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Autor Thema: Helms Klamm  (Gelesen 7361 mal)

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Helms Klamm
« am: 16. Okt 2010, 22:32 »
Aiwyn, von: Aldburg - In der Stadt


Aiwyns Fortzug aus Aldburg verlief plötzlich, ehe sie besonders viel nachdenken konnte hatten sie ihre Füße schon weit nach Norden getragen wo zu ihren Seiten dutzende zerstörte Gebilde lagen: Wachtürme, Lager und auch kleinere Dörfer, alles in dieser Region schien gefallen zu sein und nichts schien halbwegs natürlich auszusehen. Innerlich begann sie sich langsam zu fragen warum sie sich darauf eingelassen hatte - gewiss, sie hatte Jutan versprochen ihn zur Klamm zu bringen und sie wollte selbst diese Stadt durchsuchen, doch wollte sie das in Aldburg nicht auch? Doch sie wusste auch, dass sie sich nicht selbst wahnsinniger machen durfte als sie jetzt wahrscheinlich in Aldburg angesehen wurde, immerhin hatte sie in beiden Städten eine Aufgabe zu vollrichten und umkehren würde den Weg jetzt auf jeden Fall verlängern!

Sie folgte der zerstörten Straße weiter und außer verbrannten Einöden, halb verwesten und zerfetzten Leichenstapeln und zerbrochenen Waffen war nichts neuartiges in der näheren Umgebung der Festung zu erkennen. Angewidert ging sie weiter und konnte auch schließlich den Burgfried der Festung in der Ferne erkennen. Auch wenn seine Form leicht erkennbar war schien er doch noch immer weit entfernt zu sein, der Rest der Festung war unsichtbar, keinerlei Konturen erkennbar und die Farben der Festung wirkten verschwommen und unwirklich. Als sie die Festung jedoch als ganzes sah musste sie erstmal stehen bleiben: Alleine der Nebenwall der Festung war mindestens doppelt so hoch wie die Mauern Aldburgs und die Burg selbst war nochmal gut das Doppelte davon. Die Ausmaße der Mauern waren ebenso beeindruckend: Die Nebenmauern der Burg reichten so weit das Auge sah von Burg zu Berg und die Mauern der Burg ließen nicht erkennen, wo das andere Ende des Berges begann und wo die massive Festung endete. Doch je näher Aiwyn kam, desto mehr schwand der Eindruck der stolzen Burg: Ein riesiges Loch klaffte durch den Nebenwall und dutzende Steinbrocken, von der Größe einer Faust bis zu der Größe eines Trollbauches lagen auf den umliegenden Feldern verstreut, die mächtigen Zinnen waren eingerissen und das Rote Auge thronte an jeder erdenklichen Ecke an Mauern und Fahnen.  Langsam schritt sie weiter vorwärts, sie war sicher bereits in Schussreichweite der Burg und jeder Schritt rückwärts würde sie so enden lassen wie die zahlreichen Späher vor ihr. Mit mulmigen Gefühl ging Aiwyn so bestimmt wie möglich in Richtung der Festung und pochte dreimal mit ihrem Schwert gegen das Tor.

Ein schmieriger Ork öffnete eine Luke oberhalb des Tores und rief etwas in seiner verdorbenen Sprache herunter, das Aiwyn nicht verstehen konnte. "Sprecht in einer normalen Sprache mit mir, Made! Ich bringe Kundschaft aus Dol Guldur und bin nicht hier um die Auswüchse eurer so genannten Sprache anzutun. Im Namen der Schwarzen Reiter verlange auf der Stelle Einlass zu eurem Anführer!", antwortete sie dem Ork.
Sie tat es erneut: Sie setzte alles auf eine Karte und vertraute blind den Informationen, die sie von einem Fremden erhalten hatte. Sie konnte es nicht glauben dass sie das wirklich alles sagte, doch irgendwie gefiel es ihr Macht auf andere auszuüben und herumzukommandieren, zu lange war sie im Machtgefüge ihrer Umgebung ein Niemand und nun hatte sie wieder die Möglichkeit zu ihren Wurzeln zurückzukehren ohne ihre Gefährten in Gefahr zu bringen oder in einer fremden Welt gefangen zu sein. Der Ork verzog sein ohnehin schon hässliches Gesicht weiter, "Dol Guldur? Lang nichts von g'hört. W'her soll ich wissn dass Ihr nich lügt?" Aiwyn wusste nicht woher, doch obwohl es schwerer als erwartet war wusste sie genau was sie zu tun hatte: Sie lachte einmal laut aus und zischte dem Ork ein paar heftige Sätze entgegen: "Ich wüsste nicht was dies eine gewöhnliche Gebirgsratte angehen sollte und wenn diese nicht herausfinden will was mit neugierigen Maden ohne Respekt passiert sollte sie lieber gehorchen! Und nun: Lass das Tor öffnen!" Der Ork erbleichte (soweit dies möglich sein sollte) und keuchte: "Jawohl Herrin, wie ihr befiehlt".

 Er schrie wieder etwas in seiner Muttersprache und das massive Tor öffnete sich. Ein junger Mensch in einer Art primitiven Fellrüstung stand direkt dahinter und sagte in einer Mischung aus offenbar geheuchelter Ehrerbietung und Angst: "Folgt mir, Herrin, ich führe Euch zu unserem Meister."
"Dunländer?", fragte Aiwyn kurz angebunden, "J..Ja", ertönte als zaghafte Antwort. "Wie kamst Du hierher?", setzte sie nach, irgendetwas kam ihr an diesem Soldaten noch immer merkwürdig vor und sie wollte aus irgendeinem Grund wissen, was dies war. "Mein Vater führte uns Dunländer zum ersten Angriff gegen die Klamm. Als der Mund die Macht übernahm kam ein neuer Kriegsherr bei uns an die Macht, tötete meinen Vater und befahl den Krieg fortzusetzen. Wohl in der Hoffnung das Problem meines Erbanspruches beseitigen zu können schickte er mich an die gefährlichste Front gegen diese Festung und seitdem bin ich hier und verrichte zusammen mit den Orks den Tordienst."

Das ist es also...er ist ein gestürzter Adliger, der noch immer in den Fängen der neuen Kraft sitzt. Der arme Junge, alles verloren und dann verdammt auf Augenhöhe mit den Orks zu leben, dagegen war es in Seestadt ja noch angenehm - ich hatte zumindest eine Person, die zu mir gehalten hat...aber in einer neuen Welt, verraten vom eigenem Volk UND alleine in den Fängen einer Kraft, die dich Tod sehen will? Ein Wunder, dass er überhaupt noch irgendwas schafft...

Schweigend gingen beide weiter bis zu den Toren des Thronsaales der Burg und der Dunländer blieb stehen, "Weiter darf ich nicht gehen, den Herren werdet ihr alleine treffen müssen!", sagte er und schlug gegen die Tür.
"Wartet hier auf mich, nach meinem Treffen werde ich Euch noch brauchen", sagte Aiwyn und betrat den Raum.

Bisher lief alles perfekt.
« Letzte Änderung: 11. Feb 2016, 14:13 von Fine »
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Re:Helms Klamm
« Antwort #1 am: 16. Okt 2010, 22:38 »
Aiwyn betrat den Thronraum und als erstes fielen ihr die zahlreichen Unterschiede zu Aldburg auf: Der Raum war großräumig angelegt und als ganzes auf den gut sichtbaren Thron am Ende zentriert. An beiden Wänden standen geschändete Statuen und Flaggen mit dem Roten Auge und anderen dunklen Abzeichen. Am größten Thron im Zentrum der Halle saß ein vornehm gekleideter Mann mit ausdruckslosem Gesicht umgeben von vier großen Orks und vier Dunländern - allesamt mit hoch erhobenen, mächtigen Waffen. Kaum hatte sie die Halle betreten zischte der Mann etwas in der Dunklen Sprache zu seinen Leibwachen, die daraufhin geschlossen das Gebäude verließen. "So schließt sich also der Zirkel", sagte der Mann in einer erschreckend bekannt vorkommenen Tonlage zu Aiwyn, "Nach all den Jahren Entbehrung finde ich Euch in meiner Festung...das Schicksal scheint es gut mit uns zu meinen..." Aiwyn verstand nicht was er meinte und stand verwirrt und nun absolut planlos auf einer Stelle und lauschte den Ausführungen des Statthalters: "Ich erinnere mich noch an den Tag als ich Euch das erste mal sah und sofort wusste - dieses kleine Mädchen wird der Schlussstein der mächtigsten Befestigungsanlage aller Zeiten sein und das Schicksal tausender besiegeln...wie recht ich doch behalten sollte..."
Der Mann machte erneut eine Pause und seine Stimme nahm nun wahnsinnige Züge an: "Wer könnte ahnen, dass der machtgierige Narr einmal in seinem Leben Rückgrat beweisen sollte und alles ruiniert..wer hätte ahnen können, dass Eure Nachfolgerin ein Günstling des Königs war...wer hätte ahnen können, dass sie mir alle Macht nehmen konnte...wer hätte ahnen können, dass der König so viele Anhänger besitzen würde...ALLES habe ich verloren...so lange wartete ich auf ein Wunder...jede königstreue Stadt verachtete mich...ich war ein Niemand und dann kam mein Meister...er zerschmetterte die Strukturen und entsandte mich für meine Dienste an die Spitze des Heeres Mordors...eine entehrende Aufgabe für einen Späher meiner Klasse...doch er sollte Recht behalten...Ruhm...Ehre.. .Landbesitz...und nun das was mein Leben zerstörte in meiner Hand..."

