichtung gelegt hatte. "Das kommt aus der Richtung des Lagers", stellte Mírwen fest. Oronêl war zu dem gleichen Schluss gekommen, und überprüfte instinktiv ihre Bewaffnung. Da sie keine Gefahr befürchtet hatten, war Mírwen nur mit ihrem kurzen Schwert bewaffnet, und er selbst hatte lediglich seinen Dolch bei sich. Mírwen hatte die Hand bereits auf den Schwertgriff gelegt, und fragte: "Was glaubst du, was dort geschieht?"
"Ein weiterer Verrat Sarumans?", vermutete Oronêl grimmig. "Was es auch ist, wir müssen dorthin." Bevor sie jedoch nur einen einzigen Schritt machen konnten, ertönte ganz in der Nähe ein verzweifelter Schrei, und eine Horde bewaffneter Orks erschien am Rand der Lichtung. "Da sind noch mehr von den Verrätern", rief der Anführer, und deutete mit seinem hässlich gezackten Schwert in ihre Richtung. "Bringen wir sie um!"
"Hinter den Baum", stieß Oronêl hastig hervor, denn er hatte bemerkt, dass einige der Orks mit Bögen bewaffnet waren, und ohne Deckung wären er und Mírwen ein leichtes Ziel. Nur einen Herzschlag später standen sie Rücken an Rücken auf der anderen Seite des Baumstammes, und hörten, wie sich einige der Orks über die Lichtung näherten. Der erste tauchte auf Oronêls Seite auf, und ließ sich durch einen raschen Dolchstich auf Bauchhöhe überraschen. Beinahe im gleichen Augenblick ertönte auch von Mírwens Seite ein schmatzendes Geräusch, und als Oronêl einen Blick über die Schulter warf, sah er einen kopflosen Ork zusammensacken.
"Das waren Späher", stellte Mírwen fest, die blutige Klinge in der Hand. "Ich bin gespannt, was sie jetzt tun."
Oronêl warf einen vorsichtigen Blick um den Baumstamm herum. Das schnelle Ende ihrer beiden Kameraden schien den Rest der Orks ein wenig verunsichert zu haben. Sie standen unsicher am Rand der Lichtung, und für den Augenblick schien keiner von ihnen große Lust zu haben, die Lichtung zu überqueren.
"Sie scheinen ein wenig überrascht zu sein", teilte Oronêl seine Beobachtungen mit. "Aber mir bereiten die Bogenschützen Sorgen. Ich weiß nicht, was ansonsten hier geschieht, aber mit ihnen können sie uns hier festnageln und in aller Ruhe umzingeln."
"Dann sollten wir das direkt verhindern", meine Mírwen entschlossen. "Nach vorne können wir nicht, aber wenn wir in die andere Richtung fliehen, haben wir den Baum als Deckung."
"Nicht die ganze Zeit", merkte Oronêl an. "Aber es ist die beste Gelegenheit, die wir haben."
"Also dann." Mírwen schob ihr Schwert wieder in die Scheide, nachdem sie es ein wenig mit Gras vom schwarzen Orkblut gereinigt hatte. "Gehen wir."
Sie hatten vielleicht die halbe Strecke von der Eiche zum Rand der Lichtung zurückgelegt, als Oronêl hinter sich einen überraschten Ruf hörte. Die Orks hatten ihr Vorhaben offenbar bemerkt, und er war nur wenige Schritte weiter gekommen, als einen Meter rechts von ihm ein schwarz gefiederter Pfeil in den Boden einschlug. "Vorsicht, Pfeile!", rief er ohne anzuhalten, und Mírwen erwiderte ein wenig übermütig: "Dazu müssen sie erst einmal Schießen lernen."
Nur wenige Schritte vom schützenden Unterholz entfernt stolperte sie plötzlich, legte die letzten paar Schritte aber noch unsicher zurück und kam dann hinter einem dichten Busch zu liegen. Oronêl ging neben ihr in die Hocke, und sagte scherzhaft: "Ich hätte nicht gedacht, dass dich ein solcher Lauf so..." Er verstummte, und eine kalte Hand schien sich um sein Herz zu legen, als er den schwarzen Pfeil sah, der aus Mírwens linker Seite ragte.
"Sie... haben wohl doch Schießen gelernt", brachte Mírwen mühsam hervor. Ihr Gesicht zeigte bereits eine unheimliche Blässe, und als Oronêl ihre Hände nahm, waren diese eiskalt. Der Pfeil musste etwas lebenswichtiges in der Nähe des Herzens verletzt haben, und voller Verzweiflung stellte Oronêl fest, dass es nichts gab, was er tun konnte.
"Es tut mir leid", sagte er mit belegter Stimme. "Alles was geschehen ist. Du hättest jemanden verdient, der dich wirklich lieben kann."
Mírwen stieß einen Laut aus, der vermutlich ein Lachen sein sollte. "Aber das ist ja meine eigene Schuld. Hätte ich gewollt, hätte ich die Wahrheit viel früher gesehen - aber ich wollte nicht."
Ohne zu wissen, was er sagen sollte, drückte Oronêl sanft ihre Hände. "Ich gehe in Mandos' Hallen", fuhr Mírwen leise und angestrengt fort. "Dort werde ich meinen Vater treffen, und vielleicht werden wir die Hallen irgendwann wieder verlassen, und glücklich im Westen leben. Ich werde Calenwen von dir grüßen, wenn es soweit ist." Noch einmal suchten ihre Augen die seinen, und dann schlossen sie sich.
Oronêl küsste sie auf die Stirn, und sagte leise: "Mögest du im Westen finden, was du verdienst." Dann hob er das Schwert auf, dass sie fallen gelassen hatte, und wog es langsam in der Hand.
"Es wird dich nicht zurückbringen", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. "Aber ich werde deinen Tod mit deiner eigenen Waffe rächen, wenn ich kann."
Er nahm das Schwert in die rechte und den Dolch in die linke Hand, und trat dann hinter dem Busch hervor auf die Lichtung hinaus.
« Letzte Änderung: 29. Mär 2018, 14:14 von Eandril »

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Eandril

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Re: Ostgrenze des Waldes
« Antwort #10 am: 28. Apr 2018, 18:58 »
Über die Lichtung hatte sich eine gespenstische Ruhe gelegt. Aus der Nähe waren zwar noch immer Kampfgeräusche zu hören, doch auf der Lichtung selbst regte sich einen Augenblick, nachdem Oronêl aus den Büschen hervorgetreten war, nichts. Die Orks, die langsam bis an die große Eiche in der Mitte der Lichtung vorgerückt waren, waren bei seinem Anblick erstarrt, offenbar unsicher, was ein einzelner Elb gegen sieben von ihnen ausrichten wollte.
Oronêl schloss die Augen, und atmete tief durch. Er drängte die knochentiefe Erschöpfung und die Trauer zurück, und überließ sich ganz dem endlosen Zorn, der langsam in ihm aufgestiegen war. Diese Kreaturen hatten eine junge Elbe ermordet, die unschuldig gewesen war und es verdient gehabt hätte, noch viele Jahre in Frieden und Glück in Mittelerde zu leben. Als er die Augen wieder öffnete, hatten drei der Orks Pfeile auf die Sehnen ihrer Bögen gelegt.
Ein Schritt nach vorne, das Gewicht auf den Fuß verlagern, und eine Drehung mit geschlossenen Augen. Er hörte die schwarzen Pfeile heranfliegen, und riss in der Drehung Mírwens Schwert in die Höhe. Die Klinge traf den einen Pfeil, der Oronêl getroffen hätte, mitten in der Luft, und schlug ihn zur Seite. Er vollendete die Drehung, öffnete die Augen erneut, und rannte mit langen Schritten auf die Orks zu, auf deren hässlichen Gesichtern sich Überraschung und Schrecken abzeichneten. Bevor sie erneut ihre Bögen spannen konnten, war Oronêl bereits heran, und sie begannen zu sterben. Der erste Bogenschütze riss die Hände an die Kehle, in die sich Oronêls Dolch nach einem gezielten Wurf gegraben hatte, und brach zusammen. Oronêl wirbelte trotz der ungewohnten Waffe zwischen den Orks hindurch, durchtrennte hier eine Ader, hieb dort eine Hand ab... Es war lange her, dass er mit solch kaltem Hass gekämpft hatte.
Der Kampf dauerte nur wenige Augenblicke, dann lagen alle sieben Orks tot am Boden. Oronêl spürte eine warme Flüssigkeit seinen linken Arm herunterlaufen. Anscheinend hatte einer seiner Gegner ihn getroffen, doch im Moment spürte er keinen Schmerz - und das war gut so, denn sein Kampf war sicherlich noch nicht zu Ende. Er zog dem einen gefallenen Bogenschützen seinen Dolch aus dem Hals, und warf dem Gebüsch, in dem Mírwen verborgen lag, einen letzten Blick zu. Dann wandte er sich ab, und eilte in die Richtung davon, aus der die lautesten Kampfgeräusche zu hören waren.

Er war noch nicht weit gekommen, als Celebithiel zwischen den Bäumen hervorkam. Sie trug Teile ihrer Rüstung - nur den Brustpanzer und die linke Armschiene - und ihr Schwert war mit schwarzem Blut beschmiert. Ihr Gesicht war blasser als gewöhnlich, doch entschlossen.
"Was geschieht hier?", fragte Oronêl ohne Begrüßung - dazu war keine Zeit. "Sarumans Orks greifen uns an", stellte sie das offensichtliche fest. "Ich weiß allerdings nicht warum und wie viele es sind."
"Bei weitem nicht alle", erklang Glorfindels Stimme hinter ihnen. Im Gegensatz zu Celebithiel trug er noch immer seine volle Rüstung. "Ich habe das Hauptlager der Orks beobachtet, und die meisten sind noch dort - zwar unruhig, aber nicht unbedingt kampfbereit. Es scheint nur eine relativ kleine Fraktion zu sein, die uns angreift. Ob auf Sarumans Befehl hin oder nicht, weiß ich nicht."
"Das werden wir herausfinden, wenn wir überleben", meinte Oronêl. "Wir sollten uns beeilen, zu Thranduils Lager zu gelangen, von dort scheinen die Kämpfe auszugehen."
Glorfindel nickte nur knapp, doch Celebithiel stockte. "Warte, Oronêl. Wo ist Mírwen? War sie nicht bei dir?"
"Sie..." Oronêl fehlten die Worte, also schüttelte er nur den Kopf, doch die beiden anderen schienen sofort zu begreifen. Sie wechselten einen Blick, und Celebithiel legte Oronêl eine Hand auf den Arm. "Wir werden verhindern, dass dieser Tag noch jemanden von uns nimmt. Komm." Oronêl hätte keine Aufforderung dieser Art gebraucht. Noch immer kochte in ihm der Zorn, den er gegenüber den Orks und Saruman und allen, die dem Zauberer folgten, empfand, und er würde noch lange nicht aufhören, zu kämpfen.

Am Waldrand herrschte pures Chaos. Die Bäume warfen lange Schatten über das Gras, und im Wechselspiel aus Licht und Schatten kämpften Elben und Orks erbittert miteinander. Die Orks schienen in der Überzahl zu sein, und einige Elben schienen sich in einem Halbkreis mit dem Rücken zum Wald gesammelt zu haben, während andere in kleinen Grüppchen oder allein um ihr Überleben kämpften.
Ohne zu zögern warf Oronêl sich in den Kampf, und Celebithiel und Glorfindel folgten ihm. Es gelang ihnen rasch eine Schneise in die von ihrem Angriff überraschten Orks zu schlagen, und die ersten beiden Elben zu erreichen, die sich Rücken an Rücken gegen eine Überzahl an Orks verteidigten. Einer der beiden führte ein mächtiges Zweihandschwert und der andere einen Speer, und sie machten von ihrer erhöhten Reichweite guten Gebrauch. Es dauerte nicht lange, bis Oronêl in ihnen Finelleths Freunde Galanthir und Angvagor erkannte.
"Wo ist Finelleth?", rief Oronêl ihnen über den Kampflärm zu, und Angvagor hob ratlos die Schultern. "Wir haben sie nicht gesehen. Wir sind auch erst gekommen nachdem der Kampf begonnen hatte." Er schwang seinen Zweihänder in einem großen Bogen, und trennte einem der Orks damit sauber den Kopf vom Rumpf.
"Irgendjemand muss doch wissen, was hier geschieht." Oronêl blickte sich suchend um, auf der Suche nach Finelleth oder Thranduil - oder Kerry. Etwas verkrampfte sich in ihm bei dem Gedanken, dass das Mädchen in diesem Wahnsinn den Tod finden könnte, weil er sie allein gelassen hatte. Seine Sorgen erwiesen sich allerdings als unbegründet, denn nur einen Augenblick später erspähte er Kerrys blonden Kopf am Waldrand. Sie stand mit dem Rücken zu einer hohen Kiefer, ihr kurzes Schwert in der Hand, und versuchte damit zwei Orks in Schach zu halten, die sie an den Baum zurückgedrängt hatten. Oronêl wurde allerdings schnell klar, dass es nicht Kerry Waffe war, die die Orks zurückhielt, sondern nur ihre Freude daran, mit ihrem Opfer zu spielen. Oronêl deutete in die Richtung und rief: "Dorthin!"
Zu fünft gelang es ihnen ohne Schwierigkeiten, sich bis zu Kerry durchzuschlagen, und ihre beiden Feinde fielen schnell - der eine von Galanthirs Speer durchbohrt, dem anderen hatte Oronêl Mírwens Schwert in den Nacken gestoßen.
Kerrys Augen waren weit aufgerissen, als sie sagte: "Ihr lebt noch! Ich hatte mir solche Sorgen gemacht." Sie hielt ihr kurzes Schwert fest umklammert, und auf der Klinge glänzte ein wenig schwarzes Blut. An der Wange hatte sie einen tiefen Schnitt, von dem ihr das Blut den Hals hinunter rann. "Das ist von einem der Orks. Er wollte mich festhalten, also habe ich ihm das Schwert in den Arm gerammt."
"Was bei allen Sternen ist hier geschehen?", unterbrach Oronêl sie. "Die Orks haben die Elben beschuldigt, am Erebor eine Falle gestellt zu haben", erklärte Kerry rasch. "Sie wollten Finelleth, Eryniel und mich dafür töten, Thranduil wollte das nicht zulassen, und dann haben sie angefangen, zu kämpfen."
"Und wie bist du hierher gekommen?"
"Ich bin von Finelleth getrennt worden, nachdem ich mich befreit hatte. Dann bin ich hierher geflohen, und wollte euch suchen und euch warnen, aber diese beiden haben mich eingeholt." Kerry deutete mit dem Schwert, dessen Spitze leicht zitterte, auf die toten Orks. "Aber jetzt seid ihr ja da."
"Ja, aber es ist noch nicht vorüber", meinte Glorfindel. "Wir müssen zum König."
Oronêl stimmte zu. "Allerdings. Wenn dieser Tag nicht noch schlimmer werden soll, müssen wir verhindern, dass die Orks ihn und Finelleth töten." Allein der Gedanke, nach Mírwen nun auch noch Finelleth zu verlieren, schmerzte.
"Ich komme mit", sagte Kerry entschlossen, und umklammerte den Griff ihres Schwertes so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. "Vielleicht kann ich ja helfen."
Das kam für Oronêl überhaupt nicht in Frage, doch Celebithiel schien seinen Blick bemerkt zu haben, und kam seinem Widerspruch zuvor: "Alleine hier bleiben wäre für sie ebenso gefährlich, und wir können niemanden entbehren der hier auf sie aufpasst. Ich denke, Kerry hat oft genug bewiesen, dass sie auf sich achtgeben kann, obwohl sie keine Kriegerin ist." Kerry warf ihr einen dankbaren Blick zu, und Oronêl schüttelte den Kopf. "Na schön, aber ich hoffe, dass Mathan mich nicht umbringt, wenn er davon erfährt..."