Aiwyn stand weiter vor seinem Thron und schwieg, wenn sie schon als wahnsinnig galt, was war er dann? Sie verstand seine Aussagen nicht...sie wusste nur, dass dieser Mensch gefährlich war und sie bei ihm jeden einzelnen Schritt genau beachten müsste. Doch egal was sie versuchte, sie wusste einfach nicht, was sie tun könnte. Doch im Moment gab es auch nicht viel zu tun, aus dem Fremden sprudelten förmlich die zusammenhanglosen Satzfragmente heraus, sodass ihr keine Möglichkeit blieb die geringste Handlung zu vollziehen. "Das Ende meiner Bemühungen ist da...Ich werde nun vollziehen was ich schon vor Jahren wollte..." Und plötzlich sah er auf und blickte direkt in Aiwyns Augen. "Vor Jahren wollte ich Euch als Frau an meiner Seite...die größte Kriegerin und Anführerin der verwalteten Reiche und der Gesandte einer Macht weit mächtiger als der König selbt. Es wäre zu schön gewesen...doch nun: Mein Meister hatte mich einem neuen Herren unterstellt und dieser ist gefallen...alle seine Armeen sind tot und ich bin der letzte General dieser Streitmacht...ICH bin der neue MEISTER! Nun werdet ihr euer Schicksal erfüllen und als Frau und Schülerin mein Werk vollenden und ein neues Reich im Namen des großen Herren errichten...Ein unglücklicher Zufall trennte uns beide voneinander und Ihr gerietet in Vergessenheit...doch nun seid ihr wieder bei mir...frei des Vaters Makel oder der Mutter Schwäche...Nun kommt zu mir und vollendet das Schicksal was euch ohne eures Vaters Sinneswandel zu Teil geworden wäre!"

Aiwyn riss die Augen auf: Sie erkannte die Person nur klar wieder und unaussprechlicher Hass stieg in ihr auf - Diese Person hatte sie damals verraten und ihr altes Leben damit zerstört, diese Person hatte ihr das Leben in ihrer Heimat unmöglich gemacht und diese Person hatte so viel weiteres verbrochen was sie noch immer beschäftigt...mit gerade noch so ruhiger Stimme brachte sie hervor: "Wie seid ihr hierher gekommen?"
Der Mann lachte laut auf, "Das selbe könnte ich Euch fragen, warum seid Ihr nie zurückgekehrt nachdem ihr die Möglichkeit hattet den Krallen der Seemenschen zu entkommen? Doch genug davon...Nachdem Ihr weg wart suchte ich einen anderen Weg meinem Meister zu dienen und dem König den Sinn meiner Beschäftigung zu beweisen...Ich beseitigte den Verräter und nahm mir die nächstmächtigste und euch bekannteste Frau zu eigen...doch sie war biestig und störrich und bald vor mir geflohen...
Ich setzte meine Anhänger in wichtige Positionen und suchte sie in ganz Rhun und als ich sie endlich gefunden hatte und zu mir führen wollte erfuhr ich, dass sie königliche Kopfgeldjägerin wurde und höchstes Ansehen beim König genoss...Dieses verdammte Biest hat mich aus meinem Amt werfen lassen und veranlasst die Dunggruben zu säubern...doch mein Meister hatte größere Pläne...er sagte ich hätte schon genug getan und schickte mich nach Mordor. Dort wurde ich schnell Späher für den Mund und führte als Anführer eines Stoßtruppes den Angriff auf diese Festung. Nach seiner Niederlage herrsche ich nun alleine und habe jetzt alles was ich je wollte...
Ihr seht...ohne Euren verräterischen Vater und Eure werte Freundin hätten wir jetzt die selbe Situation...hunderte Meilen weiter im Osten..."
Aiwyns innere Wut brodelte weiter auf, längst verdrängte Erinnerungen drangen wieder hervor, Visionen von ihren Bekannten aus dem Osten unter seiner Herrschaft, das Schicksal ihrer engen und doch so unbekannten Freundin und die Verräterei dieses ehemals hochrangigen Dieners der Krone für Sauron ließen sie innerlich fast platzen und nur mit Not schaffte sie es nicht loszuschreien und alles in ihrer Umgebung zu zerstören, sie konnte es jedoch nicht verhindern langsam zu dem Thron hinzustolpern.
"Ja...Ihr beugt euch eurem Schicksal...Ihr zerstört nicht noch einmal mein Leben...", Aiwyns Schritte wurden schneller, "wie...euer...", sie schnaubte einmal laut aus, "verräterischer...Vater.. .", sie stolperte weiter vorwärts, "oder...Eure...", sie merkte gar nicht wie sie sich vorbewegte, es passierte einfach, "verehrte...Freundin", sie stand schon fast vor ihm, "Bolwarth...", Aiwyn riss die Augen auf, längst vergessene Erinnerungen kamen wieder zurück. Die alten Ausflüge in den Wald zum Jagen und Schießen...die Auszeiten an Seen...Ihr Ausflug in die Wüste...all jene glücklichen Erinnerungen an ihre langjährige Freundin kehrten zurück.Vor ihren Augen sah sie ein funkelndes Meer aus Sand und Kristall, das bedrohlich um sich schlug und trotzdem Wellen des Glückes für sie schlug. Sie erkannte sich selbst zu ihrer alten Zeit wieder bevor dieser Mann ihr Leben vernichtete, damals als sie noch sorgenfrei leben konnte und nun herrschte wieder nur der Schmerz eine weitere bedeutende Person im Leben verloren zu haben, deren Geschichte ähnlich ruiniert wurde. Sie wusste nicht mehr wie sie Bolwarth überhaupt vergessen konnte, sie wusste nur, dass eine Wundstelle getroffen wurde, die ihr Inneres zur Explosion brachte. Sie stand nun direkt vor ihm und zischte mit zusammengebissenen Zähnen: "Euer Leben zerstört? Euer Leben zersört? IHR habt mein Leben zerstört! Ihr habt mein altes Leben getötet, doch im Gegensatz zu euch habe ich ein neues aufgebaut!".

Der Mann lachte laut auf, ergriff ihre rechte Hand und sagte nun wieder mit dem so schmerzlich bekannten Wahnsinn: "Ich liebe den Hass in deiner Stimme...Ich liebe den Zorn...schließ dich mir an und wir werden ewig herrschen! Ich weiß dass du mich nicht töten kannst...Ich kenne dich besser als jeder andere in Mittelerde, wir sind füreinander bestimmt und wir beide wissen es! Verlass dich drauf, du wirst es nicht tun!" Er ließ sie los und lehnte sich gelassen zurück, "Warum setzt du dich nicht zu mir? Jetzt wo du weißt dass du mir nicht tun wirst? Ein paar Stunden und du wirst die Grauen des Westens vergessen in die Du geschickt wurdest!"
"Wenn...ich etwas an Euch liebe...", setzte sie schweratmend und nur kurz vorm Losschreien an, "ist das eure...", sie schloss die Augen und versuchte nachzudenken, sie musste irgendwie aus der Situation rauskommen und so schnell wie möglich aus der Stadt verschwinden, ihre Mission war außer Kontrolle geraten und nun hieß es nur noch ihr eigenes Wohl zu sichern! Doch sie konnte es nicht, egal was sie versuchte es endete immer mit Erinnerungen des Hasses, der Trauer oder des Verlustes, sie spürte den Zorn in sich weiter lodern und den Wahnsinn aufsteigen, sie blieb nur starr stehen und war bemüht nichts unüberlegtes zu tun.
"Ja? Was liebst Du denn an mir?", sagte der Mann mit einem unwirklich wirkendem Grinsen.
Mit einem schnellen Griff zog Aiwyn ihren Dolch mit der linken und stach ihn durch die Rippen des Ostlinges, "EURE BLINDHEIT!", schrie sie in seine geschockten Augen, "ICH habe selbst den Weg in den Westen gewählt und erwartete diesen Moment seit Jahren!".
Der Mann röchelte und sah sie nur entsetzt an, er erhob seinen linken Arm und versuchte ihre Schulter zu erreichen, doch er sank nur kraftlos hernieder und landete auf dem Griff des Dolches, den er fest umschlang. "Ich wollte...nur deine Liebe...und eine Welt...ohne Feinde...ewiger Frieden...unter einem Banner...zusammen hätten wir...großes erreicht...", würgte er schwach hervor, "Irgendwann...wirst du verstehen...was das...große Augewert ist...was es uns gebracht hätte...Leb wohl...meine Fürstin"