Sie schlugen sich am Waldrand entlang zu der Stelle durch, wo Kerry Thranduil und seine Tochter zuletzt gesehen hatte, und wo sich auch der kleine Verteidigungsring der Elben gebildet hatte, den Oronêl vom Rand des Kampfplatzes gesehen hatte. Sie alle waren sich einig, dass dort der wahrscheinlichste Aufenthaltsort des Königs war. Auf dem Weg schlossen sich ihnen einige weitere Elbengrüppchen an, die verstreut gegen die Orks gekämpft hatten, bis ihre Truppe auf beinahe zwanzig Kämpfer angewachsen war. Schließlich gelang es ihnen den Ring der Elben zu erreichen, doch im gleichen Moment brachen die Orks auf der anderen Seite durch die Reihen der Verteidiger.
Oronêl duckte sich unter dem wilden Schwerthieb eines Orks weg, rammte ihm die Klinge zwischen zwei Rüstungsplatten hindurch in den Bauch, und blickte sich hektisch um, in der Hoffnung, Thranduil oder Finelleth zu erblicken - und tatsächlich sah er nur wenige Meter vor sich Finelleth, die neben Eryniel verzweifelt gegen den Ansturm der Orks ankämpfte.  Nur wenige Meter neben ihr blitzte Thranduils Schwert auf - der König befand sich in einem erbitterten Zweikampf mit Kra'suk, dem Anführer von Sarumans Orks. Die Gegner wirkten einander ebenbürtig, doch der Orkhäuptling dachte nicht daran, ehrenhaft zu kämpfen. Hilflos musste Oronêl beobachten, wie sich ein weiterer Ork von hinten an Thranduil heranschlich, und das Schwert hob - doch im nächsten Moment versperrten ihm weitere Gegner das Sichtfeld, und er konnte nicht mehr erkennen, was geschah.
Oronêl atmete tief durch, und lies dem Zorn erneut freien Lauf. Er schlug sich eine blutige Schneise durch die Orks, und Mírwens Schwert tanzte in seiner Hand wie selten zuvor, bis er den Ort erreichte, wo Thranduil gegen Kra'suk gekämpft hatte. Der König war zu Boden gegangen, und Kra'suk stand mit erhobenem Schwert triumphierend über ihm. Bevor er jedoch den letzten Stoß führen konnte, war Oronêl bei ihm, und fing das Schwert mit Mírwens Klinge ab.
"Noch ein Elbenverräter", knurrte Kra'suk, während die Klingen aneinander knirschten, und Hass funkelte in seinen gelblichen Augen. "Ich werde dich ebenfalls töten."
"Durch Falschheit und Verrat, wie es Art eurer widerlichen Rasse ist", entgegnete Oronêl, wirbelte herum und führte einen blitzschnellen Hieb gegen Kra'suks Seite, den der Ork jedoch ebenso rasch parierte. Funkensprühend stießen die Klingen erneut zusammen. "Verrat ist Sache der Elben. Orks sind Krieger."
"Nein. Orks sind Feiglinge." Wieder und wieder stießen die Klingen zusammen. Oronêl wagte es nicht, einen Blick zu Thranduil zu werfen, um zu erkennen, ob der König noch lebte. Er benötigte seine ganze Konzentration um gegen Kra'suk zu bestehen, denn der Ork war schnell, stark und nach vermutlich Jahrhunderten des Kampfes listig und erfahren. Schließlich erkannte Oronêl eine Lücke in Kra'suks Verteidigung, und erfüllt von kaltem Hass stieß er zu - doch sein Gegner wich einen Schritt zurück, und Oronêl rutschte auf dem blutigen Gras aus. Im Fallen wurde ihm das Schwert aus der Hand gerissen, und Kra'suks hässliches Gesicht leuchtete triumphierend auf.
"Jetzt stirbst du!", stieß er hervor, und die Klinge fuhr herab - doch kurz bevor sie traf, schob sich ein weiteres Schwert in Oronêls Blickfeld, dass Kra'suks Klinge kurz vor Oronêls Gesicht abfing.
"DU!", stieß der Orkhäuptling hervor, doch Oronêl wagte nicht nachzuschauen, wer sein Retter war. Stattdessen ergriff er Mírwens Schwert, dass direkt neben ihm gelandet war, sprang mit einer fließenden Bewegung auf die Füße, rammte es Kra'suk tief in den Hals und drehte die Klinge herum. "In die Leere mit dir", flüsterte er, während Kra'suks Augen sich vor Schreck und Schmerzen weiteten. Seine freie Hand tastete fahrig nach der Klinge in seinem Hals.
Oronêl zog das Schwert wieder heraus, und der Orkhäuptling brach langsam zusammen. Ohne seinen gefallenen Feind noch einmal anzusehen, wandte Oronêl sich zu seinem Retter um um diesem zu danken, und sah sich Helluin gegenüber, auf dessen jungem Gesicht sich noch die Überraschung über seine eigene Tag abzeichnete. Oronêl spürte seine eigenen Gesichtszüge hart werden. "Was tust du hier?"
"Ich...", begann Helluin sichtlich verwirrt. "Ich wusste nicht, was hier geschieht. Ich machte mir Sorgen um Kerry, und..." Er schien sich bewusst zu werden, was er sagte, und unterbrach sich selbst. Seine Augen wanderten zu Kerry, die ganz in der Nähe stand, jedoch keine Augen für Helluin hatte und stattdessen zu Finelleth blickte. Ohne ein weiteres Wort an Helluin zu richten ließ Oronêl ihn stehen, und ging neben Finelleth, die neben ihrem Vater auf die Knie gefallen war, auf die Knie.
Thranduils Gesicht war fürchterlich blass, eine Anblick, der Oronêl schmerzhaft an Mírwen erinnerte, und aus seinem Mundwinkel lief ein dünner Blutfaden - doch noch lebte der König. "Meine Tochter", sagte er leise, und ergriff Finelleths Hand. "Ich habe einen Fehler gemacht, das sehe ich ein - schade, dass es erst in den letzten Momenten meines Lebens sein kann."
Finelleth schüttelte stumm den Kopf, und Tränen tropften von ihren Wangen. "Es ist nicht... zu ändern, Faerwen", sprach Thranduil mühsam weiter. Er blickte Oronêl an. "Vetter. Hast du den großen Ork getötet?"
Oronêl nickte. "Das habe ich." Es erschien ihm nicht an der Zeit, genaueres zu erzählen. Thranduil stieß einen langen Atemzug aus, und seine Gesichtszüge entspannten sich. "Gut. Ich hätte es selbst getan, aber... einer von seinen Leuten hat mich von hinten erwischt, bevor ich..."
"Du solltest nicht sprechen, Vater. Wir müssen... müssen einen Heiler holen, und dann...", unterbrach Finelleth ihn stockend, und hob den Kopf. Doch Thranduil ließ ihre Hand nicht los, und erwiderte: "Nichts kann meinen Tod noch verhindern - ich habe genug Zeit auf dieser Welt verbracht, um diesen Moment zu erkennen." Auf seiner Wange zuckte ein Muskel vor unterdrücktem Schmerz. "Du wirst jetzt Königin sein, und eine gute, das weiß ich jetzt. Führe unser Volk zurück ins Licht - und denke daran: Unsere Heimat ist nicht ein Ort, sondern das Volk. Dies war mein großer Fehler, und ich weiß, du wirst es besser machen." Mit diesen Worten schlossen sich Thranduils Augen, und seine Brust sich nicht länger hob und senkte, wusste Oronêl, dass der König gestorben war. Finelleth stieß einen unterdrückten Schluchzer aus, und senkte den Kopf.
Mit einem Mal wurde Oronêl bewusst, wie still es am Waldrand geworden war. Kein Kampfgeräusch war mehr zu hören, und als er langsam auf die Füße kam, sah er, dass Saruman den Schauplatz betreten hatte. Oronêl warf einen Blick umher. Die Orks hatten sich zurückgezogen, und beobachteten die Szene als drohende Masse hinter Sarumans Rücken. Ganz in der Nähe stand Kerry mit Celebithiel und Glorfindel, und Tränen rannen auch ihr über die Wangen, während sie Finelleth beobachtete - vermutlich nicht so sehr aus Trauer um Thranduil, als aus Mitleid für Finelleth. Helluin stand noch immer regungslos dort wo Kra'suk gefallen war, in seinem grauen Mantel und das blanke Schwert in der Hand, und hatte seine Augen starr auf Saruman gerichtet. Am Waldrand hatten sich einige andere Waldläufer eingefunden, und beobachteten die Szene angespannt - aber keiner von ihnen gesellte sich zu ihrem Anführer.
"Ist dies dein Werk, Saruman?", brach Oronêl die Stille, und deutete mit der freien Hand im Kreis über das Schlachtfeld. "Ist dies die Strafe für die verlorene Schlacht?"
Der Zauberer schüttelte langsam den Kopf. "Nein. Dieser Wahnsinn ist nicht mein Werk, und ich habe diese Tode nie gewünscht." Zu seiner eigenen Überraschung, glaubte Oronêl ihm, obwohl er nicht das Gefühl hatte, dass Saruman die Macht seiner Stimme einsetzte. Stattdessen wirkte der Zauberer zum ersten Mal seit Oronêl ihn kannte beinahe erschüttert. Oronêl machte, das blutige Schwert noch immer in der Faust, einen Schritt auf ihn zu, doch Saruman wich, auf seinen Stab gestützt, keinen Fußbreit zurück.
"Du magst sie nicht gewünscht haben", stieß Oronêl hervor. "Doch diese Toten sind deine Verantwortung."
Saruman nickte langsam. "Ich habe den Feind unterschätzt, und die Kraft des Hasses auf die Elben, die die Orks beherrscht."
"Und deshalb wirst du mit all deinen Dienern dieses Land so bald wie möglich verlassen, Saruman", erklang Finelleths Stimme. Sie war ebenfalls auf die Füße gekommen, und ihre Tränen waren versiegt. "Nach dem Tod meines Vaters bin ich die Königin dieses Landes, und mit meinem Vater ist auch sein Bündnis mit dir gestorben. Du bist im Waldlandreich nicht länger willkommen."
"Und wer wird euch schützen, meine Liebe?", fragte Saruman sanft. "Wer wird euch schützen, wenn Khamûl den Erebor erneut verlässt, und euch erneut angreift?"
"Wir selbst", erwiderte Finelleth mit fester Stimme. "Und wenn das nicht ausreicht, werden wir dieses Land verlassen, um später vielleicht erneut zurückzukehren." Sie blickte Oronêl an, und nickte zustimmend. Offenbar hatte sie sich die letzten Worte ihres Vaters zu Herzen genommen.
Sarumans dunkle Augen fixierten Finelleth. "Ihr würdet eure Heimat für euren erneut aufgeben?" Finelleth warf einen Blick über die Elben - die toten, und die lebenden, die sich im Halbkreis um sie herum versammelt hatten. "Nein. Denn unsere Heimat ist nicht dieses Land, sondern unser Volk."
Einen Augenblick lang wirkte Saruman sprachlos und müde. Dann richtete er sich zu seiner vollen Größe auf, und stieß mit seinem Stab auf den Boden. "Also gut, Königin Faerwen Lenweriel. Ich werde euer Reich mit all meinen Gefolgsleuten verlassen - doch bedenkt, dass eure südlichen Grenzen die Berge des Waldes sind. Südlich davon gilt noch immer mein Wort. Und bedenkt ebenfalls, dass ich euch nicht zu Hilfe eilen werde, denn unser Bündnis gilt nicht länger."
Sein Blickt streifte Helluin für einen winzigen Augenblick, und der junge Dúnadan zuckte beinahe unmerklich zusammen, bevor Saruman sich abwandte und in Richtung des Orklagers davon ging. Oronêl atmete erleichtert durch, und ging durch das blutige Gras zu Finelleth hinüber, die traurig auf den Körper ihres Vaters hinab sah. Sie hatte Thranduils Augen geschlossen, und es wirkte beinahe so, als würde er nur schlafen.
"Habe ich richtig gehandelt?", fragte sie mit brüchiger Stimme, und ohne Oronêl anzusehen. "Oder habe ich mein Volk gerade auf den Weg in den Untergang geführt?"
Oronêl legte ihr die Hände auf die Schultern und zwang sie, ihn anzusehen. Er kämpfte Erschöpfung und Trauer, die ihn zu überwältigen drohten, nieder, und sagte: "Du hast den Weg eingeschlagen, den dein Vater sich gewünscht hat. Und ich denke, es ist der richtige Weg."
Finelleth schniefte. "Ich werde eine schreckliche Königin sein." Oronêl musste trotz allem unwillkürlich lächeln, und umarmte sie für einen kleinen Moment. "Nein, ich denke nicht. Du bist aus dem Haus Lenwe - du wirst deine Sache gut machen."
"Na schön", erwiderte Finelleth, und löste sich aus der Umarmung. "Wenn du dir da so sicher bist, dann kannst du es dem Volk auch mitteilen - immerhin hast du damit genug Erfahrung."
Oronêl schüttelte den Kopf, und nickte in Richtung von Galanthir und Angvagor, die er ganz in der Nähe erblickt hatte. "Ich habe eine bessere Idee. Sie sind Teil deines Volkes, viele kennen sie und vertrauen ihnen. Und sie sind deine ältesten Freunde hier, wer also wäre besser geeignet um die Nachricht zu verbreiten?"
"Niemand", stimmte Finelleth zu, und warf wieder einen Blick auf ihren Vater. Sie holte ein wenig zittrig Luft, und sagte dann: "Ich... werde mich wohl um einiges kümmern müssen. Mein Vater war ein großer König, ein ganzes Zeitalter lang. Er verdient es, dass man ihn entsprechend ehrt."
"Ich werde dort sein", versprach Oronêl, und Finelleth wandte ihm wieder das Gesicht zu. "Eine Sache gibt es, bei der du mir noch helfen kannst. Später natürlich." Sie deutete auf Helluin, der sich noch immer nicht von der Stelle gerührt hatte, und jetzt rasch eine möglichst teilnahmslose Miene aufsetzte. Oronêl seufzte, denn eigentlich hatte er keine Lust, sich mit dem jungen Anführer der Dúnedain zu befassen, doch dann nickte er.

Während die Elben damit begannen, die Gefallenen fortzuschaffen - die Orks auf einen Haufen ein wenig abseits des Waldes, die Elben aufgebahrt unter den Bäumen - setzte Oronêl sich mit dem Rücken an eine Kiefer ein Stück vom Kampfplatz entfernt. Er schloss die Augen, und begann, eine leise Melodie zu summen - ein Klagelied, für alle, die an diesem Tag gefallen waren. Doch er fand keine Worte, und so blieb es eine wortlose Melodie. Er hörte leise Schritte im Gras und spürte, wie sich jemand neben ihn setzte. An der Art, wie sie sich bewegte, erkannte er Kerry. Nach wenigen Augenblicken, sagte sie leise: "Oronêl, was... ist etwas mit Mírwen geschehen? Ich habe sie nirgendwo gesehen."
Oronêl öffnete die Augen und sah sie an. Sie kniete neben ihm im Gras, die Hände im Schoß gefaltet, und blickte ihm direkt in die Augen. "Sie ist gefallen, noch im Wald", antwortete er sanft, und spürte eine einzelne Träne an seiner Wange herunterlaufen. Für einen Moment ließ er zu, dass die Trauer ihn überwältigte. "Sie hatte es nicht verdient, doch es ist geschehen."
Kerry schüttelte wortlos den Kopf, und erneut konnte sie die Tränen nicht zurückhalten. "Ich... gewöhnt man sich jemals daran?"
Oronêl lächelte, und ergriff ihre Hand. "Niemals. Es schmerzt immer aufs Neue, einen Freund zu verlieren. Und das ist gut so, denn nur das Böse ist gefühllos." Kerry erwiderte das Lächeln durch die Tränen. "Dann werde ich niemals zu den Bösen gehören können - ich fühle mich, als wollte ich die ganze Zeit weinen."
"Ich kenne kaum einen Menschen, der so weit vom Bösen entfernt ist, wie du", erwiderte Oronêl beinahe amüsiert. "Und das gibt mir Hoffnung, dass die Menschen es eines Tages schaffen werden, den Schatten zu besiegen."
"Solange ein paar von den guten Menschen das Schwert besser führen können als ich...", meinte Kerry, und wischte sich die Tränen fort. "Ansonsten können wir die Bösen wohl nur zu Tode nerven."
Oronêl lachte leise, und sein Herz wurde ein wenig leichter. "Das wäre allerdings eine Geschichte, die es wert wäre für alle Ewigkeit erzählt zu werden."
Kerry versetzte ihm einen sanften Faustschlag gegen die Schulter. "Ich meine es ernst. Wäre ich im Kampf zu ein bisschen mehr nütze, wäre es heute vielleicht besser ausgegangen." Oronêls Miene wurde wieder ernst. "Es können nicht alle Krieger sein - das wäre eine traurige Welt", erwiderte er. "Du hast mit Sicherheit das Herz einer Kriegerin, und du hast bereits so viel zum besseren gewendet. Denk an Eregion, denk an den Erebor... heute konntest du nichts tun. Niemand kann vorhersagen, was hätte geschehen können. Also mach dich nicht selbst für etwas verantwortlich, worauf du keinen Einfluss hattest. Und du musst bleiben wer du bist, Kerry. Die Welt wäre sonst ein ärmerer Ort."
Kerry blickte zu Boden, aber sie lächelte zaghaft. "Ich hoffe, du hast recht. Wie machen wir nun weiter?"
"Wir bestatten unsere Toten", antwortete Oronêl langsam. Er konnte Kerry nicht sagen, was er tun würde. Nicht in diesem Moment. Und nicht nur Kerry - er wagte nicht, es irgendjemandem zu sagen. So musste Amrûn sich gefühlt haben, als er seine Entscheidung für den Westen getroffen hatte. "Und dann werden wir weitersehen."