Er schloss seine Augen und riss mit einer letzten Kraftanstrengung den Dolch aus seinem Körper bevor dieser erschlaffte und regungslos niedersank. Starr und mit unbekannten Gefühlen hatte sie seinen letzten Worten gelauscht und auf ihn gestarrt, nun, wie aus dieser Starre erwacht taumelte sie zurück und sank an einem Pfeiler nieder. Sie hatte irgendwie das richtige getan, sie hatte endlich mit ihrem alten Leben abgeschlossen und den Schuldigen für dessen Ende vernichtet, doch sie war diesmal zu weit gegangen, sie hatte damit auch den Herrscher der Klamm hingerichtet und nun wahrscheinlich das ganze Gebiet in einen Bürgerkrieg geführt...von den Chancen ihrer Flucht ganz zu schweigen, wenn dies auffliegen würde wäre sie der oberste Staatsfeind des Gebietes. Auch seine Worte hatten sich tief eingebrannt, auch wenn der Zorn und die Fassungslosigkeit noch deutlich stärkere Gefühle waren und die Worte verdrängten, konnte sie nicht umhin mehrere Gedanken zu fassen wie sie als Soldatin des Auges, an der Spitze des östlichen Heeres ausgesehen hätte oder wie sie dann Menschen wie Erkenbrand, Jutan oder Maroneth hingerichtet, Bogan als Feind gejagt oder Barlae in ihrem Heimatdorf dem Tode überlassen hätte. Alles was ihr im Westen am Herzen lag und sie vorm Wahnsinn beschützte hätte sie einfach niedergeschlachtet ohne irgendetwas über sie zu wissen.
Sie zwang sich diese grauenvollen und erschreckenden Gedanken aus dem Kopf zu verlieren und trabte ein letztes Mal zu dem Thron der Halle hin, wischte den Dolch an der Kleidung des Fürstens ab und schleppte ihn hinter den massiven Steinsitz.

Sie holte noch mehrmals tief Luft, zog ihre Waffe und schlurfte Richtung Ausgang, noch konnte sie die Situation ausnutzen und entkommen!
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Re:Helms Klamm
« Antwort #2 am: 16. Okt 2010, 22:46 »
Aiwyn holte mehrmals tief Luft, sie wischte sich über das Gesicht und versuchte wieder die Botschafterin aus Dol Guldur zu mimen, doch sie war noch immer zu aufgebracht. Doch trotzdem öffnete sie die schweren Tore und trat vor die Halle. Die acht Leibwächter saßen auf einer Anhöhe neben der Halle, während der gestürzte Dunländer auf der gegenüberliegenden Seite auf dem Boden saß. Aiwyn wandte sich sofort an die Leibwächter, "Der Meister verlangt für heute Abend ein Festgelage auf dem Rundturm des Klammwalles. Beschafft genug Fackeln, Brot und Fleisch, Ihr kennt ihn schon lange genug! Und stört ihn bis dahin nicht mehr, er braucht jetzt erstmal Ruhe!" Die Dunländer verneigten sich und drehten um, während die Orks dies nach einem kurzem Ausschnaufen ebenfalls taten. Aiwyn wandte sich an den, den sie als Torwache kennengelernt hatte, "Zeig mir die Unterkünfte der Stadt", murmelte sie ihm zu und er bewegte sich augenblicklich Richtung Stadtzentrum. "Uns fehlt es in der Stadt an großen Unterkünften für eure Klassen, doch wir haben noch eine alte Schenke frei, außer Euch, dem obersten General und einem alten Rohirrim, der für euer leibliches Wohl sorgen soll, seid ihr dort für Euch alleine."
"Was ist das für ein General", fragte Aiwyn misstrauisch, ihr missfiel der Gedanke einen weiteren hohen Würdenträger begegnen zu müssen, denn es wäre töricht damit zu rechnen, dass jeder einzelne von ihnen entweder total vertrottelt sei oder eine gemeinsame Vergangenheit mit ihr verband. Der Dunländer schüttelte sich kurz und sagte mit unterdrücktem Zorn: "Usprünglich war er einer der Heerführer Mordors, ausgesandt um die Dörfer um den Schneeborn zu vernichten, doch es heißt zwei Wanderer aus dem Norden bezwangen ihn und hinterließen ihn als rachsüchtige Hülle seiner selbst. Hier ist er jedoch fast auf Augenhöhe mit unserem Meister...er folgt ihm zwar, doch nur weil er lieber jagt und foltert statts zu regieren..."

Verdammt...das wird schwierig...

"Sag mal, willst du eigentlich deine alte Position zurück?", fragte ihn Aiwyn und der Dunländer blieb kurz verdutzt stehen und stammelte: "J..ja..Ja, dies wünsche ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit."
"Dann scheint heute Euer Glückstag zu sein", sagte Aiwyn mit einem kurzem, bösem Lächeln, "folgt meinen Befehlen sobald wir im Quartier sind und ich verspreche Euch eine glorreiche Zukunft" Der Mann nickte nur kurz und murmelte etwas, das sich wie "Wenn es nur so einfach wäre" anhörte. Sie erreichten die Schenke in kurzer Zeit und im Hauptraum sah Aiwyn sofort wie ein alter, gebrechlich wirkender Mann den Boden säuberte während ein weitaus jüngerer Koloss von einem Mann ihn durchgehend beschimpfte.

Nur noch einmal konzentrieren, dann habe ich es für's Erste geschafft...

Bestimmt schritt sie auf den Mann zu und sprach als dieser zu ihr aufsah: "Ich bringe Kundschaft aus Dol Guldur...man sagte mir Ihr seid der Verantwortliche für die...Verhandlungen mit dem Volk"
Als sie fertig gesprochen hatte stand sie schon fast direkt vor ihm. Der Soldat antwortete mit einem kurzem "Ja", drehte sich um und befahl dem Alten einen weiteren Humpen Bier zu holen.  "Verwunderlich...in Mordor gab es kaum weibliche Würdenträger...obwohl... da wo ich war gab es auch kaum Menschen...Ich bin froh endlich ein solches Gesicht außerhalb der Küchen und Sklavenquartiere zu sehen..." Zuerst sprach der Soldat berechnend und am Ende waren es nur noch Erinnerungsfetzen die seinem Mund entwichen. "Zügelt eure Zunge, General!", unterbrach ihn Aiwyn scharf, "Eure Fähigkeiten werden bald an anderer Stelle gebraucht, da ist kein Platz für persönliche Gefühle! Mein Meister erwartet Euch und ein Dutzend Eurer besten Männer an der Pforte von Rohan, der Feind wird seinen letzten Angriff bereuen!" Aiwyn wartete nur darauf dass der Mann aufstehen würde oder sich wieder umdrehen würde, sie hatte ihren Dolch fest im Griff und war bereit ihn bei der nächsten Unachtsamkeit gezielt einzusetzen. Nach einer kurzen Pause antwortete der Mann: "Wisst Ihr...wenn ich schon aus der warmen Festung gehen muss sollte ich zumindest eine schöne letzte Nacht haben", und mit einer schnellen Bewegung ergriff er ihre rechte Hand und zog sie zu sich, "Eurem Meister liegt doch sicherlich auch an einem voll motiviertem Kriegsherren. Was meint Ihr?"
"Ich denke Ihr solltet mich auf der Stelle los lassen", antwortete sie kühl, "Ich bin Abgesandte des dunklen Herrn und verlange dass sein Wille befolgt wird!" Doch der Mann lachte nur kurz auf, riss erneut kräftig an ihrer Hand und die Waffe fiel zu Boden, "Seid ihr nicht. Aber für etwas Gesellschaft seid Ihr trotzdem noch gut genug!" Aiwyn versuchte sich loszureißen, doch es hatte keinen Sinn - der Griff war zu stark. "Hoch gespielt und verloren, nun seid Ihr MEIN", sagte er mit dunklem Grinsen. Er wandte sich zum Dunländer, "Richte das Zimmer an!", er richtete seinen Blick zum Rohirrim, "Sklave! Säubere den Dre..."
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Re:Helms Klamm
« Antwort #3 am: 16. Okt 2010, 22:48 »
Er konnte den Satz nicht mehr beenden, der Alte hatte Aiwyns Messer aufgehoben und dem Soldaten in den Hals gestochen. Schwungvoll zog er es wieder heraus und fixierte abwechselnd Aiwyn und den Dunländer.
"Setzen wir uns", sagte er mit einer tiefen, brummenden Stimme, "Wir haben einiges klarzustellen!"
Sie setzten sich an den zentralen Tisch und der Alte sprach: "Wie gewöhnliche Anhänger Saurons seht Ihr beide mir nicht aus. Die meisten wären entweder geflohen oder hätten mich zerfleischt...Wer seid Ihr und was ist euer Ziel?"
"Woher soll ich Euch trauen können", fragte der Dunländer scharf, "Was ist wenn Ihr ein Spitzel seid?" "Dann ist er einer...aber er hat mich gerettet und einen weiteren General getötet, uns bleibt nichts übrig als ihm zu vertrauen", sagte Aiwyn sofort als Antwort, nach einer kurzen Pause ergänzte sie: "Ich bin Aiwyn, Herr Erkenbrand entsandte mich die Festung zu erkunden". Der Mann sah auf. Mit freudigen Augen sagte er: "Erkenbrand lebt? Dann ist noch nicht alles verloren. Ich bin Gamling, ehemaliger Wachhauptmann von Helms Deich und seid der Eroberung der Festung als einfacher Diener dieser Schenke angestellt. Die Arbeit ist grottig, doch die Soldaten reden hier ziemlich frei und deutlich.", er machte eine erneute Pause un richtete sich direkt an den Dunländer, beinahe wütend zischte er: "Und wer ist das?" "Mein Name it Forgoil", setzte dieser an, "ich bin ein gestürzter Stammesfürst und nun ein einfacher Soldat der seinen Lebensunterhalt ver..."
-"LÜGNER! Ich bezweifle, dass ihr Euch Strohkopf nennt! Eure alten Führer warfen uns diesen Begriff an die Ohren, brennen soll'n die Strohköpfe, Forgoil-Abschaum...Ihr seid genau wie diese Eidbrecher: Verlogen, feige und sich nie einer eigenen Schuld bewusst!"