Oronêl - Edrahil - Hilgorn -Narissa - Milva

Fine

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« Antwort #11 am: 11. Jun 2018, 17:16 »
Kerry stand neben Eryniel auf einem der unteren Äste eines großen, breiten Waldbaumes und sah dem Heer Sarumans beim Abrücken zu. Nun wieder perfekt diszipliniert nahmen die Krieger der Weißen Hand Marschformation an und stampften los, als ein tiefes Hornsignal erklang. Saruman selbst ritt am Ende des Heeres, auf einem schwarzen Pferd, umringt von den Dúnedain. Die Gesichter der Waldläufer waren so verschlossen wie eh und je, doch Kerry fiel auf, dass zwei von ihnen fehlten. Daerod, der Dúnadan den sie in Thranduils Hallen kennen gelernt hatte, war am Erebor gefallen, wie Kerry erst vor Kurzem erfahren hatte. Ein weiterer Tod, der ihr das Herz schwer machte. Und dann war da noch Helluin... Von Helluin fehlte derzeit jede Spur. An seiner Stelle ritt nun Forgam, der einst die rechte Hand des jungen Stammesführers gewesen war, und der nun offenbar den Befehl über die verbliebenen Waldläufer übernommen hatte.
„Endlich verschwinden diese Scheusale aus unserer Heimat,“ murmelte Eryniel, die einen verbitterten Ausdruck im Gesicht hatte. Kerry sah, wie sich die Finger der Waldelbin so fest um den Griff ihres Langbogens schlossen, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Sie haben mehr als genug Leid und Unheil verursacht.“
Kerry war sich nicht sicher, wie nahe Eryniel dem König gestanden hatte. Thranduils Tod schien die Späherin schwer getroffen zu haben, auch wenn ihr Gesicht bislang frei von Tränen geblieben war. Daher wusste Kerry nicht recht, was sie sagen sollte. Sie beschränkte sich darauf, Eryniel stumm Gesellschaft zu leisten, bis die Banner der Orks unter den Baumwipfeln verschwunden waren und ihre Fußtritte in der Ferne verhallt waren. In diesem Augenblick atmete Eryniel tief durch, hängte ihren Bogen auf ihren Rücken und sprang vom Ast auf den Waldboden hinab. Sie warf Kerry einen schwer zu deutenden Blick zu, hob kurz die Hand, wie zum Abschied, dann verschwand sie im Wald.

Mehrere Stunden waren seit dem blutigen Gefecht zwischen Elben und Orks vergangen, und der Nachmittag neigte sich dem Ende zu. Als Kerry langsamen Schrittes zur Lichtung, auf der das Heerlager gestanden hatte, zurückkehrte, waren die Kadaver der Orks bereits auf einen Haufen geworden und verbrannt worden. Die gefallenen Elben - mehr als ein Dutzend - hatte man nebeneinander aufgebahrt. Direkt am Waldrand, zwischen zwei großen Eichen, war eine Grube ausgehoben worden, in die man die Toten nun vorsichtig legte, einen Halbkreis bildend. Ganz in der Mitte sollte Thranduil seine letzte Ruhestätte finden, doch noch lag der König auf einer Decke aus Laub und Gräsern und wirkte, als würde er nur schlafen. Neben ihrem Vater stand Finelleth und blickte stumm auf ihn herab.
Als Kerry näher kam, wurde es ihr allzu deutlich klar. Dies war nicht länger Finelleth, die Elbenkundschafterin, die nie lange ernst bleiben konnte und die Befehle nur befolgte, wenn sie ihr in den Kram passten. Dies war auch nicht Tharandís, die ungezogene Tochter eines Königs, der nur Augen für ihren Bruder hatte. Vor Kerry stand Faerwen aus dem Hause Lenwe, eine fähige Anführerin und Königin ihres Volkes. Spuren von Tränen zierten ihr Gesicht, doch ihre Miene war von Entschlossenheit gezeichnet. Nicht länger trug sie die blutige Rüstung aus den Schlachten von Thal und Erebor, sondern ein strahlendes, silbernes Kleid, gepaart mit einem pelzbesetzten Umhang, dessen Außenseite schwarz und Innenseite tiefrot waren. Ihr sandblondes Haar war nicht länger wirr und voller widerspenstiger Strähnen, sondern war nun zu einer edlen Hochsteckfrisur geformt worden. Und auf ihrer Stirn lag ein königlicher Silberreif, den einst Thranduil getragen hatte. Dies war Faerwen, Herrscherin des Waldlandreiches. Sie richtete sich auf und blickte in die Runde der Elben, die sie umgaben - und wie auf ein geheimes Zeichen hin gingen die Düsterwald-Elben in die Knie und beugten das Haupt vor ihrer Königin. Kerry konnte gar nicht anders, als es ihnen gleichzutun. Sie war mehrere Meter von der Königin entfernt, so dass sie hören konnte, was Faerwen sagen würde.
„Dies ist ein schicksalhafter Tag, meine Freunde,“ sprach die Königin mit einer Stimme, die Kerry kaum wiedererkannte. Sie klang kraftvoller und entschlossener, als es Finelleth je gewesen war. „Mein Vater ist uns genommen worden. Verrat und Heimtücke waren der Untergang Thranduils, des Königs des Waldlandreiches, der viele Fehler hatte. Doch ich sage euch heute: Haltet ihn nicht wegen seiner Fehler in Erinnerung, wie auch ich es nicht tun werde. Erinnert euch an das, was er selbst in seinen letzten Momenten nie aus den Augen verloren hatte: Alles, was mein Vater getan hat, geschah zum Schutze seiner Heimat. Und bevor er von uns ging, hatte er noch eine letzte Weisheit weiterzugeben. Meine Heimat - unsere Heimat - ist kein Ort, sondern sie ist in euch allen. Unsere Heimat ist dieses Volk, das nun endlich frei von Saruman und seinen Lügen ist. Dies hat mein Vater erreicht, auch wenn es ihn das Leben kostete. Und daran werde ich mich für immer erinnern. Ebenso wie er werde auch ich alles dafür geben, mein Volk zu schützen - selbst wenn es meinen Tod bedeutet. Ich bitte euch, mich dabei zu unterstützen. Ich will nicht über euch herrschen, weil es mein Geburtsrecht ist, sondern weil mein Vater an mich geglaubt hat - und es noch immer tut. Ich verspreche euch, nicht zu ruhen, bis unser Volk und unsere Heimat in Sicherheit sind. Steht mir bei, meine Freunde, denn unsere Zukunft liegt nun in unseren eigenen Händen.“