Der Soldat verzog sein Gesicht,  wütend antwortete er: "ICH hätte das Abkommen meines Vaters eingehalten, Rohirrim! Wo war Rohan als Dunland zum Schatten glitt und jeder eidtreue Soldat verstümmelt wurde? Wer nicht kämpfte war Crebainfraß, bis auf die wenigen Stammesgünstlinge wollte kaum einer diesen Krieg...Ihr Rohirrim habt jede Chance zunichte gemacht die sich bot...kaum hattet ihr eine rohanfreundliche Führung lässt ihr sie fallen und zerschmettern! Ich bin der letzte Anführer der alten Linie, die Anhänger meines Vaters und seiner Ideale, die Ideale die er verkörperte und weitertrug sind durch ganz Rohan versprengt...Forgoil bin ich, der letzte Narr einer toten Vergangenheit." Gamling wollte gerade etwas erwidern, als Aiwyn dazwischen sprang: "Meine Herren, wir haben wichtigere Probleme als eure Zankereien! Ihr, Gamling habt den Euch zugeteilten General sterben lassen und das Blut klebt an Eurer Kleidung; Ich habe den Statthalter der Festung erstochen und Ihr, Forgoil wart bei beiden Tötungen anwesend. Wir sind drei Gejagte und Verlorene, drei Verstoßene mit starkem Rückhalt, drei Kämpfer gegen die Orks! Wir müssen zusammenarbeiten, noch haben wir alle genug Verbündete hinter uns um zu kämpfen!"
Der Dunländer hatte bei der Erwähnung der Tötung des Statthalters die Augen vor Angst aufgerissen, leicht zitternt fragte er: "Und welche?"
Aiwyn begann ihren Plan zu erklären, von all den Verrückten in letzter Zeit wohl der Verrückteste, doch sie kümmerte sich nicht darum, was zählte war am Ende der Erfolg! Sie begann: "Wenn Forgoil vor die Dunländer der Stadt tritt und sein Erbe beansprucht wird er genug Anhänger finden, die ihn unterstützen und Gamling wird genug Rohirrim hinter sich haben. Sobald genug Dunländer gegen die Orks stehen werden auch die Gegner seiner Herrschaft zu den Waffen greifen und kämpfen! Haltet eure Stellung und kämpft mit allem was Ihr habt, sobald die Wachen tot oder im Kampf sind werde ich nach Aldburg zurückkehren und Erkenbrand mit seiner Armee zu Hilfe holen. Wenn ihr bis dahin ein Torgebilde haltet sind die Tage der Orks in Rohan gezählt!" Gamling lachte auf: "Ihr seid wahnsinniger als gedacht! Aber Rohan wird kämpfen. Ich habe schon einmal Erkenbrand die Klamm retten sehen und er wird es wieder schaffen. Ich vertraue seiner Kampfkraft und ich vertraue dem Willen meines Volkes! Ich werde die weiteren Veteranen der Festung verständigen, sobald der Dunländer bereit ist stürmen wir die Verließe und kämpfen!" Der Dunländer zuckte mit den Schultern, "Den einen oder anderen Dunländer meiner Sorte wird es in der Stadt geben, doch unsere Kraft wird nicht lange halten. Wir könnten unsere Widersacher bezwingen, doch dann bleibt keine Kraft mehr für die Orks und die Verließe sind weit von unserem Lager entfernt." Gamling antwortete als erster: "Dann vereint Euer Volk im Kampf gegen die Orks, die Orks sind hier führerlos und sobald sie dies merken verloren. Eure Mannen wollen Macht und Land, jämmerliche Kreaturen die diese beschränken und für sich beanspruchen sind da die obersten Feinde. Vertraut darauf, die Feindschaft gegenüber den Orks greift tiefer als die Feindschaft zwischen Euch und Euren Gegnern! Wenn Ihr mit uns kämpft und diese Dämonen aus dem Land jagt garantieren wir Euch und eurem Volk keine weiteren Nachspiele und genug Mittel um längerfristig neben uns existieren zu können."
Forgoil nickte, "Abgemacht."

Aiwyn sah die beiden Heerführer abwechselnd an, "Sehr gut, ich warte auf Euer Zeichen!", sie zog ihre Kapuze über den Kopf und lehnte sich in den Stuhl, "Dann möge es beginnen!"

Die orangerote Sonne näherte sich dem Abgrund des Himmels als die Alarmglocken der Stadt läuteten und tobendes Geschrei überall zu vernehmen war. Vorsichtig spähte Aiwyn durch eine zerstörte Wandleiste: Mehrere Dutzende Rohirrim hatten sich mit allen möglichen Haushaltsgegenständen, wie auch den grobschlächtigen Waffen des Feindes bemannt und stürmten durch die Gassen der Stadt, Patrouillen von Orks und Dunländern erhoben die Waffen gegeneinander und viele Orks erschossen ihre eigenen Verbündeten im Unklaren darüber wer nun gegen wen kämpfte. Je weiträumiger der Bereich gesäubert wurde desto schlagkräftiger wurde die Armee der Befreier, denn viele Bürger der Stadt verließen ihre Wohnungen und griffen nun ebenso zu den Waffen. Aiwyn zog sich von der Wand zurück und ging ruhelos um Zimmer umher, bis die Alarmglocken erneut läuteten und traditionell das Ende der Gefechte erklärten, für Aiwyn jedoch das Zeichen zum Aufbruch darstellten: Ihre Verbündeten hatten das Torhaus erobert und würden dieses so lange wie möglich halten (Was durch den Mangel feindlicher Belagerungsgeräte lange sein könnte).
Hastig verließ sie das Wirtshaus und rannte zum Torhaus, welches sie angespannt durchlief, jedoch mit sichtbarer Erleichterung ohne weitere Komplikationen verlassen konnte.


Aiwyn, nach: Dorf beim Schneeborn
« Letzte Änderung: 19. Aug 2016, 14:03 von Fine »
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Re:Helms Klamm
« Antwort #4 am: 19. Okt 2010, 10:03 »
Aiwyn, Barlaé und Bogan von: Dorf beim Schneeborn


Auch der Weg zur Klamm verief ausgesprochen ruhig und entspannt. Sie hatten das Dorf im Stillen verlassen und den selben Weg, den Aiwyn zum ersten Mal von der Festung zum Dorf gegangen war, rückwärts beschritten, sodass sie relativ Wegessicher voranschreiten konnten und die Klamm innerhalb vierer Tage erreichten konnten. Sobald sie die mächtige Feste aus der Ferne betrachten konnten fiel Aiwyn vor allem das Fehlen der Banner Mordors auf, stattdessen hingen einige Banner wie sie sie in Aldburg erblicken konnte an Toren und Türmen, einige Rauchschwaden hingen noch immer auf dem weiten Feld vor der Festung.
"Bleibt nah bei mir", flüsterte sie ihren Freunden zu, "Die Festung ist zwar in unseren Händen, aber das Misstrauen gegenüber Fremden ist in diesen Breiten größer denn je." Langsam schritten die drei zu dem gewaltigen Haupttor der Festung. Kein Pfeil sirrte ihnen entgegen, keine Signalfackeln wurde gezündet und keine Boten ritten ihnen entgegen - die Festung wirkte wie ausgestorben, doch Aiwyn wusste: Die Wachen hatten sie schon längst erblickt und ließen sie passieren.

Kaum standen sie vor der Toranlage öffnete sich schon ein Schutzbalken über der Tür und ein älterer Rohirrim blickte hinaus: "Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?"
Aiwyn sah ihn an und antwortete: "Ich bin Aiwyn, ich hatte zusammen mit Gamling und Forgoil den Widerstand organisiert und Erkenbrand hierhergeführt. Ich bin hier um mich von den dreien zu verabschieden und mich on dem Ausgang unseres Planes zu überzeugen." 
Die Wache nickte kurz: "Ihr wisst genug, Ihr dürftet kein Spion sein! Öffnet das Tor!" Mit einem Krachen und Knarzen öffnete sich das ate, massige Tor und sie blickte wieder in die riesige Festung des Reiches: Sie hatte sich innerlich kaum verändert, lediglich die Gesichter der Bevölkerung in ihr waren eisern geworden und blickten traurig umher.
"Im Thronsaal", sagte die Wache, "fühlt euch frei!".