Stille erfüllte die Lichtung. Dann richtete sich einer der Elben neben Faerwen auf. Es war Galanthir, der einen der Orks getötet hatte, die Kerry in Bedrängnis gebracht hatten. „Ihr habt die Worte gehört, die Faerwen an euch gerichtet hat. Und ihr alle kennt die Traditionen unseres Volkes, die in einer solchen Stunde wichtiger als je zuvor sind. Daher rufe ich nun Oronêl, Ardírs Sohn auf, um als ihr nahster Verwandter für oder gegen die neue Königin zu sprechen, wie es Sitte ist.“
Oronêl musste ganz am Rande der Menge gestanden haben, denn es dauerte einige Zeit, bis er bei Thranduils Ruhestätte angekommen war. Soweit Kerry es erkennen konnte, wirkte er eher unbehaglich und schien nicht sonderlich froh darüber zu sein, aufgerufen zu werden.
„König Thranduil war mein Vetter, denn wie er stamme ich aus Lenwes Sippe,“ sagte Oronêl mit klarer Stimme. „Als nächster Verwandter Faerwens will ich nur so viel sagen: Das Vertrauen, das ihr Vater in sie gesetzt hat, ist gerechtfertigt. Sie wird euch eine ausgezeichnete Königin sein.“
Oronêl trat beiseite und geriet aus Kerrys Sichtfeld. Stattdessen nahm nun erneut Galanthir das Wort. „Hier steht Tharandís Faerwen Lenweriel vor euch, Elben des Grünwaldes. Soll sie Königin sein und über das Waldlandreich herrschen?“
Anstatt einer verbalen Antwort legten beinahe alle anwesenden Elben ihre rechte Hand auf ihre linke Schulter.
„Dann sei es so. Faerwen, die erste ihres Namens, Königin des Waldlandreiches!“
Einige der Elben brachen in Jubel aus, doch dann zerstreute sich die Menge rasch. Kerry blickte sich nach Oronêl um, denn etwas sagte ihr, dass sie so bald wie möglich mit ihm sprechen sollte, obwohl sie nicht genau wusste, weshalb. Es kam ihr so vor, als würde sie nicht mehr viel Zeit haben. Doch ehe sie ihn entdeckt hatte, berührte eine Hand ihren Rücken und ließ sie herumfahren.
Vor Kerry stand die Königin der Waldelben. Ihre silberne Pracht und ihre entschlossene Miene jagten Kerry eine solche Ehrfurcht ein, dass sie erneut auf die Knie gegangen wäre, wenn Faerwen sie nicht zurückgehalten hätte.
„Das sind nun wirklich genug Ehrerbietungen gewesen,“ sagte sie - mit Finelleths belustigter Stimme.
„Aber... du bist jetzt eine Königin,“ erwiderte Kerry - ehe sie sich hastig korrigierte. „Ich meine natürlich... Ihr seid jetzt eine Königin, ähm... Euer Gnaden.“
„Kerry! Das reicht. Ich bin immer noch deine Freundin, auch wenn ich jetzt etwas mehr Verantwortung habe. Sieh mir in die Augen.“
Kerry tat wie ihr geheißen und hielt Faerwens Blick stand. Ein gütiges Lächeln lag auf den Lippen der Königin, gemischt mit einem traurigen Ausdruck in den Augen. Und da wusste Kerry, dass Faerwen - dass Finelleth - eine sehr gute Königin abgeben würde.
„Du hast an Selbstvertrauen gewonnen,“ stellte Kerry fest, ehe sie bemerkte, dass sie laut nachgedacht hatte.
„Ich wünschte, der Preis wäre nicht so hoch gewesen,“ erwiderte Faerwen. „Aber du hast recht. Ich weiß, wer ich bin, und was noch viel wichtiger ist - ich weiß, was meine Aufgabe ist. Und ich weiß, dass ich ihr gewachsen bin.“
„Das ist wirklich gut,“ meinte Kerry. „Ich kann es noch immer nicht ganz glauben, dass aus jemandem, der es gehasst hat, als Prinzessin bezeichnet zu werden, eine so... naja, ernsthafte Königin geworden ist.“
„Treib es lieber nicht zu weit, meine Liebe,“ sagte Faerwen und hob den Zeigefinger. „Ich habe nun genügend Befehlsgewalt, um dich überall zu erwischen, ganz egal wo in Mittelerde du dich auch versteckst.“
Und da wurde es Kerry klar, dass Finelleth doch nicht ganz verschwunden war. Trotz allem, was geschehen war, hatte ihre Freundin ihren Sinn für Humor tief in ihrem Inneren beibehalten, was Kerry sehr erleichterte.
„Ich verstehe schon,“ gab sie zurück. „Noch ungefähr eine Woche, dann wirst du mich wegen unschicklichem Betragen aus dem Palast werfen, ich seh‘s kommen.“
„Kerry! Das würde ich niemals tun,“ sagte Faerwen und gestattete sich ein kurzes, helles Lachen. „Allein schon deshalb, weil ich viel zu beschäftigt sein werde. Es gibt... so viel zu tun.“
„Du kriegst das hin, das weiß ich genau,“ sagte Kerry aufmunternd. Sie nahm die Hände der Königin und drückte sie. „Du wirst eine ganz wunderbare Herrscherin sein. Versprich mir, dass du dir niemals etwas anderes einreden lassen wirst.“
„Ich verspreche es dir, Kerry. Wohin dich deine Reisen auch führen werden... du wirst bei meinem Volk jederzeit willkommen sein.“
„Danke,“ hauchte Kerry, die sich wunderte, weshalb Faerwen plötzlich solche Dinge sagte, die nach Abschied klangen. Eigentlich hatte sie sich darauf gefreut, etwas Ruhe und Frieden in den Hallen des Waldlandreiches zu verbringen, auf Mathan zu warten und mit ihm gemeinsam den Rückweg nach Eregion anzutreten.
„Nun geh schon,“ sagte Faerwen sanft. „Am Ostrand der Lichtung wartet jemand auf dich. Es scheint dringend zu sein...“
Oronêl! schoss es Kerry durch den Kopf. Ich hoffe, ich komme nicht zu spät... Hastig umarmte sie Faerwen und eilte dann in Richtung Osten davon.

Die untergehende Sonne blendete Kerry, weshalb sie zunächst nur eine hochgewachsene Gestalt erkennen konnte, die am Rande der Lichtung und fernab des Trubels bei Thranduils Grab stand. Umso überraschter war sie daher, als sie der Sonne den Rücken zuwendete und anstatt Oronêl einen jungen Mann in einem grauen Mantel vorfand.
„Hallo, Kerry,“ sagte Helluin leise. In seinen tiefblauen Augen standen Zweifel und viele, viele Fragen. Fragen, vor denen Kerry Angst hatte.
„Ach, du bist das,“ stieß sie hervor.
„Hast du jemand anderen erwartet?“
„Ehrlich gesagt schon. Was... was willst du?“
„Ich... wollte mich verabschieden. Ich habe endlich erkannt, dass mein Platz niemals an Sarumans Seite war. Und auch nicht in Arnor, bei meinem Volk. Also werde ich... werde ich gehen, und ihn suchen.“
„Wohin?“ fragte sie nur.
„Fort von allem, was mir bekannt ist,“ antwortete der junge Dúnadan und deutete nach Osten. „Ich weiß nicht, wohin das Schicksal mich verschlagen wird. Vielleicht in die Eisenberge, zu den Festungen der Zwerge. Oder ins geheimnisvolle Land der Ostlinge jenseits des Celduin. Vielleicht aber auch sogar noch weiter nach Osten, in Länder voller Mythen und Legenden...“
Kerry wusste nicht recht, wie sie darauf reagieren sollte. Helluin schien eine Antwort von ihr zu erwarten - vielleicht hoffte er sogar darauf, dass sie ihn von seinem Vorhaben, ins Exil zu gehen, abhielt. Doch das konnte sie nicht.
„Ich... bin froh, dass du nicht länger Saruman dienst,“ sagte sie leise. „Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.“
Helluin blickte zu Boden. „Ich verstehe,“ antwortete er. Dann hob er den Kopf und suchte Kerrys Blick. „Dann werde ich gehen und versuchen, mich selbst und meinen Platz in der Welt zu finden. Und vielleicht... vielleicht werden wir uns wiedersehen, wenn ich ihn gefunden habe.“
„Vielleicht,“ meinte Kerry. Mehr konnte sie ihm nicht versprechen, denn ihr Herz ließ es nicht zu. „Bitte... pass dort draußen einfach auf dich auf.“
„Ich komme schon zurecht. Ich habe ein Schwert und einen Bogen... das genügt mir.“
Ehe Kerry etwas sagen konnte, machte Helluin einen Schritt auf sie zu und umarmte sie - nur für einen flüchtigen Moment. Dann wendete er sich ab und ging langsamen Schrittes los. Direkt nach Osten lief er, und blickte nur ein einziges Mal zurück. Dann verlor Kerry ihn aus den Augen.

Es war inzwischen Nacht geworden, als Kerry zum Heerlager zurückkehrte. Viele Elben waren bereits zu ihren Hallen im Waldinnern aufgebrochen. Der Grabhügel Thranduils war mit Erde bedeckt worden und man hatte einen großen Stein darauf aufgestellt, in den elbische Runen eingegraben worden waren, die Kerry im Dunkeln nicht entziffern konnte. Sie hielt Ausschau nach ihren Freunden, bis sie einige Minuten später schließlich Celebithiel und Glorfindel über den Weg lief.
„Wir brechen bald zu Faerwens Hallen auf,“ sagte Glorfindel.
„Kommst du mit uns?“ fragte Celebithiel.
„Ich denke schon, aber... wo ist denn Oronêl?“ wollte Kerry wissen, die erneut eine innere Dringlichkeit verspürte.
Die beiden Hochelben tauschten einen vielsagenden Blick aus. „Du weißt es nicht?“ fragte Glorfindel.
„Was weiß ich nicht?“
„Das solltest du direkt von ihm erfahren,“ sagte Celebithiel. „Eile dich! Du findest ihn am Eingang des Waldpfades, südwestlich von hier.“
Kerry bedankte sich und hastete los, die Lichtung im Eiltempo überquerend. Dort angekommen stieß sie mit einem elbischen Gardisten zusammen, der plötzlich vor ihr aufgetaucht war, und schlug der Länge nach hin.
„Seid Ihr verletzt, junge Dame?“ fragte der Elb und half ihr auf.
„Wo ist Oronêl? Ist er hier?“ fragte Kerry atemlos.
„Herr Oronêl spricht mit der Königin. Ich denke nicht, dass Eure Anwesenheit erwünscht...“
„Tut mir wirklich leid, aber das kann nicht warten!“ Kerry schlüpfte unter den Armen des Gardisten hindurch und erreichte die Stelle, an der einer der Pfade durch den dichten Wald begann. Und tatsächlich stand dort Oronêl, der sein Gepäck geschultert hatte und hatte Faerwens Unterarm mit seiner Hand umschlossen - ein Kriegergruß, wie er ihn mit Mathan oft ausgetauscht hatte.
„Wartet! Was geschieht hier? Oronêl, gehst du fort?“ Kerry blieb keuchend neben den beiden Waldelben stehen.
Oronêl blickte betroffen drein. „Ich hatte gehofft, dies vermeiden zu können,“ sagte er.
„Meine kleine Ablenkung hat offensichtlich versagt,“ meinte die Königin, die eher belustigt als betroffen wirkte.
„Ablenkung? Wie bitte? Was geht hier vor?“ Kerrys Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Verwirrung wuchs mit jeder Sekunde.
Oronêl ließ Faerwens Arm los und ergriff Kerrys rechte Schulter. Seine Berührung war beruhigend, doch als Kerry seine Augen sah, in denen sich das Licht der Sterne spiegelte, wusste sie, dass die Lage ernst war. Oronêl hatte etwas vor - etwas, das ihr überhaupt nicht gefallen würde.
„Ich werde jetzt gehen, Kerry,“ erklärte Oronêl ruhig und gefasst. „Ich wusste, dass du mir den Abschied nicht leicht machen würdest, deshalb hatte ich Faerwen gebeten, dich zu beschäftigen. Doch da du nun hier bist, lass mich dir Folgendes sagen: Ich bin sehr froh, dich kennengelernt zu haben und du hast mir vieles beigebracht - über mich selbst und über die Welt, in der wir leben. Doch dies ist das Ende. Meine Tage in Mittelerde sind nun begrenzt.“
„Wie bitte? Das kannst du doch nicht ernst meinen!“
Oronêl seufzte tief. „Ich meine es überaus ernst, Kerry. Ich kann einfach nicht mehr weitermachen. Mírwens Tod war nicht mehr als der Kieselstein, der diesen Steinschlag ausgelöst hat. Es hat sich seit Langem angebahnt. In Mittelerde gibt es nichts mehr für mich.“
„Du... du Feigling!“ rief Kerry und versetzte Oronêl zu ihrem eigenen Entsetzen eine saftige Ohrfeige. Erschrockene Stimme ringsum ertönten, dann wurde es wieder still. Oronêl hatte sich nicht gerührt und den Schlag tonlos hingenommen. „Du machst einen Fehler, Oronêl. Weglaufen ist keine Lösung, hörst du mich? Ich fasse es nicht, dass du dich nicht einmal von mir verabschieden wolltest, sondern dich mit einem billigen Trick davonstehlen wolltest!“ Sie war so sauer wie noch nie, und gleichzeitig verschwamm Kerrys Sicht, als sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie fühlte sich betrogen, als hätte Oronêl ihr Herz in zwei Teile zerrissen.
„Nein, Kerry. Ich habe lange nachgedacht, schon seit unserem Aufbruch aus Eregion - wenn ich ehrlich bin, sogar schon davor. Ich werde nach Dol Amroth gehen, meine Nachfolge regeln, und dann ein Schiff nehmen, das mich Westen bringen wird - zu Calenwen. Ich liebe sie noch immer, verstehst du das nicht? Ich habe nie aufgehört, sie zu lieben - trotz allem, was mit Mírwen geschehen ist. Und ich hoffe, dass sie auf mich wartet. Nein - ich weiß es. Ich bitte dich als dein Freund - mach das nicht schwerer, als es sein muss. Lass mich gehen.“
Kerry konnte nicht sprechen. Ihr Hals tat unglaublich weh, als er sich zuschnürte. Oronêl ließ ihre Schulter los und legte ihr die Hand auf die Wange. Sanft strich er ihre Tränen beiseite. In seinem Blick lag ein ebenso großer Schmerz wie der, den Kerry verspürte. Und doch... konnte sie ihn nicht einfach so gehen lassen.
„Wenn du gehen musst,“ stieß sie angestrengt hervor, „dann komme ich verdammt nochmal mit dir.“
Oronêl Augen weiteten sich - offenbar hatte er damit nicht gerechnet. „Das... das geht nicht, Kerry, ich gehe nach...“
„Ich weiß, wohin du gehst,“ knurrte sie. „Deshalb komme ich mit dir, so weit es geht, um dich davon zu überzeugen, dass deine Entscheidung falsch ist - wenn es sein muss, bis ans Ufer des großen Meeres. Du wirst mich schon fesseln müssen, um zu verhindern, dass ich dir folge.“
„Oh, Kerry,“ erwiderte Oronêl, und sein Gesicht zeigte eine Mischung aus tiefer Traurigkeit und belustigter Resignation. „Eines Tages wird dich deine Sturheit noch in große Schwierigkeiten bringen.“
„Ich weiß, dass ich recht habe, Oronêl,“ erwiderte sie unnachgiebig.
Da lachte Faerwen hinter ihnen - laut und glockenhell. „Ihr beiden seid unmöglich,“ sagte sie. „Wärt ihr im selben Alter, würde ich euch ja empfehlen, einfach zu heiraten, aber...“
„Ich zweifle gerade etwas an deiner Tauglichkeit zur Königin, Euer Majestät,“ gab Oronêl trocken zurück.
„Ihr seid hier in meinem Reich, was mir hier die Befehlsgewalt gibt. Deswegen sage ich: Ihr reist gemeinsam, zumindest bis nach Rohan. Dort angekommen wird Kerry sich entscheiden müssen, ob sie weiter mit dir nach Dol Amroth geht, oder nach Westen abbiegt, um rechtzeitig zur Geburt ihres Geschwisterchens nach Eregion zu kommen. Das ist übrigens ein Befehl.“
Weder Oronêl noch Kerry waren vollständig zufrieden mit dieser Entscheidung, doch es wurde sehr schnell deutlich, dass Faerwen keine Widerrede dulden würde. „Also gut,“ gab sich Oronêl geschlagen. „Ich werde dich mitnehmen, Kerry, aber nur, wenn du versprichst, mehr als ein Gesprächsthema neben dem meiner Entscheidung zu haben.“
„Na schön, ich verspreche es,“ sagte Kerry, der inzwischen ein neuer Gedanke gekommen war. Faerwen hatte von Rohan gesprochen - Déorwyns einstiger Heimat. Ein Teil von ihr war gespannt darauf, es wiederzusehen und zu erfahren, was daraus geworden war. Und soweit sie wusste, lag Hochborn auf dem direkten Weg nach Dol Amroth...