Sobald sie den Thronsaal erreicht hatten fiel Aiwyn der wohl gravierendste Unterschied innerhalb der Festung auf: Riesige Flaggen Rohans hissten zahlenreich vor dem Saal, zwei Banner hingen neben dem Eingang und die Flagge Dunlands wehte neben der rohirrischen an einem Fahnenmast am Vorsprung vor der Festung. So von den Herrschaftszeichen geprägt wirkte die Festung königlich eingerichtet und mächtig wie sie sein sollte. Der Glanz älterer Tage ging von ihr aus und entfachte bei allen Betrachtern das Bild wieder im Machtzentrum der Welt zu stehen. Zwei Torwachen begrüßten sie vor der Halle: Einer war ein Dunländer, groß gewachsen, mit einem mächtigen Zweihänder ausgestattet und mit der rohirrischen Wachrüstung gepanzert, der andere ein Rohirrim, etwas kleiner als der andere, aber in einer ebenso mächtigen Rüstung und einem goldenen Speer wirkte er mindestens genauso eindrucksvoll. In dem Moment wo sie kurz vor ihnen standen griff der Dunländer zu der Tür und öffnete sie, wofür der Rohirrim ihn scharf anherrschte: "Was soll das? Lassen wir nun jeden zu unseren Herrschern?" Der Dunländer erwiderte nicht minder herrisch: "Ich kenne diese Frau! Sie war schon mal hier und hat den obersten Besatzer zerfetzt! Ohne sie ständen wir nicht hier!" Der Rohirrim schüttete seinen Kopf und murmelte: "Auf Eure Verantwortung.", dann öffnete er ebenso seinen Flügel und Aiwyn und ihre Freunde betraten den Thronsaal. Dieser war nun ebenso ausgestattet wie seine Außenwand: An jedem Pfeiler hing ein kleines Banner und an den Wänden hingen riesige Fahnenstangen. Die mächtigen Statuen waren gesäubert worden und ein leichtes Funkeln ging von dem Throngebilde im Zentrum aus. Zuerst noch leerstehend kamen nacheinander zwei Personen in den Raum, die auf sie zu gingen und sie freudig begrüßten. "Ich bin froh, dass es Euch gut geht", sagte Aiwyn lächelnd zu den Beiden, "Wie ist es verlaufen?"
Gamling senkte den Kopf, düster begann er: "Es begann wundervoll, innerhalb kürzester Zeit hatten wir alle Tore besetzt und umherlungernde Orks in Reichweite erschossen, innerhalb kürzester Zeit stürmten unsere Brüder aus den Verliesen auf die Straßen und innerhalb kürzester Zeit waren wir wieder die stärkste Macht in der Stadt.", eine Stimme war bei jeder Aufzählung lauter und wütender geworden, nun wieder etwas bedächtiger und beinahe traurig fuhr er fort: "Eine Woche hielten wir die Stadt. Die Orks waren gefangen und so gut wie tot, doch noch immer wandelten Hunderte von ihnen in der Stadt. Zuerst ein verstreuter Haufen sammelten sie sich bald zu Gegenangriffen. Sie attackierten unsere Stellungen, als sie dort scheiterten kamen sie zu jeder vollen Stunde mit einem normalen Bürger zum Haupttor und zerstückelten ihn qualvoll vor unseren Augen. Sobald ein tapferer Soldat seine Lieben retten wollte wurde auch er zerfleischt von diesen Bestien. Viele unserer besten Männer opferten sich dabei oder gingen zu Grunde, als Erkenbrand eintraf war die Hälfte von uns nicht mehr kampffähig! Es war ein Gemetzel! Keine erkennbaren Überreste verblieben von den Orks als die Bürger ihre Übermacht wahrnamen und die wütenden Soldaten ihre Festung verlassen konnten. Die Festung ist frei...doch kaum einer ist uns geblieben der dies zu feiern vermag, zu viele Frauen und Kinder wurden getötet, zu viele Freunde zermalmt, zu viel Blut klebt an jedem. Es wird Jahre dauern bis hier wieder alles normal wird!" Zwischendurch schrie er schon beinahe die Worte aus, während er im nächsten Moment kaum mehr ein Wort herausbringen konnte. Als er seine Rede beendet hatte, fuhr Forgoil fort: "Nachdem Erkenbrand hier war und ich ihn von der Aufrichtigkeit meines Volkes überzeugen konnte, schlossen wir einen Pakt: Er gestattet uns in der Klamm zu bleiben bis wir stark genug sind unser Land zurückzufordern. Danach wird wieder Frieden und Zusammenarbeit zwischen unseren Völkern herrschen und diesmal hoffentlich längerfristig..." Er stoppte kurz und fuhr dann etwas langsamer fort: "Gamling und Erkenbrand haben schon ein Zeichen meiner Wertschätzung erhalten, leider weiß ich nicht, was Euch angemessen wäre." Aiwyn antwortete schnell: "Ihr braucht mir nichts zu geben, ich habe alles was ich brauche und habe Euch gerne geholfen." Doch Forgoil schüttelte nur den Kopf und fuhr fort: "Es ist bei uns Dunländen Sitte. Und auch möchte ich Euch etwas schenken. Doch die Frage ist was..." Er zögerte kurz und zog dann ein leicht gebogenes, bronzen glitzerndes Messer voller alter Runen. Sein Griff war pures Schwarz, lediglich durch eine einzelne, silberne Rune unterbrochen. Seine Klinge  verlief spitz zu und keine einzelne Scharte war in ihr zu erkennen.
"Der alte Zeremonialdolch meines Volkes. Schon Jahrhunderte wurde er von Stammesfürst zu Stammesfürst gegeben, bis er als Tribut an die höheren Herren entrichtet wurde. Sein Einfluss für den Stamm ist dahin, aber trotzdem birgt er noch einiges an Macht und Autorität. Als Zeichen dafür, dass Ihr die Herren des Schattens bezwungen und den Grundstein für ein endgültig freies Rohan und ein befreites Dunland steht er Euch als Zeichen der Wertschätzung unseres Volkes zu." Er verneigte sich kurz und reichte ihr den Dolch. Sie versuchte noch ihn irgendwie ablehnen zu können, sie selbst fühlte sich nicht sonderich als Retterin, sondern vielmehr als blutige Mörderin und einfache Botin. Sie dachte an die Art ihres Auftretens in der Klamm nach: In der Festung hatte sie kaltblütig aus dem geheimen heraus den Herrscher erstochen. Sie erinnerte sich genau an das Aufeinandertreffen, wie sie ihn als den Grund ihres Leids erkannte, wie er sie begehrte, wie er sie zu sich ziehen wollte, wie er dasaß und sein eigenes krankes Spiel mit ihr treiben wollte. Innerlich kam wieder der Zorn in ihr auf, sie verabscheute den Mann, hatte sich nicht unter Kontrolle gehabt und dann eiskalt zugestochen. Mit jedem weiteren Gedankengang kam auch immer wieder der Gedanken hoch, was er Bolwarth angetan hatte, der besten Freundin ihrer alten Tage, die nun ebenso litt wie sie und ebenso ihres alten Lebens beraubt wurde. Ihre Gedanken sprangen weiter, im Wirtshaus hatte ihr fehlerhafter Überzeugungsversuch zu einem weiteren heimtückichen Mord geführt, ihr Plan zur Befreiung der Klamm hatte dutzenden einfachen Bürgern einen grausamen Tod beschert und hunderte Soldaten wahnsinnig werden lassen, während sie einen einfachen Boten spielte und umhergeirrt war, weiteren hunderten Männern den kalten Tod brachte und nur eine Armee aussandte, während sie ihren eigenen Problemen nachjagte. Sie konnte dafür keine Belohnung annehmen. "Tut mir Leid, aber diese glorreiche Waffe steht mir nicht zu", murmelte sie, "Andere haben weit mehr für Rohan getan, ich habe nur aus Zorn den Herrscher getötet und Erkenbrand hierhergebracht, mehr habe ich hier nicht getan..."
Forgoil erwiderte schwach lächelnd und schon fast ehrerbietig: "Sei nicht so bescheiden, bevor Ihr kamt ist kein Verbündeter mehr in die Stadt gekommen, keiner traute sich etwas...Ihr habt uns Mut gegeben und Anlass den Kampf zu beginnen. Auch ist vor Euch niemand mehr aus der Festung raus gekommen! Euer Handeln war es, was uns vorangebracht hat. Ich bitte Euch, nehm dieses Messer an, es ist weitaus weniger als Euer Verdienst, aber das wertvollste was ich Euch anbieten kann!"
« Letzte Änderung: 19. Aug 2016, 14:20 von Fine »
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Re:Helms Klamm
« Antwort #5 am: 19. Okt 2010, 10:04 »
Zögernd griff sich Aiwyn die Waffe und band sie sich um, dankte Forgoil für dieses Geschenk, bevor er wieder das Wort ergriff: "Ich danke Euch erneut, doch eine Sache gibt es noch, um die ich Euch bitten möchte: Mein Volk ist beinahe Einsatzbereit, fast alle sind lauffähig, die Banner stehen und Gamling ist bereit persönlich mit einem kleien Veteranenheer mitzureiten, doch etwas fehlt uns. Ich möchte Ech bitten uns zu begleiten und dabei zu sein wenn ich mein Erbe antrete, Eure Führungsstärke habt Ihr hier bereits unter beweis gestellt und ich weiß nicht, ob ich alleine bereit bin eine Armee zu führen. Ich wäre Euch sehr dankbar wenn Ihr mitkämet."

Forgoils Worte trafen Aiwn hart, sie würde sehr gerne mitkommen und dabei sein wenn eine andere verlorene Seele zu sich zurückfindet und seiner Bestimmung folgt, gerne würde sie sehen, wie es ist nach langer Zeit zurückzukehren und seinen rechtmäßigen Platz einzunehmen, wie es ist wieder eins zu sein mit seiner Vergangenheit. Gerne würde sie gegen Saurons Dienerschren kämpfen und sie aus dem Land jagen, in dem sie ihr Glück wiederfand und sich bald zeitweilig zu Ruhe setzen wollte, dem Land, das sie schätzen gelernt hatte und wo sie nicht nur die Fremde aus dem Feindesland war. och sie wusste, dass sie es nicht konnte, sie hatte Bogan versprochen wieder zum Schneeborn zurückzukehren. So gerne sie Forgoil geholfen hätte, ihre iebe zu Bogan war stärker.
Gerade setzte sie an: "Ähm...Ich würd...", doch Bogan unterbrach sie knapp: "Was sie sagen will: Wir werden Euch folgen!" Etwas verwirrt drehte sie sich zu ihm um und fragte leise: "Bist du sicher?" Er lachte kurz aus und erwiderte: "Ich weiß doch, dass du unbedingt dorthin willst. Ich sehe es...Ich fühle es. Lass dies den Abschluss sein, danach können wir immer noch unser Leben genießen." Sie drehte sich wieder zu Forgoil um und sagte knapp: "Wir sind bereit!"
"Ich danke Euch", sagte der Dunländer, "Im Morgengrauen könnten wir aufbrechen, die letzten Mannen werden wir bis dahin wohl genug gepflegt haben!"

Gamling geleitete sie in eines der Heerführerquartiere im Thronsaal und sagte in dem ersten angekommen: "Hier werdet Ihr heute eure Nacht verbringen, hier gibt es alles was Ihr braucht und für euer Wohl ist gesorgt. Wir sehen uns morgen zum Aufbruch!"
Er verließ den Raum und sie breiteten ihre Sachen neben den Schlafplätzen aus.
"Ich habe da ein ganz mieses Gefühl." murmelte Aiwyn als sie sich hinlegte und nach einer traumlosen Nacht bereiteten sie sich vor, zu der letzten Schlacht, die sie in nächster Zeit bestreiten wollten.


Aiwyn, Gamling, Bogan, Forgoil und Barlae nach Dunland
« Letzte Änderung: 11. Feb 2016, 14:27 von Fine »
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Re: Helms Klamm
« Antwort #6 am: 16. Mär 2017, 00:19 »
Cynewulfs Start:

Cynewulf war der späten Wache zugeteilt worden und patroullierte auf dem Klammwall. Obwohl noch nie etwas passiert war seitdem er in Helms Klamm lebte, war die Gefahr eines Angriffs dennoch groß genug. Saruman war aus Isengart vertrieben worden, dennoch dienten ihm immer noch einige der Dunländerstämme, nach dem was man von den Grenzposten an den Furten des Isen gehört hatte. Obwohl Cynewulf oftmals Wache stand, war er keiner der Wächter der Hornburg. Er führte weiterhin sein gelerntes Handwerk aus und schmiedete neue Ausrüstungen für die Soldaten, außerdem Werkzeuge und Hufeisen, und er reparierte diese Gegenstände auch. Seitdem nun auch in den Höhlen der Glitzernden Grotte Zwerge wohnten, konnte er sein Wissen und seine Fähigkeiten in der Schmiedekunst weiter verbessern. So pflegte er stets gute Beziehungen zu den Zwergen. Vorallem zu den Schmiedemeistern Forin und Narvi hat Cynewulf eine sehr freundschaftliche Beziehung.

Nach dem Ende seiner Schicht setzte er sich auf den Rand des Ringwalles und ließ locker seine Beine baumeln. Nachdenklich strich er seine Hand durch seinen vollen Bart. Stark in Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie sich eine weitere Person neben sich setzte, ihn kurz mit der Schulter anstieß und ihm einen Krug Bier in die Hand drückte. Erschrocken schaute Cynewulf zu seinem Nebenmann hinüber und fing an zu lächeln als er ihn erkannte. Es war Erkenbrand, Kommandant der Hornburg und Marschall der Westfold.
"Na, willst du mich ablösen?" fragte Cynewulf den Mann.
"Nein, nein, lass mal gut sein" gab dieser zurück.
"Wäre auch ehrlich gesagt sehr... nun, lustig. Ein Hauptmann der nachts Wache schiebt?" Cynewulf setzte ein schelmisches Lächeln auf, doch bevor der Hauptmann es sehen konnte nahm er einen Schluck aus dem Krug. "So, mein Freund was brauchst du?"
"Kann ein Kommandant einem seiner Männer nicht ein wenig Gesellschaft leisten?" gab dieser zurück."
"Während der Wachschicht?" Cynewulf stieß ihn locker gegen die Schulter.
Erkenbrand lächelte für einen kurzen Augenblick, setzte jedoch gleich eine ernstere Miene auf. "Dein freches Mundwerk werde ich am wenigsten vermissen," gab er in einem ernsteren Ton zurück, der jedoch erahnen ließ, dass er nicht ganz so hart gemeint war..
"Ach was... dir wird langweilig werden," warf Cynewulf sofort ein.
"Und du meinst wirklich Cyneric und deine Nichte sind in Gondor?" fragte Erkenbrand schließlich. "Dein Bruder kehrte von seiner Mission in Rhûn bislang nicht zurück, und von seiner Tochter gibt es seit Jahren keine einzige Spur."
"Ich hoffe es," sagte Cynewulf. "Die beiden sind die Einzigen die noch von meiner Familie übrig sind..." gab er zurück. Cynewulf glaubte ein 'Hmm' von Erkenbrand zu hören und gönnte sich erneut einen Schluck Bier.
"Also schön, Cyne, ich glaube ich muss wieder in die Festung zurückkehren. Sonst wundern sich die Männer wo ich stecke," meinte der Hauptmann kurz darauf und erhob sich wieder. Cynewulf tat es ihm gleich und reichte Erkenbrand die Hand.
"Ich wünsche dir viel Glück auf deiner Suche" sagte dieser noch und ging wieder zur Hornburg zurück.

Früh am nächsten Morgen packte Cynewulf seine Sachen zusammen. Obwohl das gute Wetter ein schnelles Vorankommen zu Pferde ermöglichte, hatte er trotzdem eine lange Reise vor sich. Nachdem er sein Quartier zum letzten Mal verlassen hatten, ging er zur Rüstkammer und legte seine von ihm selbst geschmiedete Rüstung an. Hinter seinem Köcher befanden sich zwei kleinere Beutel; einer mit einigen wenigen Goldmünzen, der andere mit einiger nahrhafter Wegzehrung gefüllt. Erkenbrand dachte Cynewulf. Ein Abschiedsgeschenk seinerseits. Dennoch war er es zu früh um sich bei seinem Kommandanten für das kleine Geschenk zu bedanken und so ging er zu den Stallungen, sattelte sein Ross Schildbrecher und trabte langsam zum Tor. Sein erstes Ziel war seine alte Heimat: Hochborn im Hargtal.

Cynewulf ins Hargtal

« Letzte Änderung: 16. Mär 2017, 09:38 von Fine »
Er hat noch gezuckt weil ich ihm meine Axt in seine Nervenstränge getrieben habe.

-Gimli Gloinssohn zu Legolas, Schlacht bei Helms Klamm-

Thorondor the Eagle

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Das Umland von Helms Klamm
« Antwort #7 am: 12. Feb 2020, 14:29 »
...Gimli und Helluin aus Edoras

„Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr ich mich auf ein deftiges Zwergenbier freue, kräftig und resch. Nicht so ein lindes Gebräu wie es die Menschen trinken, von den Elben wollen wir hier gar nicht erst reden“, brummte Gimli hinter dem Dúnadan am Pferd sitzend. Die Vorfreude in seiner Stimme war deutlich herauszuhören. „Hast du schon einmal eines gekostet, Jungchen?“
„Nein“, antwortet Helluin knapp.
„Ah, dann kannst du dich auf etwas Köstliches und Einmaliges freuen – wie es sanft den Gaumen umspielt und langsam den Rachen hinunterläuft. Argh“, bei dem letzten Geräusch sah Helluin den Zwerg regelrecht vor sich, wie er nach einem Tropfen dieses Getränkes ächzte „Auch mit deiner Vorgeschichte, wird mein Volk gastfreundlich zu dir sein, dafür werde ich schon sorgen.“
„Mhm“, stimmte der junge Mann zu. Seine Gedanken kreisten noch um seinen Aufenthalt in Edoras.