„Nun heißt es also endgültig Abschied nehmen,“ sagte Faerwen wenige Minuten später. Kerry hatte ihr Gepäck so rasch wie möglich herbeigeholt und sie und Oronêl waren zum Aufbruch bereit.
„Mögest du dein Reich und den Volk weise und gerecht führen, nethel,“ sagte Oronêl andächtig.
„Und mögest du deinen Frieden finden, gwador - ob nun in dieser Welt, oder im Westen,“ erwiderte Faerwen.
Oronêl umarmte die Königin und legte seine Stirn für einen Moment an ihre. „Gedenke der Worte deines Vaters,“ hörte Kerry ihn wispern, dann lösten sich die beiden Elben voneinander.
„Und dir, Kerry, habe ich ja bereits gesagt, dass du hier immer willkommen sein wirst. Bitte pass auf dich auf, auf deinen Abenteuern. Mögen die Sterne über dich wachen.“
Kerry schloss Faerwen in eine lange und enge Umarmung. „Ich werde dich vermissen, Finelleth,“ hauchte sie, erneut den Tränen nahe. Mehr brachte sie nicht heraus.
Sie verabschiedeten sich ebenfalls von Glorfindel und Celebithiel, die zunächst im Waldlandreich bleiben würden, ehe sie nach Imladris zurückkehren würden, um Mírwen in ihrer Heimat zur Ruhe zu betten. Und dann war der Moment gekommen. Gefolgt von Kerry betrat Oronêl den Pfad ins Innere des Düsterwaldes, in Richtung Süden gehend.

Mehrere Minuten gingen sie schweigend durch die laue Nachtluft hindurch, ehe Oronêl ohne sich umzudrehen das Wort nahm.
„Weißt du was, Kerry?“
„Hmm?“
„Du bist ein wahres Ärgernis.“
„Pfft. Und du bist ein Feigling.“
Oronêl lachte. „Vermutlich habe ich das verdient. Es tut mir Leid, dass ich mich einfach so davonschleichen wollte.“
„Ich hoffe, es tut dir noch immer Leid, wenn du in Valinor sitzt und dir wünschtest, du wärest nicht gegangen.“
Das entlockte Oronêl ein resignierendes Seufzen. „Ich sehe schon, du wirst mir mit dem Thema keine Ruhe lassen... und dennoch ist ein Teil von mir froh, dass du bei mir bist, Kerry.“
„Ehrlich?“
„Nicht übermütig werden. Ich sagte, ein Teil von mir.“
„Ich glaube, das genügt mir für‘s Erste,“ sagte Kerry und lächelte in sich hinein.
„Komm, wir sollten unsere Schritte ein wenig beschleunigen,“ meinte Oronêl. „Es gilt, das Heer der Weißen Hand zu überholen und so bald wie möglich ins Anduin-Tal zu gelangen. Südwestlich von hier gibt es einen Ort, an dem ein Zauberer lebt. Ich denke, das wäre ein guter erster Zwischenstopp für uns beide.“


Oronêl und Kerry zu den Pfaden des Düsterwaldes
« Letzte Änderung: 5. Jul 2018, 17:54 von Fine »
RPG:

Tauriel?

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Re: Ostgrenze des Waldes
« Antwort #12 am: 19. Jul 2018, 13:58 »
Die Wellen verzerrten die Wasseroberfläche. Wieder fiel ein Tropfen hinunter und setzte neue Wellen in Bewegung. Ihr Gesicht war durchzogen von seichten Rinnsalen. Stumm flossen sie über die sanften Konturen ihrer Wange und tropften von dort in den Teich unter ihr. Sie wollte sie nicht wegwischen, denn diese Tränen waren nicht nur der Trauer wegen. Es war vorbei. Sicher war ihre Heimat nicht außer Gefahr, doch dieser Kampf war vorbei und die Opfer, die dafür gebracht worden waren, waren es wert beweint zu werden.
Eryniel saß am moosbewachsenen Ufer eines Teiches, der von gewaltigen Eichen umringt war. Bis jetzt hatte sie nicht weinen können, doch hier, wo nur der Wald sie, wie mit großen starken Armen zu umschließen schien, konnte sie es. Still, und mit angezogenen Beinen, blickte sie auf die Tränen, die Teil des Teiches wurden.
Es war soviel passiert. Wie konnte es wieder so werden wie zuvor? - vermutlich gar nicht. Vielleicht musste es das auch nicht, denn eins war sicher; im Waldlandreich war nun einiges anders. Der König war tot, Finelleth war jetzt Königin und der Einfluss Sarumans war gebrochen. Die Elben des Waldlandreiches waren wieder frei.
Ein neuer Gedanke schob sich in ihr Bewusstsein: Was nun? Sie hatten die Schlacht am Erebor zwar überlebt, doch der Einsame Berg, Thal und Esgaroth standen immer noch unter der Kontrolle des Feindes und stellten somit weiterhin eine unmittelbare Bedrohung dar. Zu diesem Zeitpunkt stand ein erneuter Angriff außer Frage – soviel war sicher.

Sie starrte immer noch auf die Wasseroberfläche, als sich eine weitere Silhouette neben ihr eigenes verzerrtes Spiegelbild gesellte. Sie hatte niemanden kommen hören. Es war ihr unangenehm, dass man sie so zerbrechlich sah, also wand sie sich ab.
Ein starker Arm wand sich um ihre Taille und zog sie zu sich hin. Eryniel werte sich nicht. Der Geruch, der offensichtlich männlichen Person, kam ihr vertraut vor, doch sie schaute nicht auf. Sie lehnte einfach an seiner Schulter und starrte weiter in das Wasser bis schließlich ihre Tränen versiegten und das Bild klarer wurde. 
Menno o nin na hon i eliad annen annin, hon leitho o ngurth.