„Meduseld“, hauchte Aragorn als er durch die Halle ging. Sein Blick war nach oben gerichtet, ein wenig Licht drang durch die Fenster unter dem Dach herein.
„Ja, wir sind wieder hier“, antwortete Gandalf.
Der König Gondors wirkte ehrfürchtig, aber nicht vor diesem Gemäuer, vielmehr - so vermutete Helluin - vor seinem Schicksal, dass ihn nach all den Jahren der Gefangenschaft wieder hierhergeführt hatte.
„Und jedes Mal als ich hier ankam, war ich auf dem Weg in die Schlacht.“
„Auch etwas, dass sich nicht verändert hat“, entgegnete der Zauberer mit einem scherzhaften, aber bedrückten Lachen.

Der Duft von frisch gebeiztem Holz lag noch deutlich in der Luft. Helluin mochte es, denn es wirkte beruhigend auf ihn. Dass dieses Gebäude vor kurzem errichtet wurde, sah man nur bei genauem Hinschauen. Es wirkte nach wie vor sehr erhaben, als wären seit jeher die wichtigsten Entscheidungen dieses Landes hier gefällt worden.

„Als ich das letzte Mal hier vorbeikam, waren die Bauarbeiten noch nicht weit fortgeschritten“, berichtete Gandalf „Es überrascht mich sehr, auf eine positive und negative Weise.“
„Was ist dem negatives abzugewinnen?“, fragte Helluin.
„Auf den ersten Blick mag es positiv wirken und Gandalf und ich freuen uns auch, dass es so rasch voran geht. Allerdings wird Königin Eowyn nach der Fertigstellung die Menschen, samt Hof und Soldaten wieder hierher nach Edoras verlegen.“
„Und so, weiter weg von der Grenze Gondors und ihrem Feind“, beendete der Junge den Satz.
„Ganz recht.“
„Aber Onkel, wenn du die Königin bittest ihre Soldaten in Aldburg zu belassen, zumindest einen Teil davon… denkst du nicht sie würde dem Wunsch Folge leisten?“
„Das klingt nach einer interessanten Idee von unserem jungen Heermeister“, hakte der Zauberer in das Gespräch ein. Er drehte sich dabei fordernd zu Aragorn, stütze sich aber auf seinen Stab: „Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn man um Hilfe bittet um gegen einen so übermächtigen Feind anzutreten.“
„Ich scheue mich nicht davor um Hilfe zu bitten, das weißt du sehr genau Mithrandir. Hier geht es um Fairness. Eowyn soll für ihr Volk tun, was sie für richtig hält ohne die Stimmen der anderen im Ohr zu haben. Rohan hat schon zu lange unter dem Einfluss der anderen gelebt und es brachte ihm nur Verderben.“
„Diese Tage sind verdorben, was soll daraus hervorgehen?“, fragte Gandalf resigniert.
„Du“, ergriff nun Helluin nochmal das Wort und deutete dabei auf Aragorn „erzähltest mir in meiner Kindheit von den Rohirrim und den schnellen Pferden auf denen sie geritten kamen. Niemand würde sie einholen können, nicht einmal die geflügelten Bestien des Ostens. Ob Aldburg oder Edoras, Königin Eowyn wird euch immer unterstützen und die Rohirrim werden mit Sicherheit rechtzeitig ankommen.“

Gandalf wirkte ein wenig besänftigt. Aragorn nickte und deutete ein Lächeln an: „Hier also trennen sich unsere Wege schon wieder. Das bedaure ich sehr.“
„Das bedeutet aber nicht, dass wir uns nicht bald wiedersehen. Vielleicht verschlägt es mich bald zu dir nach Gondor.“
„Dort wärst du mir eine große Unterstützung.“
„Ich habe noch etwas für dich, Onkel“, sagte nun Helluin. Scham überkam ihn und er schaute zu Boden. Mit einer Hand griff er in sein Reisegepäck und kramte ein altes Leinentuch hervor. Mit den flachen Händen hielt er es Aragorn hin. Dieser bemerkte, dass darin etwas eingewickelt war und öffnete es. Zum Vorschein kam das Elendilmir mit dem weißen Stein Elendil’s.
„Woher hast du das?“, fragte Aragorn erstaunt und lenkte damit sogar die Aufmerksamkeit Gandalf’s auf das Schmuckstück.
„Saruman übergab es mir vor einiger Zeit. Er fand es einst auf den Schwertelfeldern, als er auf der Suche nach dem einen Ring war. Ich schäme mich zutiefst es in meinem Hochmut selbst getragen zu haben.“

Eine seltsame Faszination überkam den König. „Es hat von seinem Glanz nichts verloren“, flüsterte Aragorn und strich mit zwei Fingerspitzen über den Mithrilreif seiner Vorgänger. Das Licht des Steines spiegelte sich in seinen Augen wider.
„Der Hochmut seiner vergangenen Träger hat sie letztlich alle in den Tod geführt und das nördliche Königreich wurde ausgelöscht. Du aber hast nach all dieser Zeit gelernt demütig zu sein, junger Freund, ich denke nicht, dass du ihr Schicksal so schnell teilen wirst“, beschwichtigte der Zauberer den Dúnadan.
Aragorn deckte den Stirnreif wieder mit dem Leinen zu und drückte die Hände seines Neffen von sich: „Von ganzen Herzen bitte ich dich, bringe das Elendilmir nach Imladris zu Arwen. Mögen der Abendstern und der Stern des Nordens dort vereint sein, bis sich seine Träger dort wieder begegnen werden.“ Seine Augen bargen Tränen, als er ihren Namen in den Mund nahm.



„Woran denkst du?“, fragte der Zwerg plötzlich und holte den Dúnadan so in die Gegenwart zurück.
„Nichts weiter.“
„Wärst du lieber mit Aragorn geritten?“
„Er hat mich aus der Gefngenschaft befreit, ist es da nicht normal sich in seiner Schuld zu fühlen?“
„Du stehst in seiner Schuld, da hast du Recht. Dies bedeutet aber nicht, dass du immer Seite an Seite mit ihm reiten musst. Du kannst ihm und seiner Sache auch auf andere Weise unterstützen.“
Helluin dachte an das Elendilmir in seiner Tasche. Eigentlich hat mir Aragorn eine sehr wichtige Aufgabe übertragen. Ich darf… oder ich muss Arwen die Botschaft seines Überlebens und seiner Freiheit überbringen und gleichzeitig mitteilen, dass er es wieder vorzog in den Krieg zu ziehen. Immer nur von Ungewissheit geplagt zuhause sitzen und nichts tun können als warten... Es muss ein furchtbares Gefühl sein. Es ist ein furchtbares Gefühl, Mama ist es auch viele Jahre so ergangen.

„Sieh nur!“, forderte ihn Gimli auf und erst jetzt erspähte der Dúndan in der Ferne, am Ende des Tales der Ered Nimrain den kolossalen Turm von Helms Klamm.
„Wir sind da. Ich rieche schon das Festmahl in meiner Nase und spüre schon das zarte Fleisch zwischen meinen Zähnen. Nichts gibt es Besseres als die Speisen aus den Händen einer wunderhübschen Zwergenfrau.“
„Darf ich daran zweifeln, Gimli?“
„Du wirst es schon schmecken“, antwortete er leicht eingeschnappt.

Im Galopp ritten sie den breitgetretnen Pfad entlang direkt auf die Burg zu. Immer wieder saßen Krähen und andere Vögel auf dem Weg und suchten nach Essbarem. Mit den Flügeln wild umher schlagend stürzten sie sich aber von der Straße um von Helluin’s Pferd nicht zertrampelt zu werden. Einer der Vögel, er hatte wohl einen verletzten Flügel, konnte nur holprig von der Straße abheben. Mit Müh und Not erhob er sich in die Lüfte, schaffte es aber nicht hoch genug zu fliegen. Er streifte Helluins rechten Arm und verhedderte sich schließlich im Lederriehmen an dem Gimli seine Axt befestigt hatte.
„Argh“, hörte Helluin den Zwerg knurren. Er versuchte das Pferd zu bremsen.
„Verdammtes Federvieh…. Hau ab.“
Das Pferd kam zum stehen.
Dem Zwerg entkam noch ein Schmerzschrei, aber als Helluin sich umdrehte, flog die Krähe bereits mit ihrem demolierten Flügel davon.
„Alles in Ordnung?“, fragte der Dúnadan.
„Verdammte Crebain“, fluchte er „Setzt sie Saruman nun schon als Krieger ein? Mit solch einer Scharlatanerie wirfst du einen Zwerg sicher nicht vom Pferd!“ Schrie Gimli und hob drohend die Hand gegen den Himmel, der Krähe hinterher.
„Saruman?“, fragte Helluin den Zwerg.
„Ja, Saruman. Schon damals als wir von Bruchtal aus aufbrachen, benutzte sie der Zauberer als Kundschafter.“

Helluin vernahm Pferdegetrampel, er schaute Richtung Burg und sah drei berittene Rohirrim auf sie zukommen.
„Hier heißt uns wohl jemand Willkommen“, stellte Helluin besorgt fest. Er biss sich nervös auf die Lippen.
„Mach dir keine Sorgen Junge, ich mach das schon. Immerhin bin ich ein Zwerg und Zwerge sind hier willkommen.“
„Aber ob auch ein Verräter der Dunedain wilkommen ist?“
1. Char Elea ist in Bree  -  2. Char Caelîf ist in Palisor

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In der Feste: Altes Vertrauen
« Antwort #8 am: 21. Feb 2020, 21:58 »
„Wer seid ihr und was führt euch nach Helms Klamm?“, fragte einer der Soldaten im forschen Ton.
„Wir kommen aus Aldburg, eure Königin hat uns auf den Weg geschickt und wir möchten zu meinen Verwandten in Aglarond“, entgegnete Gimli in ähnlich forschen Ton.
„Und wie ist euer Name?“
„Gimli, Gloinsohn“, brüstete er sich.
„Gloin? Dein Vater wird sich über deine Rückkehr freuen.“
„Oh“, der Mund stand Gimli offen „Bei Durin‘s Bart, er ist hier?“
Die Soldaten bejahten mit einem kurzen Nicken.
„Und du?“
„Er gehört zu mir“, übernahm der Zwerg.
„Wer bist du?“
„Er ist einer der Dunedain, ein Gefolgsmann des Königs von Gondor und somit euer Verbündeter.“
„Nennt mir euren Namen!“ Die hinteren beiden Soldaten hatten ihre Hand bereits am Schwertheft.
Eine unangenehme Anspannung lag in der Luft. Die Soldaten waren übermäßig vorsichtig.
„Helluin“, antwortete der junge Mann und seufzte. Augenblicklich zogen die beiden Begleiter ihre Schwerter.
„Halt, halt“, warf der Zwerg ein „Nicht so vorschnell.“
Aber die Soldaten ließen nicht von ihrem Vorhaben ab.
„Dein Name und deine Taten sind uns bekannt Verräter! Im Namen unserer Königin erklären wir dich zu unserem Gefangenen.“
„Aber von ihr kommen wir doch gerade“, erklärte Gimli, doch die Soldaten beachteten ihn nicht.
„Legt euere Waffen nieder!“
Helluin zögerte. Was soll ich nur tun? Wenn ich die Waffen nicht ablege töten sie mich an Ort und Stelle, aber wenn ich sie ablege? Was passiert dann? Dasselbe wie in Aldburg? Wer weiß ob ich nochmal so großes Glück habe…
„Legt sie nieder!“, befahl er nochmals.
„Und dann?“, schrie Helluin verzweifelt zurück „Was geschieht dann? Lieber wehre ich mich, als unbewaffnet meine Hinrichtung abzuwarten.“
„Legt sie ab und ihr werdet Erkenbrand, dem Herrn der Westfold vorgeführt. Er wird entscheiden ob das Urteil der Königin vollzogen wird.“
Das Urteil der Königin? Was meint er? Gibt es bereits ein Todesurteil – für mich?
„Junge“, riss ihn der Zwerg leise sprechend aus den Gedanken „Hör auf ihn. Mit diesem Erkenbrand kann man besser reden, als mit diesen hirnlo… hmmm einfachen Soldaten.“
Helluin löste sein Ledergeschirr und sein Schwert, sowie Bogen fielen mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Mit dem Pferd bewegte er sich ein wenig nach links.

„Folgt mir“, befahl der Anführer der Wache „und ihr zwei reitet hinterher. Nicht, dass er uns abhaut.“ Der Stolz, einen Verräter der Riddermark gefasst zu haben, war dem Soldaten in das Gesicht geschrieben. Mit einem sachten Fersentritt setzte er das Pferd in Bewegung. Helluin folgte dem Soldaten, hinter ihnen ritten die beiden anderen her. Als sie den Dammweg erreichten, erkannte Helluin, dass geöffnete Tor. Erst als sie es passierten, wurde es wieder geschlossen. Sie folgten einem schmalen Gang entlang dem inneren Mauerwerk, dann gelangten sie in den inneren Burgring und schließlich in die Feste. Vor dem Tor des in den Felsen eingelassenen Bergfriedes stand ein übergroßer, muskulöser Rohirrim. Er war in eine prächtige goldene Rüstung über dunkelgrünem Unterhemd gekleidet. An seinem Gurt hing ein schwarzes Horn.
„Mein Herr“, grüßte ihn der Soldat der Rohirrim „recht sonderbare Reisende sind hier eingelangt.“
„Wer ist es“, antwortete der Herr der Feste mit einer einschüchternd tiefen Stimme. Helluin war eingeschüchtert. Das ist wohl dieser Erkenbrand.
„Der Zwerg ist Gimli, Sohn des Gloin“ der Zwerg war dem Herrn der Feste bekannt und der Name bescherte ihm ein beruhigtes Lächeln, „und sein Begleiter ist Helluin, der Verräter.“
Überrascht nahm Erkenbrand Helluin ins Visier: „Helluin? Welche List hat Saruman sich diesmal ausgedacht, dass er dich alleine hierherschickt, mit einem bekannten Zwerg im Gepäck.“
„Sprecht nicht über mich als wäre ich nichts weiter als der Rucksack am Rücken dieses Menschen“, warf Gimli eingeschnappt dazwischen „Selbst wenn ihr der Herr dieses Tales seid.“
„Ich erinnere mich gut an euch Gimli und ich stehe nach wie vor in eurer Schuld. Wie ich auch feststellen muss, habt ihr euch kaum verändert. Es ist auszuschließen, dass ihr einem Zauber verfallen seid“, versuchte er ihn zu besänftigen und befahl seinen Soldaten: „Gebt unseren Freunden unter dem Berg Bescheid.“

Alle gemeinsam betraten sie die Hallen aus massivem Stein. Der Raum war kahl und kühl. Ein massiver Stuhl aus Holz mit Armlehnen und Verzierungen stand mittig am Ende des Raumes, links und rechts davon ein paar kleinere schmucklose.

„Ihr seid offensichtlich nicht sein Gefangener und auch nicht Opfer eines Zaubers, Gimli. Warum also reist ihr mit diesem Verräter?“, fragte Erkenbrand nun.
„Wie wir euren Soldaten bereits gesagt haben, schickt uns eure Königin. Sie hat diesem jungen Mann Gnade gewährt, denn nicht länger steht er unter dem Einfluss des weißen Zauberers.“
„Und wieso sollte ich euch dies glauben?“
„Lasst mich eure Frage mit einer Gegenfrage beantworten: Wieso sollte er ausgerechnet hierherkommen, wo er doch weiß, dass er gefangen genommen wird.“
„Diese Frage beschäftigt mich ebenfalls.“
„Ich bürge für meinen jungen Freund hier und ich nehme ihn mit in die Hallen meines Volkes. Bis zu seiner Abreise, werdet ihr ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen“, versicherte Gimli.

„Gimli! Mein Sohn!“, hallte plötzlich eine brummige Stimme durch den ganzen Saal „Durin’s Krone sollte vom Himmel stürzten, brüllte ich gen den Nachthimmel, solltest du fallen. Aber sie hängt noch dort oben.“
Helluin sah einen Zwerg, der zwar eindeutig Älter als Gimli war, aber sehr starke Ähnlichkeit mit ihm hatte. Der eilige Schritt mit den kurzen Beinen der Zwerge war lustig anzuschauen, trotzdessen war der Dúnadan sehr berührt von dieser Begegnung. Vater und Sohn umarmten einander nur kurz und hätte man ihre Gesichter nicht gesehen würde es sehr emotionslos wirken, aber ihre Augen glänzten vor Freude und Stolz und auf ihren Lippen war ein erleichterndes Lachen.
„Und ja, er hat es jeden Tag kontrolliert“, legte ein anderer, weißhaariger Zwerg nach. Eine Hand ruhte dabei auf der Schulter von Gimli.
„Dori“, grüßte ihn Gimli.
„Es tut gut dich wieder zusehen.“ Beide packten Helluin’s Reisebegleiter unter dem Arm und zogen ihn in Richtung der hinteren Räumlichkeiten.

„Nun liebe Freunde“, erhob nun wieder Erkenbrand das Wort „was geschieht nun mit dem Waldläufer?“
Gimli drehte sich schlagartig um: „Ja stimmt, ja“. Er überlegte einen Moment.
„Seid ihr nicht selbst Zeuge geworden wie euer König ein Opfer von Saruman’s Zauberkünsten wurde und habt ihr nicht miterlebt wie er von seinem Zauber geheilt wurde? Bedenkt dies in eurer Entscheidung und berücksichtigt auch, dass ich für den Jungen bürge.“
„Ich vertraue euch, Gimli, nach wie vor“, antwortete der Erkenbrand und wandte sich dann zu Helluin „Wenn ich dich einmal hier in meiner Feste erwische, geht es nicht mehr so glimpflich für dich aus.“
Der Dúnadan nickte zaghaft. Ohne jegliche Bewaffnung ging er eiligen Schrittes zu den Zwergen und folgte ihnen.

Helluin, Gimli, Gloin und Dori in die silberne Feste
« Letzte Änderung: 21. Mär 2020, 15:19 von Thorondor the Eagle »
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